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Kampf ums Wasser So geht Wassersparen: Tessiner Gemeinde Gordola ist Pionierin

Im Tessiner Dorf Gordola wird gezielt nach Wasserlecks gesucht. Und das zahlt sich gleich mehrfach aus.

Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas: Es gibt überdurchschnittlich viele Seen, Flüsse und Quellen. Wasserknappheit? Lange kein Thema. Doch mit zunehmend heissen und trockenen Sommern sowie wachsender Bevölkerung wird auch hierzulande der bewusste Umgang mit Wasser wichtiger.

Ein kleines Dorf im Südtessin zeigt bereits seit Jahren, wie das geht. Gordola bei Locarno hat ein System entwickelt, das Wasserverluste drastisch reduziert – und dabei mehrfach profitiert.

Früh digitalisiert: Wasserzähler mit Minutentakt

Bruno Storni, ehemaliger Elektroingenieur und seit 25 Jahren Gemeinderat in Gordola, ist der Mann hinter dem System. Schon im Jahr 2000 begann die Gemeinde, gezielt nach Lecks im Leitungsnetz zu suchen. Heute sind sämtliche Haushalte mit digitalen Wasserzählern ausgestattet, die den Verbrauch im Minutentakt messen.

Bruno Storni bei der Arbeit
Legende: Bruno Storni bei der Arbeit – selbstverständlich mit Gordola-Quellwasser. SRF

«Wenn irgendwo ein Leck auftritt, erkennen wir das in kürzester Zeit», erklärt Storni. Bereits über 50 Lecks konnten allein im ersten Halbjahr 2025 entdeckt und behoben werden. «Manchmal ist auch nur der Spülkasten defekt, manchmal ist es aber auch ein Leitungsbruch», so Storni.

Tiefster Wasserverbrauch im Tessin

Das Resultat: Gordola hat den niedrigsten Wasserverbrauch im gesamten Kanton Tessin – und zählt schweizweit zu den Spitzenreitern. Ein weiterer Vorteil: Die Gemeinde muss kaum Grundwasser fördern. Das hochwertige Quellwasser genügt für die gesamte Versorgung.

Bruno Storni ist überzeugt vom Erfolg seines Systems. Es bringe gleich dreifach Vorteile: «Wir sparen Wasser, Energie – und Geld.»

Auch für die Bevölkerung ein Gewinn

Rino Ceppi, ein Rentner aus Gordola, bestätigt das. Er lebt mit seiner Frau in einem Haus mit Garten. Für ihn geht es beim Wassersparen nicht nur ums Geld, sondern auch um Kontrolle: «Wenn es im Garten ein Leck gibt, merkt das niemand – das Wasser versickert einfach. Dank des Systems sehen wir sofort, wenn irgendwo ungewöhnlich viel verbraucht wird.»

Für ihre Massnahmen bei der Wasserversorgung erhielt die Gemeinde 2010 den Energiepreis Watt d’Or
Legende: Für ihre Massnahmen bei der Wasserversorgung erhielt die Gemeinde 2010 den Energiepreis Watt d’Or des Bundesamts für Energie. energeia plus

Obwohl die Wasserkosten in Gordola vergleichsweise niedrig sind, schätzt Ceppi die Transparenz. Und: Grosse Rohrbrüche können so schneller erkannt und behoben werden.

Warum zieht sonst niemand nach?

Gordola hat mit dieser konsequenten Digitalisierung der Wasserversorgung schweizweit eine Vorreiterrolle übernommen – und ist bislang einzigartig. Bis heute hat keine andere Tessiner Gemeinde das System übernommen. Dabei war es bereits 2010 mit dem Umweltpreis Watt d’Or ausgezeichnet worden.

Wie weiter nach dem Energiepreis Watt d’Or des Bundesamts für Energie

Ein Grund dafür könnten die Investitionskosten sein – oder einfach der fehlende Leidensdruck. Denn während andere Gemeinden Wasserverluste weiterhin hinnehmen, schöpft Gordola sein Potenzial längst voll aus.

Bestes Quellwasser im Tessin

Das Wassersparen hat übrigens für die Bewohner von Gordola noch einen weiteren nicht unterschätzbaren Nebeneffekt. Weil die Gemeinde dank des effizienten Systems kein Grundwasser pumpen muss, reicht die Versorgung mit Quellwasser. Und dieses ist von hoher Qualität. Gordola wurde für seine Trinkwasserqualität bereits zweimal als Gemeinde mit dem besten Trinkwasser des Tessins ausgezeichnet.

Espresso, 05.08.25, 8:10 Uhr

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