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Kommunikation mit Eltern Weg von der Zetteliwirtschaft in der Schule

Volksschulen prüfen neue, digitale Kommunikationswege. Nicht bei allen Eltern stösst das auf Begeisterung.

Das Schulkind als Postbote der Lehrpersonen – so kennen wir das alle aus der eigenen Schulzeit: ein Infobrief für den bevorstehenden Elternabend, den Waldmorgen, das Weihnachtssingen oder die Schulreise. Und wir alle wissen: Manchmal fanden diese Infozettel den Weg nach Hause – und manchmal blieben die Informationen halt im Schulranzen oder unter der Schulbank liegen. Mit E-Mail und Chat-Gruppen werden viele dieser Informationen schon jetzt auch digital verschickt. Viele Schulen gehen aber noch einen Schritt weiter und setzen auf Apps, die speziell für die Schweizer Volksschule entwickelt wurden.

«Auch das Telefon hat sich irgendwann durchgesetzt»

Die Schule Affoltern am Albis im Kanton Zürich hat sich für die App «Pupil» entschieden. Es handelt sich dabei um eine umfassende Software, nicht nur um einen Massenger-Dienst. Es ist eine von mehreren solchen Lösungen, die es in der Schweiz gibt. Heisst: Über diese App kann kommuniziert werden, aber es können auch Aufgaben an Schüler verteilt oder disziplinarische Einträge über einzelne Schüler verfasst werden.

Smartphone mit der App Pupil geöffnet.
Legende: In der APP «Pupil» können Eltern sich mit einem Code der Schule und ihrer E-Mail Adresse registrieren. SRF

Thomas Minder, Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter, begrüsst solche neuen, digitalen Lösungen. Wie viele Volksschulen bereits umgestellt haben, kann er nicht sagen. Dazu gebe es keine Erhebungen. Er rechnet aber damit, dass bis in fünf Jahren die Mehrheit aller Schulen in der Schweiz mit solchen Apps arbeiten.

Vereinzelt gibt es Eltern, die auf Zettel bestehen.
Autor: Thomas Minder Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter

Nicht immer stösst eine solche Umstellung aber auf helle Begeisterung unter den Eltern. «Vereinzelt gibt es Eltern, die auf Zettel bestehen», sagt Minder im Gespräch mit dem Konsumentenmagazin «Espresso». Dann müsse man während einer Übergangsfrist beide Kanäle bedienen. Minder ist aber überzeugt, dass sich irgendwann diese Art der Kommunikation durchsetzt. «So, wie sich auch das Telefon irgendwann durchgesetzt hat.»

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Aber er sagt auch: «Die Schulen sind verpflichtet zu informieren und die Eltern haben auch eine gewisse Informationspflicht» und das sei absolut sinnvoll. Wenn Eltern wirklich nicht mit so einer App arbeiten wollen, dann müsse man zusammen eine Lösung suchen, ist Minder überzeugt. Im Fall von Affoltern am Albis gab es mit einer Mutter genau solche Diskussionen. Rechtlich gesehen darf die Schule nicht auf der Kommunikation via App beharren.

Einführung sollte genau geprüft werden

Mit der Einführung einer solchen App entfällt für die Kinder die Verantwortung, den Eltern oder Erziehungsberechtigten eine Information zu übergeben. Dies sei ein wichtiger Punkt, der diskutiert werden müsse, sagt Thomas Minder. Ausserdem sei auch das Thema «Überwachung» nicht zu unterschätzen.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Und die Schulen müssen sich laut Minder gut überlegen, wie viel Information richtig und wichtig sei. Müssen Eltern beispielsweise in «Echtzeit» wissen, wenn das Kind etwas zu spät im Unterricht erscheint oder die Hausaufgaben nicht erledigt hat? Da brauche es eine grundlegende Diskussion vor einer Entscheidung.

Espresso, 19.12.22, 08:13 Uhr

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