Darum geht es: Kartoffelproduzenten haben im August viel zu tun – denn es geht auf die Ernte im September zu. Dabei wird ein Grossteil jener Kartoffeln geerntet, die als Lagerkartoffeln noch bis weit ins nächste Jahr hinein verkauft werden. Was viele nicht wissen: Damit Kartoffeln gut lagerfähig sind, benötigen die Knollen eine feste Schale. Diese entwickeln sie dann, wenn vor der Ernte das Kraut, also die Kartoffelpflanze über der Erde, entfernt wird. In der Fachsprache nennt man diesen Vorgang Sikkation. Die Kartoffeln selbst bleiben danach je nach Witterung noch zwei bis vier Wochen in der Erde. Sie wachsen aber nicht weiter, sondern bilden lediglich eine feste Schale.
Wie wird das Kartoffelkraut entfernt? Im konventionellen Anbau werden meist zwei Methoden kombiniert. Zunächst werde das Kraut abgemäht beziehungsweise gemulcht – das abgeschnittene Kraut bleibt dabei auf dem Feld liegen. «In einem zweiten Schritt werden dann die verbliebenen Stängel mit einem Herbizid behandelt, damit sie richtig absterben und komplett verdorren», erklärt Niklaus Ramseyer. Er ist Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten (VSKP). Im Bio-Anbau sind für die Krautentfernung keine Herbizide erlaubt. Hier werden die Pflanzen abgemäht und danach abgebrannt.
Gelangen die Herbizide nicht in die Kartoffeln? Laut VSKP-Präsident Niklaus Ramseyer sind die zugelassenen Stoffe «toxikologisch relativ unproblematisch». Sie würden nach der Anwendung auf dem Feld sehr schnell abgebaut und hinterliessen keine Rückstände in den Kartoffeln. Auch Carlo Cardinali, Experte für Pflanzenschutzmittel beim Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), gibt insofern Entwarnung, als keine Rückstände in den Kartoffeln zurückbleiben: «Einer der zugelassenen Stoffe hat eine natürliche Basis und ist im Bio-Landbau auch als Insektizid erlaubt. Vom anderen – synthetischen – Stoff wissen wir, dass er nicht in die Knolle übergeht.»
Also alles kein Problem bei der chemischen Sikkation? So kann man das nicht sagen. Zwar werden zur Entfernung von Kartoffelkraut in der Schweiz vergleichsweise nicht übermässig problematische Herbizide eingesetzt, die sich wie erwähnt schnell abbauen und keine Rückstände in den Kartoffeln bilden. Dennoch wird bei dieser Methode Chemie in die Natur gebracht, weshalb sie für Produzentinnen und Produzenten von Bio-Kartoffeln nicht erlaubt ist. Carlo Cardinali vom FiBL sagt: «Für die Natur und für die Bodengesundheit ist es immer besser, auf Herbizide zu verzichten.»