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WWF Bananen: zwar fair, aber nicht Bio
Aus Espresso vom 01.11.2021. Bild: SRF
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«Schlauer i d’Wuche» Warum sind die WWF-Bananen nicht Bio?

Bananen mit WWF-Aufkleber sind mit Pestiziden behandelt. Dafür sei ihr Anbau anderweitig nachhaltig, sagt der WWF.

«Der WWF steht doch für Umwelt- und Tierschutz. Mir ist nicht klar, warum ausgerechnet die WWF-Bananen mit Pestiziden bespritzt sein sollen», wundert isch eine «Espresso»-Hörerin im SRF-Konsumentenmagazin. Sie hat in der Migros erfahren, dass die Bananen mit dem WWF-Aufkleber nicht aus biologischem Anbau stammen.

Ziel: Den konventionellen Anbau verbessern

WWF-Mediensprecherin Corina Gyssler sagt, sie könne die Verwirrung nachvollziehen. Tatsächlich dürften bei den WWF-Bananen – anders als bei den Bio-Bananen – gewisse Pestizide massvoll eingesetzt werden. Die Bananen stammen aus Plantagen in Kolumbien und Ecuador. Für eine Teilnahme am WWF-Projekt und eine entsprechende finanzielle Unterstützung müssten aber gleichwohl zahlreiche ökologische und soziale Auflagen erfüllt sein.

Diese Arbeitskräfte dort haben zum Beispiel erstmals feste Arbeitsverträge erhalten
Autor: Corina Gyssler WWF-Mediensprecherin

Ziel des Projektes sei es, den weltweit immer noch am meisten verbreiteten, konventionellen Bananenanbau «vorwärts zu bewegen», sagt Corina Gyssler. Dazu zählt neben einem zurückhaltenden Einsatz von Pestiziden unter anderem auch ein reduzierter Wasserverbrauch. In Wasseraufbereitungsanlagen wird das Wasser, mit dem die Bananen gewaschen werden, gereinigt. Es kann so wiederverwendet werden, was wiederum enorme Mengen der wertvollen Ressource spart.

Erstmals Arbeitsverträge und Sozialversicherungen

Zu den Auflagen zählen auch gute Arbeitsbedingungen für die Angestellten: «Diese Arbeitskräfte dort haben zum Beispiel erstmals feste Arbeitsverträge erhalten», sagt die WWF-Sprecherin, und sie seien jetzt auch gegen Arbeitslosigkeit, Unfall und Krankheit abgesichert. Regelmässig werde auch kontrolliert, ob die Regeln eingehalten würden.

Der WWF fördert also – ähnlich etwa die Max-Havelaar-Stiftung – den nachhaltigen Anbau und den fairen Handel. Warum ist die Umweltorganisation nicht auch strenger bei den Pestiziden? In den Projektgebieten herrsche vielerorts subtropisches Klima mit feuchter Luft. Dies begünstige das Wachstum von schädlichen Pilzen, so Gyssler, und gegen diese würden nur gewisse synthetische Pestizide wirken.

Gleich teuer wie konventionelle Bananen

Nicht zuletzt, weil sie nicht pestizidfrei angebaut werden, liegen die WWF-Bananen auf demselben Preisniveau wie andere, konventionell angebaute Früchte.

In der Schweiz sind die WWF-Bananen bislang nur in der Migros erhältlich. Dort seien sie so beliebt, dass sie unterdessen die anderen konventionellen Bananen praktisch ersetzt hätten, erklärt Mediensprecher Patrick Stöpper. Diese sind nur noch im Rahmen der M-Budget-Linie erhältlich.

Warum nicht auch günstigere Bio-Produkte?

Wer ungespritzte Früchte will, der muss solche mit einem Bio-Label oder – noch strenger – mit dem Demeter-Label kaufen. Auch wenn hier ab und zu negative Beispiele ans Licht kommen zeigen Tests: Diese Produkte sind in der Regel wirklich pestizidfrei.

Doch vom Preis her sind die Bio-Produkte immer noch generell teurer. Zum Teil massiv, wenn man etwa die M-Budget-Bananen mit dem Demeter-Produkt in der Migros vergleicht, das fast dreimal so teuer ist. Solche Preisunterschiede stellt man auch in anderen Läden fest.

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Man senke immer wieder die Preise von Bio-Produkten, sagt der Migros-Mediensprecher. Im letzten Jahr etwa für die Max-Havelaar-Bio-Bananen. Bei den Produkten mit dem Demeter-Label seien die Produktionskosten wegen der strengen Auflagen sehr hoch, «was dann auch ein Stück weit bis in den Laden mitgetragen werden muss.»

Bei Coop tönt es auf Anfrage ähnlich, wenn auch etwas allgemeiner: Man führe ein grosses Sortiment an Bio-Produkten zu «fairen und marktgerechten» Preisen, schreibt die Medienstelle. Und man verfolge generell eine Strategie der Preissenkungen, so auch bei vielen Bio-Produkten. Die WWF-Bananen ins Sortiment zu nehmen, ist bei Coop allerdings kein Thema.

Espresso, 01.11.21, 08:13 Uhr

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