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Preisüberwacher kritisiert Immer noch krasse Preisunterschiede bei Stützstrümpfen

Medizinische Stützstrümpfe aus Schweizer Produktion kosten in der Slowakei rund ein Drittel des Preises in der Schweiz.

Ein Mann aus Winterthur muss aus medizinischen Gründen Kompressionsstrümpfe tragen. Auf Besuch in der Slowakei stellte er fest, dass seine Modelle dort nur rund ein Drittel des Schweizer Preises kosten. Dabei sind die Stützstrümpfe des St. Galler Herstellers Sigvaris «Swiss made».

Diese hohen Preisunterschiede gibt es sowohl bei Sigvaris-Strümpfen ohne ärztliches Rezept als auch mit. Für das Modell «Sigvaris Essential Thermoregulating Cotton» bezahlte er im Fachgeschäft in Winterthur 105 Franken. Die Krankenkasse vergütete ihm knapp 63 Franken.

Er musste also gut 42 Franken selbst bezahlen.  Hätte er dieselben Stützstrümpfe im Sigvaris-Onlineshop in der Slowakei gekauft, hätten sie umgerechnet nur rund 30 Franken gekostet. «Das finde ich eine Frechheit», sagt der Mann zu «Espresso».

Was sagt Sigvaris zu den Preisunterschieden?

In einer Stellungnahme schreibt Sigvaris, dass nicht sie als Lieferantin, sondern der Fachhandel die Preise gegenüber den Kundinnen und Kunden festsetzen würde. Und weiter: «Den erwähnten slowakischen Online-Shop betreiben nicht wir, sondern ein Zwischenhändler mit Sigvaris-Distributionsrechten in der Slowakei.»

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In der Slowakei seien gesetzliche Maximalmargen vorgeschrieben. In der Schweiz schreibe die Mittel- und Gegenständeliste MiGeL eine Beratung vor, damit Kompressionsstrümpfe auf Rezept überhaupt von der Krankenkasse vergütet werden dürfen. Diese Beratung werde auf Schweizer Lohnniveau vergütet.

Kritik von Preisüberwacher und Konsumentenschutz

Preisüberwacher Stefan Meierhans hat bereits 2018 in einer Marktanalyse die enormen Preisunterschiede bei Kompressionsstrümpfen zwischen der Schweiz und dem Ausland kritisiert. Geändert hat sich offenbar nur wenig. Deshalb bekräftigt er seine Kritik:

Zugegebenermassen gibt es leicht höhere Kosten in der Schweiz. Das rechtfertigt aber in keiner Art und Weise, dass Kompressionsstrümpfe bei uns ein Mehrfaches kosten.
Autor: Stefan Meierhans Preisüberwacher

Meierhans sieht einen Systemfehler: «Die in der MiGeL genannten Höchstvergütungsbeträge (HVB) werden oft nicht als Preisobergrenze, sondern als Preisempfehlung betrachtet.»

Der Preisüberwacher bekräftigt deshalb seine Forderungen von 2018: Das Bundesamt für Gesundheit solle die HVB häufiger überprüfen und bei der Festlegung die Preise im Ausland miteinbeziehen. Weiter sollen Krankenkassen auch medizinische Hilfsmittel vergüten dürfen, die im Ausland gekauft wurden.

«Diese Massnahme würde auch in unserem Land den notwendigen Druck auf die Preise erzeugen.» Diese Forderungen unterstützen die Stiftung für Konsumentenschutz SKS und der Krankenkassenverband Santésuisse.

Keine standardmässige Beratungspauschale

Bei den Kompressionsstützen auf Rezept kritisieren Preisüberwacher und Konsumentenschutz auch, dass die Beratungspauschale immer in den Preis eingerechnet wird.

SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder findet, die Beratungspauschale solle nur verrechnet werden, wenn tatsächlich eine Beratung, zum Beispiel mit Vermessung, notwendig sei und nicht standardmässig bei jedem Kauf.

Espresso, 22.02.24, 08:10 Uhr

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