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Piste des Parallel-Riesenslaloms im Snowboard
Legende: «Kamera läuft!» – alles bereit auf der Corviglia-Piste für den Parallel-Riesenslalom im Snowboard. SRF/Remy Steiner

Blick hinter die Kulissen 49 Rennen in 12 Tagen: SRF stemmt Monster-Produktion im Engadin

Im Rahmen des Host-Broadcasting-Auftrags der SRG produziert SRF gemeinsam mit RSI sämtliche 49 Wettkämpfe der Freestyle-WM 2025 im Engadin. An drei Standorten stehen dafür bis zu 90 Mitarbeitende im Einsatz. Es ist keine alltägliche Produktion. «Hallo SRF!» blickt hinter die Kulissen.

9 Uhr morgens auf der Corviglia, etwas mehr als 2000 Meter über Meer. Die Sonne strahlt, der Schnee glitzert. Alles ist bereit für den ersten Einsatz der Alpin-Snowboardinnen und -Snowboarder an den Weltmeisterschaften im Engadin. Nur gestartet wird nicht. Eine Vorfahrerin ist gestürzt. Erst mit rund 20-minütiger Verzögerung katapultieren sich die ersten Athletinnen aus dem Starthaus. Was das noch etwas spärliche Publikum im Zielraum mit stoischer Ruhe zur Kenntnis nimmt, sorgt bei Peter Baer für wesentlich mehr Unruhe.

Denn der Aarauer ist als SRF-Produzent mitverantwortlich für die Herstellung des Weltsignals des Rennens. Die Bilder, die Peter Baer zusammen mit Regisseur Ueli Barmettler und bis zu 90 weiteren, mehrheitlich bei SRF angestellten Mitarbeitenden, im Rahmen des Host-Broadcasting-Auftrags der SRG produziert, strahlen rund 30 TV-Stationen rund um den Globus live aus. Insgesamt 49 Rennen – 28 Qualifikationen und 21 Finals – produziert die Crew in zwölf Tagen während der Snowboard-, Freestyle- und Freeski-Weltmeisterschaften 2025 im Engadin.

Im Schnitt über vier Rennen pro Tag

Die Wettkämpfe finden auf sechs Pisten in den Skigebieten Corviglia und Corvatsch sowie auf der Olympiaschanze in St. Moritz statt. «Drei verschiedene Standorte, im Schnitt mehr als vier Rennen pro Tag, einige davon überschneidend – das macht die Produktion dieser Weltmeisterschaften zu einer besonderen Herausforderung», sagt Karin Nussbaumer, die als Leiterin Nationale Produktionen der SRG die Hauptverantwortung für das Projekt trägt.

Peter Baer, Thomas Rüdisüli, Karin Nussbaumer, Ueli Barmettler
Legende: Vier Profis im Einsatz: Produzent Peter Baer, technischer Projektleiter Thomas Rüdisüli, Projektleiterin Karin Nussbaumer und Regisseur Ueli Barmettler SRF/Remy Steiner

Aufgrund der schlechten Wettervoraussichten für das Wochenende hatten die Organisatoren entschieden, die Qualifikation im Skicross einen Tag vorzuziehen. Diese Verschiebungen und Verzögerungen wirken sich auf die Arbeit der TV-Produktion aus. Denn der Zeitplan ist eng getaktet: 9 Uhr Qualifikation Parallel-Riesenslalom der Snowboard-Cracks, 13 Uhr Finalläufe, 15 Uhr Skicross-Quali – und auf der Corvatsch-Seite parallel den ganzen Tag die Qualifikation im Snowboard-Slopestyle. Heisst für die Crews vor Ort: Sonderschicht. «Zum Glück arbeiten wir mit drei autonomen Teams, die jeweils über eine eigene Regie vor Ort verfügen», erklärt Karin Nussbaumer. Bei der Corviglia, wo sich vier WM-Strecken befinden, ist der sogenannte «UHD1» von SRF im Einsatz. In diesem grössten Reportagewagen sind sogar zwei Regien untergebracht. Das erlaubt maximale Flexibilität. Und die ist gefragt an diesem intensiven Donnerstag.

Blick in die grosse Regie mit sehr vielen Bildschirmen im LKW.
Legende: Blick in die grosse Regie im LKW – links die zweite, kleinere Regie für parallel stattfindende Rennen SRF/Remy Steiner

Die Verzögerung vom Vormittag kann zwar aufgeholt werden, auch wenn die Mittagspause für die Kameraleute, Technikerinnen und Regiemitarbeitenden kurz ausfällt. Immerhin bleibt noch Zeit, sich mit Bratwurst und Rösti zu stärken. Die Snowboardfinals verlaufen dann reibungslos. SRF-Moderatorin Annette Fetscherin fängt im Zielraum die erste Reaktion einer enttäuschten Julie Zogg ein, in der Kommentatorenkabine analysieren Kommentator Reto Held und SRF-Experte Nevin Galmarini die beiden vierten Plätze von Ladina und Dario Caviezel.

SRF-Moderatorin Annette Fetscherin interviewt im Zielraum die Schweizer Snowboarderin Julie Zogg.
Legende: SRF-Moderatorin Annette Fetscherin interviewt im Zielraum die Schweizer Snowboarderin Julie Zogg. SRF/Remy Steiner

Nach vier Fahrerinnen klemmt das Startgate

Um 15 Uhr startet auch planmässig die Qualifikation im Skicross. Doch nach nur vier Fahrerinnen: erneuter Rennunterbruch. Das Startgate klemmt. Es wird geschraubt und gehämmert. Währenddessen im Fernsehen: Aufnahmen von rauchenden Zuschauern, tanzenden Athletinnen, diskutierenden OK-Mitgliedern. Bildmaterial, mit dem sich die erneute Zwangspause überbrücken lässt, gibt es zum Glück reichlich. 15 Kameras sind allein bei der Skicross-Piste im Einsatz, viele weitere auf den anderen Streckenteilen. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Kameras werden im Schnee verbuddelt, an Drohnen gehängt oder mit auf die Piste genommen, um den Athletinnen und Athleten hinterherzufahren.

Rund 90 Kamerapositionen

Alle Kameras liefern Bilder in Echtzeit in den Regiewagen im Zielgelände – «dank Glasfaserleitungen im Boden», erklärt Thomas Rüdisüli, Technischer Projektleiter seitens SRF. Seit der alpinen Ski-WM 2003 seien bei der Corviglia bereits Glasfaserkabel verlegt. «Sie sind das eigentliche Herz der Produktion», sagt Thomas Rüdisüli, als er im Technikraum neben einem Gewirr aus Kabeln steht. Wobei die Analogie mit dem Herz wohl nur teilweise stimmt. Die etlichen Kabelkilometer sind viel eher die Adern. Das Herz bildet der sogenannte «TV-Compound». In den Sattelschleppern und Kleinbussen im Zielgelände werden Bilder zusammengesetzt, Tonaufnahmen verarbeitet, Zeitlupen erstellt.

Vor dem Feierabend wird noch die Siegerehrung geprobt

Verantwortlich dafür sind die routiniert wirkenden Mitarbeitenden von SRF und RSI. Sie entsprechen, um beim Anatomie-Vergleich zu bleiben, quasi dem Gehirn. Und dessen Synapsen brennen auch ob der erneuten Verzögerung bei der Skicross-Qualifikation nicht durch. Gegen 17 Uhr ist dann auch die Skicross-Qualifikation zu Ende. Noch verabschiedet sich die Corviglia-Crew jedoch nicht in den Feierabend. Vorher steht noch eine Probe der Siegerehrung an. Etwas dem Zufall zu überlassen, ist trotz der grossen Erfahrung offensichtlich keine Option.

Drei Mitarbeitende vor den Bildschirmen beim Steuern des Tons.
Legende: Volle Konzentration bei den Videotechnikern SRF/Remy Steiner

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Junge Menschen im Publikum bei einer «Hallo SRF!»-Veranstaltung
Legende: «Hallo SRF!» Im Austausch mit unserem Publikum SRF

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