Ein lauter Knall mitten in der Nacht schreckt Anfang März eine Frau auf: «Ich dachte, jemand sei durch die Balkontüre eingebrochen», erzählt sie dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Doch da war kein Eindringling. Dafür Hunderte kleine Splitter: Die Keramikplatte ihres Esstisches war zersprungen.
Man sagte mir, das sei mein Fehler – ich hätte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in meinem Wohnzimmer.
Kundendienst winkt ab
Den Tisch hatte die Frau im Frühjahr 2021 bei Möbel Egger in Eschenbach (LU) gekauft. Und weil für sie klar war, dass es sich hier um einen Material- oder Produktionsfehler handeln muss und die Garantiefrist noch nicht verstrichen war, meldete sie sich beim Kundendienst. Doch dort habe man von einem Garantiefall nichts wissen wollen. Im Gegenteil: «Man sagte mir, das sei mein Fehler – ich hätte eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in meinem Wohnzimmer.»
Zuerst habe sie gedacht, der Mann am Telefon mache einen Witz: «Dass eine Keramikplatte wegen zu hoher Luftfeuchtigkeit zerspringen soll, habe ich also noch nie gehört.» Kommt hinzu: «Ich habe auf meinem Thermometer nachgeschaut – das Gerät zeigte knapp 22 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 42 Prozent an.» Ein optimaler Wert für Wohnräume.
Versicherung soll zahlen
Die Kundin lässt nicht locker: Sie sendet Fotos der zersprungenen Tischplatte an den Kundendienst. Erfolglos. «Es hiess, man habe die Fotos angeschaut. Das sei eindeutig von der Luftfeuchtigkeit. Ich soll den Schaden doch meiner Versicherung anmelden.» Ihrer Bitte, dass jemand von Möbel Egger vorbeikommen soll, um sich die Tischplatte vor Ort anzuschauen, sei man nicht eingegangen.
Immerhin: Die Versicherung übernahm den Schaden anstandslos und sogar ohne Selbstbehalt. «Das ist zwar toll – aber ich finde es einfach nicht richtig.
Möbelhaus: «Äussere Einwirkungen»
Möbel Egger gehört zur österreichischen XXXLutz-Gruppe. Das Unternehmen teilt auf Anfrage mit, man habe den Schaden mit dem Hersteller geprüft: «Dieser hat uns schriftlich darauf hingewiesen, dass es sich in diesem Fall um äussere Einwirkungen handeln muss.» Vom gleichen Tisch seien mehr als 60 Stück an XXXLutz Schweiz geliefert und dann auch verkauft worden. «Bei keinem dieser Tische ist eine solche Reklamation eingegangen.» Worauf die Aussage des Kundendienstes gründet, der Tisch sei aufgrund einer zu hohen Luftfeuchtigkeit zerborsten, lässt XXXLutz offen.
Dennoch will das Möbelhaus der Kundin nun entgegenkommen und mit ihr eine «kulante Lösung» finden. Ihr werde kostenlos ein alternatives Produkt zur Verfügung gestellt. Da diese aber bereits an einem anderen Ort einen neuen Esstisch bestellt hat, wird man eine andere Lösung finden müssen.