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Online-Dating «Zu Unrecht» gesperrter Tinder-Account sorgt für Frust

Immer wieder sagen Nutzer, die Dating-Plattform Tinder habe sie grundlos blockiert.

Die Verkupplungs-App Tinder kennt bei Verstössen gegen die Nutzungsbedingungen und Verhaltensregeln kein Pardon: Wer sich daneben verhält, wird gesperrt – für immer. Es ist dann nicht mehr möglich, ein neues Profil zu erstellen, es sei denn, man legt sich eine neue Mobilnummer zu. Wobei es auch Berichte von Betroffenen gibt, die angeben, es brauche zusätzlich ein neues Smartphone, da Tinder bei der Anmeldung auch die Hardware prüfe.

Mit Standardantworten abgespeist

Nun gibt es aber immer wieder Fälle, in denen Nutzerinnen und Nutzer sagen, sie seien grundlos gesperrt worden. Auch Martin* ist überzeugt, dass er nichts Falsches getan hat: Er hatte einen «Match» mit einer Frau – und als er auf ihren Vorschlag eines möglichen Treffpunktes antworten wollte, konnte er sich nicht mehr einloggen. «Es hiess, mein Account sei gesperrt, weil ich gegen die Nutzungsbedingungen verstossen hätte», erzählt Martin dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Es hiess, mein Account sei gesperrt, weil ich gegen die Nutzungsbedingungen verstossen hätte.
Autor: Martin* Tinder-Nutzer

Er habe dann diese Bedingungen und die sogenannten Community-Guidelines noch einmal durchgelesen – und er sei sicher: «Ich habe nicht dagegen verstossen.» Doch auf mehrere Anfragen beim Tinder-Support bekommt Martin immer nur die gleichen Standardantworten: Tinder nehme Verstösse gegen die Nutzungsbestimmungen sehr ernst, sein Konto sei gesperrt und er könne kein neues Profil erstellen. Man könne keine weitere Unterstützung leisten.

Gründe für gesperrte Accounts werden bewusst nicht kommuniziert, um jene Nutzer zu schützen, die das Fehlverhalten gemeldet haben.
Autor: Tinder

Tinder bleibt unnachgiebig

Da sein Tinder-Konto gesperrt ist, kann Martin nicht belegen, dass er sich korrekt verhalten hat. «Espresso» hat jedoch mehrfach mit Martin telefoniert. Seine Schilderungen machen einen glaubwürdigen Eindruck. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass «Espresso» über einen solchen Fall berichtet . Und auch andere Medien haben schon entsprechende Fälle aufgegriffen.

Auf Anfrage gibt sich Tinder bei diesem Thema zugeknöpft. Selbst allgemeine Fragen – etwa zur Anzahl gesperrter Accounts – bleiben unbeantwortet. Und zu Martins konkretem Fall heisst es nur, man habe diesen überprüft und der Nutzer habe sehr wohl gegen die Regeln verstossen. Belege dafür gibt es allerdings keine, mit Verweis auf den Datenschutz.

Ich würde dann aber zumindest erwarten, dass Tinder mir sagt, was ich angeblich falsch gemacht haben soll.
Autor: Martin* Tinder-Nutzer

Andere Nutzer schützen

Ein Argument führt Tinder in solchen Fällen jeweils ins Feld: Gründe für gesperrte Accounts würden bewusst nicht kommuniziert, um jene Nutzer zu schützen, die das Fehlverhalten gemeldet hätten. Das mag gut gemeint sein. Man darf sich jedoch fragen, ob eine Person, die sich gegenüber einem anderen Tinder-Mitglied falsch verhalten hat und kurz darauf gesperrt wird, nicht sowieso weiss, wer sie gemeldet hat.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Für Martin bleibt die Situation unangenehm. Er fühlt sich zu Unrecht beschuldigt und von Tinder im Stich gelassen. Kommt hinzu: Die fast 90 Franken, die er für sein Tinder-Abo erst kürzlich bezahlt hat, erhält er nicht zurück: Tinder schliesst Rückerstattungen bei Regelverstössen aus. «Ich würde dann aber zumindest erwarten, dass Tinder mir sagt, was ich angeblich falsch gemacht haben soll.»

*Name geändert

 

Espresso, 22.05.23, 08:13 Uhr

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