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Durst löschen am Brunnen: Immer häufiger kein Trinkwasser?
Aus Espresso vom 19.07.2021. Bild: Imago
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«Espresso Aha!» Durst löschen am Brunnen: Immer häufiger kein Trinkwasser?

Auch für den Experten keine einfach zu beantwortende Frage. Und, im Zweifel lieber auf seine Tipps hören.

Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» dünkt es, dass früher das Trinkverbot an Brunnen nicht so verbreitet war wie heute. Hat sie Recht? Ist das Wasser aus Brunnen am Wegrand weniger sauber als früher, oder scheuen sich Brunnenbesitzer vor der Verantwortung?

«Espresso» spricht mit dem Berner Kantonschemiker Otmar Deflorin. Er ist auch Präsident des Verbands der Kantonschemiker.

Otmar Deflorin

Otmar Deflorin

Kantonschemiker

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Otmar Deflorin ist Kantonschemiker des Kantons Bern.

«Espresso»: Herr Deflorin, sind tatsächlich immer weniger Brunnen fürs Trinken ab der Leitung geeignet?

Deflorin: Es ist gut möglich, dass sich Brunnenbesitzer heutzutage bewusster sind, dass sie verantwortlich sind für die Brunnen und entsprechend ein Piktogramm anbringen, wenn es eben kein Trinkwasser ist.

Das bedeutet aber auch, dass ein Brunnenbesitzer regelmässig Proben nehmen muss, wenn im Brunnen Trinkwasser fliesst?

Ganz genau. Der Wanderer kann davon ausgehen, wenn ein Brunnen auf Gemeindegebiet steht oder an einem öffentlichen Weg, dass es sich um Trinkwasser handelt. Wenn aber das Wasser zum Beispiel aus einer privaten Quelle kommt, und die Qualität nicht einwandfrei ist, dann muss der Brunnenbesitzer die Fassung entweder sanieren oder den Brunnen eben entsprechend markieren. So schützt sich der Brunnenbesitzer rechtlich und haftet nicht bei allfälligen gesundheitlichen Folgen.

Ist es eine gute Idee, wenn ich mich als Spaziergängerin über ein Trinkwasserverbot hinwegsetze, weil das Wasser gut ausschaut?

Das muss natürlich jeder für sich selber entscheiden, ob er das Risiko auf sich nehmen möchte. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, das Piktogramm zu ignorieren. Offenbar kann die Trinkwasserqualität bei einem solchen Brunnen nicht gewährleistet werden. Auch wer meint, er könne sich darauf verlassen, wie das Wasser ausschaut, täuscht sich. Auch wenn das Wasser klar ist, sagt das nichts über die mikrobiologische Qualität aus. Die Bakterien, welche möglicherweise im Wasser sind, und ich spreche jetzt von Fäkalbakterien, die sehe ich nicht von Auge. Die gesundheitlichen Folgen, Erbrechen, Durchfall und hohes Fieber, sind durchaus gravierend.

«Espresso Aha!»

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Jeden Montag beantworten wir in der Rubrik «Espresso Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Senden Sie sie uns!

In den Bergen ist ja vielleicht auch einmal ein durstiger Wanderer versucht, Wasser direkt aus dem sprudelnden Bergbach zu schöpfen. Das Problem ist dort wohl auch, dass man nicht weiss, ob der Bach weiter oben durch die Weide mit Kuhfladen geflossen ist…

Weidegang ist das Hauptproblem, genau. Das Vieh weidet und hinterlässt Kot, durch den Regen gelangen diese Fäkalien in den Boden und kommen durch eine Quelle, durch einen Bach wieder raus. Grundsätzlich gilt: Ein Oberflächengewässer, ein See, ein Bach, ist kein Trinkwasser. Wer auf Bergtour geht, soll einen kleinen Gaskocher mitführen. So kann man Wasser aus dem Bach abkochen und zu Trinkwasser machen. Im Übrigen: Immer genug Trinkwasser im Rucksack mitführen.

Espresso, 13.07.2021, 08:13 Uhr

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