Vor neun Jahren kaufte Stefan S. beim Helvetischen Münzkontor eine schicke Holzbox mit echten Silbermünzen zum Andenken an den ersten Schweizer Franken. Die Firma pries das Set als «Sammlerrarität» an, die Auflage sei «weltweit limitiert». Zu jeder Münze gab es ein eigenes Echtheitszertifikat, welches ein «Sammeln mit Gewinn» garantiert.
Stefan S. bezahlte damals 850 Franken für diese angebliche Wertanlage. Allerdings hapert es jetzt mit dem Wiederverkauf. Ein Münzhändler in seiner Region will ihm für die Sammlung nur einen Bruchteil des Kaufpreises geben. «Kassensturz» schnappt sich die Holzbox und geht damit zu vier Experten. Was sagen Sie dazu?
Grundsätzlich kauft man das nicht. Numismatisch gesehen ist das einfach nur Schrott.
Das sind Schmelzmedaillen, wertlose Ware.
Trotz der ansprechenden Machart sind sie unverkäuflich.
Für diese Münzen bezahlen wir den Silberwert. Das sind 45.60 Franken.
«Münzen sind nicht zum Weiterverkauf bestimmt»
Ernüchterndes Fazit der kleinen Umfrage: Die angeblich raren Silber-Prägungen bringen lediglich den Materialwert ein, gerade einmal fünf Prozent des Kaufpreises. Das Helvetische Münzkontor dagegen erweckt geschickt den Anschein, seine Angebote seien besonders wertvoll. Dazu kommt eine aggressive Werbung in Magazinen oder per Massenversand. Wer das Kleingedruckte nicht liest, schliesst ein Münzen-Abo ab und bezahlt das Zwanzigfache des realen Wertes.
Auf Anfrage von «Kassensturz» schreibt das Münzkontor, der geringe Materialwert spiele keine Rolle, den Kunden gehe es um den «ganz persönlichen Wert» der Sammlerstücke. Diese würden üblicherweise nicht zum Zweck des Weiterverkaufs erworben. Die Firma fügt an: «Wir sind nicht erstaunt, dass ein Münzenhändler den Wert der Silberprägungen heruntergespielt hat, um den Einkaufswert so niedrig wie möglich zu halten. Schließlich lebt er von der Marge.» Und: Man möchte «ausdrücklich klarstellen, dass keine unbestellte Ware geliefert wird, sondern jeder Lieferung eine Bestellung zugrunde liegt.»
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Ab in die Schmelzkiste
Bei den Münzhändlern findet man indes keine Silberstücke vom Helvetischen Münzkontor im Verkauf. Bekommt Numismatiker Patrick Huber solche, wirft er sie in die Schmelzkiste fürs Recycling. Die besonders grossen, so genannten Gigantenprägungen enden gar in der Grabbel-Kiste für die Kinder. So lösen sich immer wieder vermeintlich grosse Wertanalgen in praktisch nichts auf.
Das Helvetische Münzkontor versicherte «Kassensturz», man kaufe einzelne Medaillen zurück, sogar über dem Verkaufspreis. Also nichts wie hin zum Hauptsitz nach Kreuzlingen, mit der Sammlung von Stefan S. im Gepäck. Doch hier lässt die Firma den «Kassensturz»-Reporter, nachdem er sich durch die Gegensprechanlage angemeldet hatte, kommentarlos vor verschlossener Türe stehen. Stefan S. hoffte wohl vergeblich auf den «Gewinn», der ihm das Helvetische Münzkontor versprochen hatte.