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Lebensmittelverschwendung Die Essensretter – weniger Foodwaste in der Grossküche

Das Betagtenzentrum Emmen zeigt, wie sich in Grossküchen die Lebensmittelverschwendung reduzieren lässt.

Fast drei Millionen Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle verursacht die Schweiz pro Jahr. Rund ein Zehntel der Lebensmittelverschwendung fällt gemäss Verband Gastrosuisse in der Gastronomie an – in Restaurants, Hotels, Spitälern, Heimen oder Autobahnraststätten.

Der Verein «United Against Waste» ist ein Branchenzusammenschluss der Schweizer Lebensmittelbranche und hilft Gastrobetrieben in einem rund zweijährigen Programm, ihre essbaren Abfälle zu reduzieren.

Abfälle durchsuchen für einen guten Zweck

Mehr als 100 Gastro-Unternehmen aus vier Kantonen haben bereits am Projekt teilgenommen. Auch das Betagtenzentrum Emmen im Kanton Luzern. Im Sommer hat ihre Grossküche bereits zum zweiten Mal einen Monat lang ihre Abfälle sortiert und gewogen, um herauszufinden: Wo werden Esswaren verschwendet? Und warum?

Betagtenzentrum Emmenfeld gegen Foodwaste

Keine sehr appetitliche Aufgabe sagt Teamleiter «Verpflegung» Ralph Schied, aber: «Es ist wichtig, dass man sensibilisiert ist und hinschaut, auch wenn es nicht so schön zum Angucken ist.» Dank der Sortierung kam heraus: Vor allem Beilagen wie Pasta, Kartoffeln und Reis landen in Emmen ungegessen im Grüncontainer.

Rund 500 Mahlzeiten am Tag werden in der Grossküche in Emmen produziert – fürs Betagtenzentrum, fürs öffentliche Restaurant und Bankette. 18 Mitarbeitende schneiden, braten und kochen hier. Rund 30 Kilo Fleisch, 35 Kilo Gemüse und 15 Kilo Beilagen wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln kommen an einem normalen Tag auf den Tisch.

Kanton Luzern trägt Grossteil der Beratungskosten 

Für die Beratung des Vereins «United Against Waste» bezahlt der Betrieb 1500 Franken, den Hauptteil der Kosten trägt der Kanton Luzern. Einige Massnahmen konnte das Betagtenzentrum schon umsetzen: Aus Rüstabfällen wird neu eine Bouillon produziert. Statt eines grossen Fleischstücks serviert die Küche den Bewohnern nun zwei kleine Fleischstücke. «Wenn ein Gast eine kleine Portion will, isst er nur ein Stück. Bei einem grossen Stück hingegen würde ein Teil des Fleisches im Teller liegen bleiben», sagt Ralph Schied.  

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Mehr Fleischstücke, kleinere Joghurts

Auch bei der Joghurtgrösse sahen Ralph Schied und sein Team Verbesserungspotenzial: «Bei einem grossen Joghurt mit 150 Gramm ist unser Bewohner schlicht überfordert. Er isst die Hälfte und der Rest ist Foodwaste.» Deshalb habe man einen Lieferanten gesucht, der Joghurts in kleinen Grössen liefert.

Projektleiter Alex Pabst von «United Against Waste» ist zufrieden mit den Ergebnissen in Emmen. Der Foodwaste pro Gast sei bereits auf einem guten Niveau. Zudem seien im vergangenen Jahr tatsächlich weniger Fleisch, Fisch, Brot und Salate in der Grüntonne gelandet.

Gastrobranche soll bis 2030 Lebensmittelabfälle halbieren

Für andere Gastrobetriebe ist der Weg noch etwas länger. 200'000 Tonnen Lebensmittelabfälle könnten die gesamte Branche pro Jahr einsparen, schätzt das Bundesamt für Umwelt. Und dabei geht es durchaus auch um Geld: Jedes weggeworfene Kilogramm Esswaren kostet einen Betrieb gegen 25 Franken. Bis 2030 wollen Bund und der Verband Gastrosuisse die vermeidbaren Lebensmittelabfälle in der Branche halbieren.

Espresso, 18,08.23, 08:10 Uhr

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