Zum Inhalt springen

ESC-Sieger Österreich So viel Schweiz steckt im Sieger-Song «Wasted Love»

Countertenor JJ singt in den höchsten Lagen über unerwiderte Liebe. «Wasted Love» vereint Klassik und Elektro-Beats und überzeugt die Jurys und das Publikum am ESC. Auch etwas Schweiz steckt im Song.

Das grosse Finale des Eurovision Song Contest ging am Samstag Abend in Basel über die Bühne. Bis zum Schluss blieb es spannend: Israel und Österreich lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Doch der Sänger JJ aus Wien holte sich auf der Zielgeraden mit seinem Song «Wasted Love» die ersehnten Punkte des Publikum-Votings und setzte Österreich an die Spitze.

Schweden galt in den Wettquoten lange als Favorit und erreichte «nur» Platz vier, überraschend hinter Estland auf Platz 3. Österreich hatte lange den zweiten Platz belegt.

Ganz Europa freut sich für und mit JJ, einem authentischen und sympathischen Gewinner. So spricht er zu Österreich im Siegerinterview mit Moderatorin Hazel Brugger: «Wir haben den Schas!»

«Wasted Love»

JJs Song stammt aus einem erfolgreichen Songwriter-Team. Der Zürcher Produzent Pele Loriano, der auch den Gewinnersong vom letzten Jahr «The Code» von Nemo oder Zoë Mës «Voyage» mitproduziert hat, war auch bei «Wasted Love» von JJ mit am Werk.

Eingesungen wurde er in Zürich. Die Songs haben mit der Mischung aus Opernelementen und Elektro-Beats einige Gemeinsamkeiten. Ähnlich wie «The Code» ist auch JJs «Wasted Love» in einem Songwriting-Camp entstanden.

Inszeniert wurde «Wasted Love» ganz in schwarz-weiss, als Schiffbruch auf der Bühne der St. Jakobshalle in Basel. JJ performt selbstbewusst und treffsicher in Pop- und Operngesang bis zum Spitzenton am Schluss. Er holt sich sowohl Punkte bei den Länder-Jurys als auch beim Publikum.

Klassik und Pop

Dramatische Inszenierungen sind nichts Neues für den 24-jährigen Gewinner JJ – bürgerlich Johannes Pietsch. Wenn JJ nicht gerade für das Millionen-Publikum des Eurovision Song Contest performt, steht er als Countertenor auf der Bühne der Wiener Staatsoper.

Sowohl Klassische Musik als auch Pop spielten schon immer eine grosse Rolle in JJs Leben. Als Sohn einer philippinischen Köchin und eines österreichischen Informatikers ist Johannes Pietsch in Wien geboren und in Dubai aufgewachsen.

Es sind die kristallklaren Höhen. Ich glaube, es ist das, was mich so reizt.
Autor: JJ (Johannes Pietsch) Countertenor

Jedes Wochenende fanden Karaoke-Parties bei ihnen zu Hause statt und am nächsten Morgen spielte Johannes' Vater ihm die Toccata von Bach, alle Symphonien von Beethoven und Opern von Mozart. Das sei richtige Musik, meinte er.

Als Johannes Pietschs Stimme auch nach dem Stimmbruch kaum sank, meinte sein Umfeld, er sei Countertenor, er solle dem nachgehen. Die Opernschule der Wiener Staatsoper führte ihn dann in die Klassische Musik. Er selbst meint: «Es sind die kristallklaren Höhen. Ich glaube, es ist das, was mich so reizt.»

Gecoacht durch Gewinner

Als Teenager überzeugte er schon die Jurorinnen und Juroren von Casting-Shows mit seinem hohen Sopran. Den Eurovision Song Contest schaut JJ zum ersten Mal im Alter von 13 Jahren, aus Solidarität für Conchita Wurst und die queere Community, zu der sich JJ zugehörig fühlt.

Die Frau mit Bart sorgte für Furore und gewann 2014 für Österreich. Und von da an war klar. JJ wollte auch auf diese Bühne. Mittlerweile nennt er Conchita Wurst «Mutti» und schenkt ihr Blumen zum Muttertag, denn sie fungiert als Mentorin für ihn.

Die beiden führen eine enge Beziehung aber Conchita Wurst kann auch streng sein, so hat sie JJ in den letzten Tagen bei allen sozialen Anlässen striktes Sprech- und Singverbot erteilt. Ihr Tipp schien gewirkt zu haben, JJ hat stimmlich vom Halbfinal zum Final noch an Kraft zugelegt.

SRF 1, Eurovision Song Contest, 17.5.2025, 21 Uhr

Meistgelesene Artikel