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Parasitologe Peter Deplazes gibt Tipps zur Vermeidung des Fuchsbandwurms.
Aus Kassensturz vom 19.01.2021.
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Gefährlicher Parasit «Der Fuchsbandwurm ist vergleichbar mit einem bösartigen Tumor»

Der Fuchsbandwurm kann für Menschen sehr gefährlich werden. Parasitologe Peter Deplazes erzählt mehr darüber.

Wer sich mit einem Fuchsbandwurm infiziert, braucht zwingend eine Behandlung und muss jahrelang Medikamente schlucken. «Kassensturz» hat von einem solchen Fall berichtet.

Doch: Was ist der Fuchsbandwurm überhaupt und wie kann man sich vor ihm schützen? Parasitologe Peter Deplazes erklärt es im Interview.

Peter Deplazes

Peter Deplazes

Parasitologe

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Peter Depalzes ist Direktor des Institutes für Parasitologie der Vetsuisse- und der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

«SRF Kassensturz»: Herr Deplazes, wie muss man sich den Fuchsbandwurm vorstellen?

Peter Depalzes: Es ist ein kleiner, nur millimeterlanger Parasit. Im Dünndarm eines Fuchses können bis 100'000 Würmer leben. Interessanterweise schaden sie dem Fuchs praktisch nicht. Um andere Füchse zu infizieren, braucht es einen zweiten Wirt. Die Eier des Fuchsbandwurmes werden daher mit dem Kot ausgeschieden, Nager nehmen sie dann auf. In ihrem Körper verlassen kleine Larven die Eier und entwickelt sich in der Leber – zum Beispiel einer Maus – weiter. Ein anderer Fuchs frisst diese Maus und nimmt so den Bandwurm ebenfalls auf.

Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm für uns Menschen?

Der Parasit verhält sich im Menschen ähnlich wie in einer Maus. Auch hier schlüpfen die kleinen Fuchsbandwurm-Larven im Darm, gelangen über die Blutbahn in die Leber und wachsen dort als netzartige Geschwüre, die die Leber langfristig zerstören. Die Wucherungen sind vergleichbar mit einem bösartigen Tumor. Die gefürchtete Krankheit nennen wir Alveoläre Echinokkokose.

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Parasitologe Peter Deplazes: «Im Menschen entwickelt sich der Fuchsbandwurm über Jahre und durchdringt die Leber.»
Aus Kassensturz vom 19.01.2021.
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Wie entwickeln sich die Zahlen der Infektionen beim Menschen?

In den letzten 20 Jahren gab es leider eine Zunahme. Aktuelle haben wir zwischen 30 und 40 neue Fälle in der Schweiz diagnostiziert. Da die Patienten über Jahrzehnte therapiert werden müssen, gibt es wohl alles in allem mehrere 100 Krankheitsfälle. Wir gehen davon aus, dass das mit der Zunahme der Fuchspopulation zu tun hat, die nach der Tollwutimpfung wieder eingetreten ist. Es gibt mehr Füchse, und sie sind stark mit dem Fuchsbandwurm befallen. Kommt hinzu, dass die Tiere auch die Stadt erobert haben. Sie sind quasi überall.

Wie gelangt der Fuchsbandwurm zu uns?

Der Mensch muss die Eier über den Mund aufnehmen. Das kann bei der Nahrungsaufnahme passieren – wenn wir ungewaschenes Obst oder Gemüse zu uns nehmen. Übrigens gibt es aber keine Hinweise, dass Erdbeeren besonders gefährlich sind – wie es so oft heisst.

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Parasitologe Peter Deplazes: «Kontakt mit Hunden stellt ein gewisses Risiko dar.»
Aus Kassensturz vom 19.01.2021.
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Ausserdem gehen wir davon aus, dass Kontakt mit Hunden ein Risiko darstellt. Die Hunde fressen Mäuse und scheiden die darin enthaltenen Fuchsbandwurm-Eier aus. Ein Teil davon bleibt allenfalls im Fell haften. Eine weitere Quelle: Wir merken nicht, wenn wir mit unseren Schuhen durch Fuchskot laufen und tragen ihn nach Hause.

Wie schützt man sich vor diesem Parasiten?

Strassen- oder Wanderschuhe sollte man nicht mit in die Wohnung nehmen, da sie an den Sohlen Fuchskot haben könnten. Weitere Massnahmen sind natürlich Hände waschen nach Kontakt mit der Umgebung draussen. Und Rohgemüse und Früchte immer gründlich waschen. Wer einen Hund hat, der Mäuse und andere Nager frisst, sollte ihn monatlich entwurmen. Man muss aber bedenken: Das sind Empfehlungen und können eine Infektion nicht 100-prozentig verhindern.

Das Interview führte Marianne Kägi.

Kassensturz, 26.01.2021, 21:05 Uhr;

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