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Horrende Rechnungen für nichts Aggressive KMU-Abzocker treiben weiter ihr Unwesen

Seit Jahren drangsaliert die deutsche Suchmaschinen Service GmbH kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz. Sie texten die Betroffenen zuerst am Telefon zu und schicken ihnen dann haltlose, horrende Rechnungen über mehrere tausend Franken. Und sie machen massiv Druck, um das Geld einzutreiben.

In die Fänge dieses dubiosen Suchmaschinen-Dienstleisters ist auch eine Wirtin aus dem Kanton Bern geraten. Die Frau am anderen Ende der Leitung habe schnell und viel gesprochen. Sie habe sie kaum verstanden, erinnert sich die Wirtin. Was sie jedoch mitbekommt: «Man hat mir kostenlos ein Upgrade angeboten, dass mein Lokal bei der Google-Suche zuoberst erscheint.» Die Wirtin willigt ein und gibt ihre Personalien an.

Statt Suchmaschinen-Upgrade ein 5000-Franken-Inserat

Das böse Erwachen folgt kurze Zeit später in Form eines Vertrags und einer Rechnung der Suchmaschinen Service GmbH über rund 5000 Franken. Der Betrag steigt mit Mahngebühren noch auf rund 6000 Franken. Im Vertrag geht es nun um etwas völlig anderes: Um ein Inserat auf der Internetseite dieser GmbH. Der Inhalt des Inserats: «Mehrheitlich erfunden», sagt die Betroffene im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». SRF hat den Text gesehen: Ein allgemeines Blabla, das auf ein beliebiges Restaurant zutreffen könnte.

Die Gastronomin teilt dem deutschen Suchmaschinen-Dienstleister schriftlich mit, dass sie nicht gewillt sei, die horrende Rechnung zu bezahlen. Der Vertrag entspreche nicht dem, was am Telefon vereinbart worden sei. Es sei somit kein Vertrag zustande gekommen. Die Firma schickt ihr darauf einen akustischen «Beweis», dass sie ihre Zustimmung zu einem Inserat gegeben hat: Eine Aufnahme jenes Gesprächs. Die Wirtin erkennt sich darin nicht wieder: «Meine Stimme sagt darin Worte, die ich nie so gesagt habe.» Ihr seien die Tränen gekommen als sie das gehört habe.

Meine Stimme sagt auf der Aufnahme Worte, die ich nie so gesagt habe.
Autor: Betroffene Wirtin

Die deutsche Firma verbietet es ihr unter Androhung von rechtlichen Schritten, diese Aufnahme weiterzuleiten. Fakt ist: Sie ist knapp zwei Minuten lang. In voller Länge dauerte das Gespräch aber nachweislich rund sechs Minuten.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Es folgen zahlreiche Druckversuche. Alle zwei Wochen seien Briefe gekommen: «Das macht einem Angst.» Die bislang letzte Post aus Deutschland ist ein Brief eines Anwalts. Er liegt SRF vor. Es heisst darin unter anderem: Wenn sie den geforderten Betrag nicht umgehend zahle, werde es zu «gerichtlichen Schritten» kommen.

Nur eine leere Drohkulisse – nichts zahlen!

Manche Betroffene knicken wohl angesichts dieses massiven Drucks ein und zahlen die horrenden Summen. Die Wirtin zahlt die Rechnung jedoch nicht. Und das sei das einzig Richtige, sagt Roland Rupp, Präsident des Schweizerischen KMU-Verbandes: «Ja nichts zahlen.» Seines Wissens habe diese Firma nämlich noch nie ein KMU vor Gericht gezerrt. Alles also nur eine leere Drohkulisse. Würde sie tatsächlich ein KMU betreiben, könnte dieses Rechtsvorschlag machen und die Rechnungsstellerin müsste hieb- und stichfeste Beweise für die Rechtmässigkeit des Vertrags vorlegen.

Dafür weiss «Espresso», dass ein deutscher Pflegedienst erfolgreich gegen eine Rechnung der Suchmaschinen Service GmbH geklagt hat. Jener Vertrag sei ungültig, urteilte das Berliner Gericht. Dieses Urteil aus dem Jahr 2024 konnte die dubiose Firma offensichtlich nicht ausbremsen.

SRF hat sie mit der Kritik konfrontiert und keine Reaktion erhalten. Sollten Sie eines Tages von dieser Firma drangsaliert werden: Es lohnt sich eine Meldung bei der Polizei und beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).

SRF 1, Espresso, 13.11.2025, 8:10 Uhr

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