Eine Show wie «Hello Again!» ist für mich vor allem eines: Teamarbeit. Allein bei der Aufzeichnung sind etwa 60 Mitarbeitende vor Ort im Studio 1 in Zürich Leutschenbach. Darunter Kameraleute, Ton- und Lichttechniker, Redaktoren, Produzentinnen, Regieassistent, Aufnahmeleiterin, Tänzerinnen und Tänzer sowie Moderatorin Viola Tami. Dazu kommen noch prominente Gäste, die beim Lip-sync-Wettbewerb gegeneinander antreten, sowie die Musikgrössen, die auf der Bühne performen.
Bei «Hello Again!» dreht sich alles um Musik. Die Dramaturgie der ganzen Show ist gesetzt von der Redaktion, die sich genau überlegt, welche Songs und Gäste in welcher Reihenfolge kommen. Zu jedem Programmpunkt hat sie eine Vorstellung, was sie «rüberbringen» möchte, mal eine verträumte Winterlandschaft, mal eine modern-geometrische Kulisse. Und als Regisseur inszeniere und visualisiere ich das mit gestalterischen Mitteln wie Lichteffekten, Kameraführung, Bühnenbild und Schnittrhythmus.
Insgesamt will ich natürlich einen «guten Fluss» in der Sendung, dass es schöne Übergänge gibt, dass es unterhaltsam ist und insgesamt «showig» wirkt. Dafür setze ich zum Beispiel auch einen Kamerakran ein oder eine Steadycam, die verwacklungsfreie Kamerafahrten ermöglicht. Oder sogar mal Feuerwerk.
Bildergalerie zu «Hello Again!»
-
Bild 1 von 12. Linda Fäh bringt, umrahmt und unterstützt von Tänzerinnen, Schwung und gute Laune auf die Bühne (2018). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 2 von 12. Seit 2014 heisst es einmal im Jahr am Samstagabend auf SRF 1: «Hello Again!». Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 3 von 12. Viola Tami moderiert «Hello Again!» seit 2019. Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 4 von 12. Grosser Auftritt von Vincent Gross: mit Lichtshow und den sechs Tänzerinnen und Tänzern, die bei «Hello Again!» mit unterschiedlichen Choreographien auftreten (2020). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 5 von 12. Beatrice Egli kann auch ganz anders – und überrascht mit einer Rocknummer (2019). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 6 von 12. Bunt, schrill, 80ies: Anita Buri verlegt ihren Lip-Sync-Auftritt in die Aerobic-Stunde (2020), …. Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 7 von 12. … ihre Mitstreiterin Kiki Mäder hingegen lässt in Feierlaune die Hotel-Boys tanzen (2020). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 8 von 12. Immer wieder ein Höhepunkt – auch fürs Auge: Schlagerstar Helene Fischer (2018) . Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 9 von 12. Grosse Bühne für eine Sängerin, die sie mit ihrer Stimme und ihrer Persönlichkeit auch ausfüllt: Andrea Berg (2019). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 10 von 12. Youtuberin Raffaela Zollo alias Raffa’s Plastic Life beim Lip-sync-Wettbewerb: Auch sie hatte attraktive Helfer zur Seite (2019). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 11 von 12. Al Bano singt mittendrin im Feuerwerk (2020). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
-
Bild 12 von 12. Festliches Finale bei «Hello Again!»: DJ Ötzi im Glitzer- und Goldregen (2019). Bildquelle: Foto: SRF / Mirco Rederlechner.
Penibel vorbereitet
Die Regieassistentin unterstützt mich bei meiner Arbeit. Sie bereitet das Material auf, das die Redaktion bereitstellt: zum Beispiel Liedtexte oder die Bühnenaufstellung der Bands. Wann fängt das Lied an? In welcher Sekunde der Gesang? Denn dazu lege ich jeweils die passenden Kameraeinstellungen fest, bis ich zum Schluss eine präzise Schnittabfolge habe. In einem Musikstück können das bis zu 40 Einstellungen sein. Jede Kamera hat eine Vorgabe, damit wir bei der Aufzeichnung alles ziemlich schnell umsetzen können und bei den Proben nicht zu viel Zeit verlieren.
Alle Angaben zur gesamten Show halten wir im sogenannten Livebuch fest. Es umfasst bei «Hello Again!» in der Regel rund 150 Seiten und enthält etwa 80 einzelne Ablaufpunkte wie Moderation, Talk, Einspielfilm, Bühnenauftritt. Wo findet was wann mit wem statt – und wie? Das Livebuch ist unser Ablaufplan, der für alle gilt.
Blick in Arbeitsdokumente
Proben, Proben, Proben
Bereits in der Vorwoche der Aufzeichnung ist das Dekor im Studio 1 in Zürich Leutschenbach für «Hello Again!» aufgebaut. Dann wird mehrmals und in unterschiedlicher Zusammensetzung geprobt. Mal mit Statist:innen, mal mit den Stars, mal nur mit der Moderatorin. Unverzichtbar ist auch der technische Durchlauf, der zeigt, ob das Timing passt. Klappt der Umbau während des dreiminütigen Einspielers? Wenn die Zeit nicht reicht, müssen wir eine Lösung finden.
Bei der Generalprobe sind alle dabei, auch in Kostüm und Maske. Das ist ein Eins-zu-Eins-Durchlauf – allerdings mit Kürzungen, damit wir es zeitlich schaffen. Ganz wichtig ist die nachfolgende Auswertung. Hier kann ich noch auf mögliche Fehler hinweisen oder letzte Änderungswünsche einbringen. Logisch: Im besten Fall läuft die Generalprobe aufgrund der vorangehenden Proben so stabil, dass es nicht mehr viel zu besprechen gibt.
Der Countdown läuft
Noch eine Minute bis zur Aufzeichnung. Ich sitze mit der Bildmischerin, der Produzentin, dem Bildtechniker und der Bildoperateurin in der Regie. Die verschiedenen Kamerabilder vor mir auf den Bildschirmen. Bei mir laufen alle Fäden zusammen, jede und jeder weiss, was zu tun ist. Und ich muss den Überblick behalten.
Wir sind alle über Funk verbunden. Da gibt’s unterschiedliche Verbindungen, etwa zur Aufnahmeleitung, die mein Sprachrohr ins Studio ist. Sie gibt das Zeichen. Jetzt geht es noch eine Minute. Achtung, zehn Sekunden … und zum Start gebe ich durch: «Signet läuft», «Applaus top», «Auftritt top».
Die Anspannung ist hoch, klar, doch hier hilft mir die Routine. Ich muss schauen, muss fragen und hören. Ist die Bühne bereit? Ist die Band bereit? Ich gebe eigentlich immer die Initialzündung für alles, was passieren muss, auch was synchron mit anderen Dingen passieren muss.
Über Funk führe ich die Kolleginnen und Kollegen durch die Aufzeichnung. «Gut gemacht.» «Jetzt haben wir noch die Hälfte der Sendung vor uns.» «Bald müssen wir die Kameras zügeln, das ist zeitlich knapp und bitte bleibt dran.» Ich verliere auch selten Worte darüber, wenn etwas schief ging. Denn das ist eigentlich tabu. Was passiert ist, kann man ja nicht mehr ändern. So ist Live-Fernsehen.
Schlussapplaus
Gelungen ist die Regie, wenn das Team funktioniert, wenn jede und jeder im richtigen Moment macht, was sie oder er machen müsste. Und wenn die Show lebendig rüberkommt und schön gestaltet ist, wenn alles synchron ist und es keine Fehlstarts gibt. Mal für Mal bin ich beeindruckt von der Gesamtleistung! So eine Produktion ist zwar schon auch immens viel Arbeit, dauernd unter Zeitdruck. Doch der Aufwand lohnt sich: weil – wie ich finde – alles in allem immer wieder eine richtig gute Show herauskommt.