Der Hagerbach-Stollen in Flums wurde in den 1970er-Jahren gebaut. Unter anderem wurde darin Sprengstoff getestet. Heute haben im Versuchsstollen Hightech-Unternehmen ihren Forschungsplatz.
Landwirtschaft auch in den Kellern der Städte?
Seit März 2019 betreibt das «Swiss Center of Applied Underground Technologie» (Scaut) zusammen mit internationalen Industrie-Partnern den weltweit ersten «Underground Green Farming»-Prototyp zur nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln.
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Getestet wird, ob mit einem Aquaponik-System auch in einem Bergstollen oder in einem Keller Pflanzen wachsen können und ob eine Fischzucht an dieser unwirtlichen Stelle möglich ist. Klappt es, würde dies neue Möglichkeiten von Versorgung und Landwirtschaft etwa in Städten eröffnen.
Fisch-Abwasser wird zum Pflanzendünger
Aquaponik ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den beiden Wörtern Aquakultur und Hydroponik. Das Aquaponik-System arbeitet im Kreislauf: «Das über Fischexkremente mit Nährstoffen angereicherte Wasser aus den Fischbecken (Hydroponik) dient als Nahrungsquelle für die Pflanzen (Hydrokultur) und wird anschliessend wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt», erklärt Klaus Wachter, Geschäftsführer des Scaut.
Der Prototyp im Versuchsstollen Hagerbach besteht dabei aus drei Bereichen: Zwei Fischbecken, Salatkulturen in sechs Hochbeeten und einer Biofilteranlage.
Erste Ernte eingefahren
Aquaponik-Systeme kennt man seit den 1980er-Jahren. Die meisten sind in Industriehallen installiert – sie brauchen also Landfläche. Im Gegensatz dazu geht bei einer Pflanzen- und Fischzucht im Untergrund kein Land verloren. «Die Herausforderung im Hagerbach-Stollen ist das fehlende Licht und die Regulation der Luftfeuchtigkeit», sagt Ingenieur Wachter. Bereits konnte eine erste Ernte eingefahren werden: «Wir sind zufrieden», sagt Wachter. Die gemessenen Werte stimmen mit den Vorgaben überein, und die Pflanzen sind gewachsen.
Nun plant Scaut den Ausbau des Systems. Neben Gemüse und Salaten sollen auch Erdbeeren im Stollen geplant werden. Dabei will man die Abwärme von Servern nutzen, die in anderen Räumen des Versuchsstollens abgestellt sind.
Der Kanton St.Gallen hat für die Versuche eine befristete Bewilligung bis Ende Jahr erteilt. Bis dann will auch Scaut Bilanz ziehen.