Reto Knutti erhält per Post einen Prospekt von Jumbo: Der Baumarkt wirbt mit einem Aktionspreis für einen Terrassenheizer. Der Klimaforscher an der ETH Zürich macht seinem Ärger auf Twitter Luft: «Ernsthaft Jumbo Schweiz? Ihr brüstet euch als ‹grüner Baumarkt› mit einem ‹besonderen Augenmerk auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit›.
Der Bund ruft wegen Energiekrise zum Stromsparen auf, und ihr verkauft einen 2000 Watt Heizstrahler für die Terrasse zum halben Preis?»
Aussenräume beheizen ist ein Witz.
Aussenräume zu beheizen, sei ein Witz, sagt Reto Knutti im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», die Wärme verpuffe in der Luft. Die Bevölkerung werde zum Energiesparen aufgerufen, da sei ein solches Gerät absolut kontraproduktiv. Mit einer Leistung von 2000 Watt brauche es ausserdem so viel Strom wie zum Beispiel ein Backofen oder 2 bis 3 Staubsauger.
Jumbo verspricht Nachhaltigkeit….
Auf der Webseite von Jumbo – der Baumarkt gehört zu Coop – fallen die diversen Nachhaltigkeitsversprechen auf: «Nachhaltigkeit? Na klar.» oder: «Wir leben für die Nachhaltigkeit». Wie passt da ein stromfressender Terrassenheizer ins Sortiment?
Jumbo richtet sich auch nach den Bedürfnissen der Kundschaft und bietet Wahlfreiheit.
Man beschäftige sich mit dem Szenario der Strommangellage und sei Mitglied der Energiespar-Alliance, die vom Bund iniziert wurde, schreibt Jumbo auf Anfrage. Leuchtreklamen und Innenbeleuchtungen würden deshalb nach der Ladenschliessung umgehend ausgeschaltet.
Von der «Aktion» zum «Tipp»
Mittlerweile ist fraglicher Heizstrahler dann auch tatsächlich nicht mehr in Aktion erhältlich. Doch in einer Jumbo-Filiale in der Region Zürich wird das Gerät nun prominent als «Jumbo-Tipp» beworben. «Espresso» meint: ein etwas seltsamer Tipp für einen Baumarkt, der auf der Internetseite intensiv mit seiner Nachhaltigkeit wirbt.
… aber der Heizer bleibt zum Normalpreis im Sortiment
Jumbo richte sich aber auch nach den Bedürfnissen der Kundschaft und biete Wahlfreiheit, deshalb verzichte man darauf, die Terrassenheizer aus dem Sortiment zu nehmen. Immerhin: Nachdem sich «Espresso» eingeschaltet hat, verspricht Jumbo, dass die Terrassenheizer künftig nicht mehr Teil von Aktionen seien.
Weshalb nicht ganz verzichten?
Klimaforscher Reto Knutti reicht das nicht. Die Ausrede, man biete der Kundschaft eine Auswahl an, für die sie sich selber entscheiden könne, sei zu einfach. «Wenn ein Konzern seine Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit wirklich wahrnimmt, verzichtet er nicht nur auf das Aktionsangebot, sondern nimmt das Gerät ganz aus dem Sortiment.»
Gerade jetzt helfe jede gesparte Kilowattstunde Strom, um eine mögliche Strommangellage im Winter abzuwenden, schreibt der WWF «Espresso». Allgemein sollte man auf Heizgeräte für Aussenräume auch sonst verzichten, da sie sehr viel Energie bräuchten und sich die erzeugte Wärme im Freien verflüchtige. Dadurch sei die Effizienz sehr schlecht.