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Comparis wegen Noten für Immo-Inserate in der Kritik
Aus Espresso vom 17.04.2019. Bild: Comparis.ch
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Immobilieninserate Comparis wegen Noten für Immo-Inserate in der Kritik

Ungefragt bewertet der Vergleichsdienst Comparis Immobilien-Inserate. Die Note löschen zu lassen, ist aufwändig.

Ein «Espresso»-Hörer wollte sein Einfamilienhaus auf der Immobilienplattform Homegate verkaufen. Das freistehende Haus hat 5,5-Zimmer, 200 Quadratmeter Wohnfläche und einen grossen Garten. Er bot das Haus für 1,7 Millionen Franken an.

Kurze Zeit später staunte er nicht schlecht, als das Inserat ohne sein Wissen auch auf der Vergleichsplattform Comparis auftauchte. Zusätzlich hatte Comparis den Verkaufspreis mit einer ungenügenden Note bewertet. Das heisst, laut Comparis sei der Preis des Hauses rund 200'000 Franken zu hoch.

Der Hausbesitzer befürchtete, dass mögliche Interessenten durch die ungenügende Note abgeschreckt würden. Als er die Note löschen lassen wollte, hiess es bei Comparis, er müsse dazu ein Gesuch stellen.

Beschwerden auch beim Hauseigentümerverband

Auch beim Hauseigentümerverband HEV hätten sich schon Hausbesitzer über die Preisbewertungen beschwert, heisst es bei der Medienstelle: «Der HEV Schweiz hat bei Comparis dafür eingesetzt, dass das Verfahren zur Löschung oder zur Korrektur der Benotung vereinfacht wird. Seither bietet Comparis Betroffenen die Möglichkeit, Berichtigungs- und Löschgesuche einzureichen. Die Problematik ist damit nicht gänzlich aufgehoben, aber wesentlich entschärft worden.»

Die Comparis-Note sorgt nicht nur bei Immobilienbesitzer für rote Köpfe, auch Fachleute beurteilen die Note kritisch. So zum Beispiel Ronny Haase, von der Beratungsfirma Wüest und Partner: «Bei einer seriösen Preisschätzung werden 15 bis 30 Variablen einbezogen. Die Comparis-Note beruht nur auf sehr wenigen Angaben wie Adresse, Anzahl Zimmer und Baujahr. Damit lehnt sich Comparis weit aus dem Fenster.»

Keine Preisschätzung, sondern Orientierungshilfe

Finanz-Experte Frédéric Papp von Comparis verteidigt die Benotung der Inserate: «Es handelt sich dabei nicht um eine Preisschätzung, sondern eine Orientierungshilfe. So bekommen die Interessenten einen Eindruck vom Preisniveau in einem Wohngebiet.» Zudem würden nur Inserate bewertet, bei welchen man genug Angaben auch von früheren Verkäufen habe.

Das aufwändige Verfahren, wenn man eine Note löschen lassen will, rechtfertigt Papp damit, dass man sicher gehen wolle, dass es sich wirklich um den Besitzer der Immobilie handle. Für Betroffene bedeutet das trotzdem unnötig viel Aufwand für etwas, dass man weder wollte noch bestellt hat.

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