Claudine (38) ist Single und steht angeblich auf Dessous. Und auch sonst hat sie diverse Vorlieben: Sie mag Anal- und Oralsex, erotisches Spielzeug und Dirty Talk. So zumindest die Angaben auf Thecasuallounge.ch – ein Portal, auf dem man angeblich Leute treffen kann, die schnell und unkompliziert Sex wollen.
Ich finde, das ist ein schwerwiegender Missbrauch.
Allerdings: Claudine (38) ist ein Fake. Die Fotos von ihr gehören einer Frau aus dem Raum Bern. Von einem Bekannten hatte sie erfahren, dass es auf Thecasuallounge.ch ein Profil mit ihren Fotos gab. «Ich war überrascht, dass so etwas überhaupt möglich ist – und ich war schockiert über die Angaben, die dort über mich gemacht wurden.»
Immerhin: Als sie auf das falsche Profil aufmerksam gemacht wurde, reagierte die Plattform schnell und löschte das Profil. Für die Betroffene ist die Sache aber nicht gegessen: «Ich finde, das ist ein schwerwiegender Missbrauch.»
Sie empfinde ein solches Fake-Profil aber auch als unfair den zahlenden Nutzern gegenüber. Das gehöre an die Öffentlichkeit. Aus diesem Grund hat sie sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» gemeldet.
«Animateure» sind an der Tagesordnung
Dass die Profile von Sex-Portalen häufig nicht viel mehr als heisse Luft sind, darüber hat «Espresso» auch schon berichtet. Diese Portale setzen oft sogenannte Animateure ein. Das können zwar real existierende Personen sein, die aber lediglich vorgaukeln, schnellen Sex zu wollen. Es geht nur darum, die zahlenden Nutzer bei Laune zu halten.
Thecasuallounge.ch schreibt dazu in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, dem Nutzer sei bewusst, dass er diese Animateure «nicht im realen Leben treffen» könne.
Ob es sich im konkreten Fall um das Profil eines Animateurs gehandelt hat oder ob sich jemand einen dummen Scherz erlaubt hat mit ihren Fotos, bleibt offen. So oder so dürfte es solche Fälle nicht geben, denn laut eigenen Angaben prüft Thecasuallounge.ch die Mitglieder «ausgiebig». Jedes Profil werde «manuell verifiziert».
«Espresso» hätte von den Plattform-Betreibern gerne gewusst, weshalb dennoch jemand mit fremden Fotos ein Profil erstellen konnte. Sie haben auf die Anfrage nicht reagiert.