Seit über einem Jahr ist der Audi von Thomas Flückiger verschwunden. Als er seinen Wagen das letzte Mal sah, drückte er dem Autohändler «Charlie» die Autoschlüssel in die Hand. Heute weiss Thomas Flückiger, dass er einem Schwindler auf den Leim gegangen ist: «Es ist unglaublich. Mein Auto ist gestohlen, und ich kann nichts machen.»
Letzten Sommer schreibt Thomas Flückiger sein Auto im Internet zum Verkauf aus. Daraufhin meldet sich ein Händler, der sich «Charlie» nennt. Charlies richtiger Name ist Nasil Caglar. Er gibt sich als Mitarbeiter der Garage Autotraum in Neuendorf (SO) aus. Er will den Audi in Kommission verkaufen. Thomas Flückiger besuchte die Garage und liess sich auf das Geschäft ein: «Es war eine gute Offerte. Ich konnte meinen Wunschpreis verlangen – 16‘500 Franken.»
Langes Warten aufs Geld
Thomas Flückiger unterschreibt den Vertrag. Scheinbar mit Autotraum. Adresse und Telefonnummer stehen auf dem Papier – auch Homepage und Logo der Garage. Der Audi wird auf der Seite von Autotraum zum Verkauf ausgeschrieben.
Nicht lange und Charlie meldet sich, das Auto sei verkauft. Auf das Geld jedoch müsse Thomas Flückiger warten. «Der Käufer brauche für die Finanzierung noch Zeit, meinte Charlie. Deswegen würde es ein paar Wochen dauern.» Aus Wochen werden Monate. Der Händler hält seinen Kunden hin.
Autotraum wird zum Albtraum
Schliesslich überweist Charlie alias Nasil Caglar 3500 Franken. 13'000 Franken bleibt er schuldig. Charlie beantwortet noch vereinzelt SMS, dann taucht er ab. Thomas Flückiger fährt nochmal zu Autotraum nach Neuendorf, um Garage und Händler zu konfrontieren. Doch Charlie ist nicht da.
«Ich habe in meinem Auto ein bisschen gewartet. Ein Herr, der um mein Auto gelaufen ist sagte mir: «Der Mann arbeitet hier nicht.» Jetzt wird Thomas Flückiger klar: Er ist auf einen Schwindel hereingefallen. Nasil Caglar alias Charlie sei hier nicht Garagist, sondern Untermieter, sagt der echte Inhaber der Autotraum-Garage.
Niemand will verantwortlich sein
Caglars miete für seine Firma, die Interwood AG, bloss einen Raum über der Garage und zehn Parkplätze davor. Ein Blick ins Betreibungsregister zeigt: Thomas Flückiger wird sein Geld wohl nie sehen. Nasil Caglars Auszug ist elf Seiten lang, er schuldet verschiedenen Gläubigern insgesamt 110‘000 Franken.
Autotraum hält fest, man könne nichts tun und trage keine Verantwortung für Charlies Geschäfte. Für Thomas Flückiger ist diese Aussage ein Hohn: «Ein Mann mit all diesen Schulden konnte ein Büro mieten, Kontakt mit Kunden haben und über die Homepage ein Auto verkaufen. Sie sind mitverantwortlich dafür, was mir passiert ist.»
«Charlie» bleibt unauffindbar
Der Chef der Garage in Neuendorf nimmt keine Stellung zum Fall. Er verweist auf den Geschäftsführer der Autotraum AG in Otelfingen. Dieser spielt den Ball zurück: Man habe die Garage in Neuendorf nur vermietet an die Firma Diamond Cars, welche als Franchisenehmer unter dem Namen Autotraum auftritt. «Die Verantwortung für allfällige Untermieter, deren Bonität und Vergangenheit (…) obliegt alleine der Diamond Cars AG.» Nach Bekanntwerden des Falls Flückiger habe man die Vereinbarung mit Diamond Cars in Neuendorf per sofort aufgelöst.
Der Autohändler Nasil Caglar bleibt unauffindbar, wie das Auto von Thomas Flückiger.