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«Käse-Maus»: Hohe Preise und fragwürdiger Verkaufsstil
Aus Espresso vom 12.04.2023. Bild: IMAGO/Achille Abboud
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«Rustikale Geschäftsmethoden» Messe-Veranstalter schauen der «Käse-Maus» auf die Finger

Hohe Preise und fragwürdiger Verkaufsstil: Eine Käsehändlerin aus Österreich macht Kundinnen und Organisatoren ranzig.

An Messen wie der Olma, Luga oder Bea wollen die Verkäuferinnen und Verkäufer vor allem eines: Ihre Ware unter die Leute bringen. Die einen machen es mit Charme und Witz, andere gehen doch eher forsch zur Sache. Bei der «Käse-Maus» scheint es bisweilen in eine fragwürdige Richtung zu gehen.

Über 70 Franken für ein Stück Käse

So fühlt sich etwa eine Kundin der Slow-Food-Messe in Zürich von der «Käse-Maus» regelrecht über den Tisch gezogen. Über 70 Franken habe sie für ein Stück Lavendelkäse gezahlt. Rund zehn Franken pro 100 Gramm – zum Vergleich: Für etwas speziellere Käsesorten bezahlt man bei Schweizer Käsereien selten mehr als drei, vier Franken. Die Verkäuferin habe ihr zackig ein Stück abgeschnitten und ihr dann den Preis eröffnet, verbunden mit der Frage: «Wollen Sie bar bezahlen oder mit Karte?»

Ich war in diesem Moment so perplex, dass ich einfach bezahlt und meinen Frust heruntergeschluckt habe.
Kundin der Slow-Food-Messe in Zürich

Klar, spätestens an diesem Punkt hätte sie ja auch ablehnen und gehen können, räumt die Kundin im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» ein, aber: «Ich war in diesem Moment so perplex, dass ich einfach bezahlt und meinen Frust heruntergeschluckt habe.» Dass hinter ihr andere Kundinnen und Kunden gewartet hätten, habe den Druck zusätzlich erhöht.

An zwei Messen nicht mehr erwünscht

Die Kundin findet das Vorgehen der Verkäuferin aber nicht in Ordnung. Ihr direktes, schriftliches Feedback an die verantwortliche österreichische Firma «SIR Lebensmittel GmbH» bleibt unbeantwortet. Sie findet im Netz aber andere kritische Stimmen, und auch einzelnen Messeveranstaltern stösst das Verhalten der österreichischen Käsehändlerin sauer auf.

Kein Widerrufsrecht an Messen

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Wenn jemand an einer Messe etwas gekauft hat, kann er oder sie danach nicht mehr vom Kauf zurücktreten – etwa mit dem Argument, man sei überredet oder überrumpelt worden. «An einer Messe gibt es kein Rückgabe- oder Widerrufsrecht», erklärt SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner. Das Widerrufsrecht bilde einen Schutz für Konsumentinnen und Konsumenten, die an der Haustüre, am Telefon oder auf der Strasse überrumpelt werden und dann in dieser Situation zu etwas Ja sagen, das sie nicht wollten. Wer hingegen an eine Messe gehe, wisse ja, dass man ihm dort etwas verkaufen wolle. Deshalb sei der Gesetzgeber zum Schluss gekommen, dass es bei solchen Veranstaltungen das Widerrufsrecht nicht brauche.

Auch er habe Meldungen über die «rustikalen Geschäftsmethoden» der «Käse-Maus» erhalten, sagt Peter Plan, Organisator der Zürcher Slow-Food-Messe. Man werde sie deshalb bei der nächsten Ausgabe der Messe nicht mehr zulassen: «Solche Methoden passen nicht zu unseren Veranstaltungen.»

Meine Mitarbeiter zwingen niemanden zum Kauf und setzen niemanden unter Druck.
Autor: Susanne Wolf Chefin der «SIR Lebensmittel GmbH»

Auch an der nächsten Ausgabe der Monatura in Bern ist die «Käse-Maus» aus dem genannten Grund nicht mehr erwünscht, wie Adrian Erni, Mediensprecher der Bernexpo, sagt. Bei der grossen Bea-Messe, die Ende April beginnt, darf sie jedoch ihren Stand aufstellen. Man habe einerseits einen Vertrag abgeschlossen und andererseits habe man im letzten Jahr keine Probleme gehabt mit diesem Aussteller, aber: «Wir werden ihnen sicher auf die Finger schauen», so Erni.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Auch bei der diesjährigen Ostschweizer Frühlingsmesse Offa wird die «Käse-Maus» auftreten. Im letzten Jahr habe man die Verantwortlichen darauf hingewiesen, dass die Preise nicht sauber deklariert gewesen seien – und das hätten diese umgehend angepasst, sagt die Chefin der Olma-Messen, Katrin Meyerhans.

«Käse-Maus» weist Kritik zurück

Die Chefin der «SIR Lebensmittel GmbH», Susanne Wolf, weist die Kritik gegenüber «Espresso» zurück: «Meine Mitarbeiter zwingen niemanden zum Kauf und setzen niemanden unter Druck. Ausserdem kann jeder, der den Käse nicht möchte, vom Kauf zurücktreten.» Ihr Personal werde auch entsprechend geschult. Man sei aber grundsätzlich offen für Verbesserungsvorschläge und setze diese auch um.

Die hohen Preise begründet sie mit der «exklusiven Produktion», speziellen Zutaten sowie den hohen Produktionskosten. Da diese aber nun zurückgingen, werde man auch die Preise senken.

Espresso, 12.04.23, 08:13 Uhr

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