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Der Umgang mit dem Label ist nicht im Sinne des Kunden
Aus Espresso vom 14.11.2022. Bild: SRF / Stefan Wüthrich
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Nachhilfe für Möbelhaus Pfister muss bei Bettwäsche-Deklaration nachbessern

Der Möbelhändler nimmt es mit einem Nachhaltigkeits-Label zu wenig genau.

Vollmundig garantiert das Möbelhaus Pfister auf seiner Internetseite: «Unsere Bett-Textilien sind fast ausnahmslos nach dem Oeko-Tex Standard 100 zertifiziert.» Dieses Label garantiert, dass die Textilien frei von Schadstoffen sind.

Der entsprechende Oeko-Tex-Hinweis findet sich auch beim Beschrieb einzelner Bettwäsche-Produkte. «Darum dachte ich auch, es sei ein super Produkt – und der hohe Preis gerechtfertigt», erzählt eine Pfister-Kundin dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie hatte einen solchen Bettanzug bestellt. Allerdings: Als sie die Bettwäsche zu Hause auspackte, suchte sie das Oeko-Tex-Zertifikat vergebens. Sie vermutet daher einen Etikettenschwindel.

Screenshot Onlineshop Pfister
Legende: Gut und recht: Im Onlineshop gibt Pfister das Zertifikat an. Genau das sollte aber auch auf dem Produkt stehen. Screenshot Onlineshop Pfister

Knapp daneben ist auch vorbei

Um einen Etikettenschwindel handelt es sich hier jedoch nicht. Pfister versichert in einer schriftlichen Stellungnahme, das Produkt werde nach den Vorgaben des Oeko-Tex Standards 100 produziert: «Pfister hat nicht etwas deklariert, das nicht der Wahrheit entspricht.»

Wenn mit einer Oeko-Tex-Zertifizierung geworben wird, muss die Zertifizierungsnummer sowohl im Onlineshop als auch am Produkt oder auf der Verpackung ersichtlich sein.
Autor: Marc Sidler Prüfinstitut Testex

Und dennoch ist Pfisters Umgang mit dem Oeko-Tex-Label falsch – und vor allem nicht im Sinne der Kundinnen und Kunden. Denn Oeko-Tex-zertifizierte Produkte müssen rückverfolgbar und überprüfbar sein. Und das sei hier nicht gegeben, heisst es beim zuständigen Prüfinstitut Testex. Sprecher Marc Sidler sagt: «Wenn mit einer Oeko-Tex-Zertifizierung geworben wird, muss die Zertifizierungsnummer sowohl im Onlineshop als auch am Produkt oder auf der Verpackung ersichtlich sein.» Nur so sei die Rückverfolgbarkeit für die Kundschaft gewährleistet.

Pfister hat nicht etwas deklariert, das nicht der Wahrheit entspricht.
Autor: Möbel Pfister

Pfister verspricht, nachzubessern

Dass dem renommierten Möbelhändler Pfister das Bewusstsein für den richtigen Umgang mit solchen Zertifikaten fehlt, zeigt der Verlauf der Anfrage von SRF: In einer ersten Stellungnahme geht das Unternehmen auf entscheidende Fragen nicht ein, sondern verweist darauf, dass Verpackungslayouts nicht «mit spezifischer Beschriftung» angepasst werden könnten, weil dies «nicht verhältnismässig» sei.

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Erst auf Nachhaken gibt Pfister die Versäumnisse bei der Deklaration zu. Man habe das Produkt nicht genügend gut ausbelobt. «Das ist natürlich ärgerlich und sollte nicht passieren.» Man werde nun alle Lieferanten darauf hinweisen, «das Oeko-Tex-Label auf der Verpackung oder direkt auf dem Produkt anzubringen». Unterstützung erhalten dürfte das Unternehmen vom Prüfinstitut Testex: «Wir gehen in dieser Sache auf Pfister zu», so Sprecher Marc Sidler, der durchaus ein gewisses Verständnis für das Möbelhaus aufbringt. Man kenne das Problem auch von anderen Detailhändlern: «Diese arbeiten mit sehr vielen Zertifikaten mit unterschiedlichsten Anforderungen. Da ist es sicher nicht immer einfach, den Überblick zu behalten.»

Espresso, 14.11.22, 08:13 Uhr

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