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Skipass in Jacke gefunden Ochsner Sport verkauft getragene Skijacke als neu

Ein Kunde von Ochsner Sport findet in seiner neuen Skijacke einen gebrauchten Skipass. «Neu» wäre anders.

Ein Kunde von Ochsner Sport aus dem Kanton Waadt kauft sich zum Beginn der Skiferien eine neue Skijacke bei Ochsner Sport. Deren Originalpreis liegt bei 600 Franken. Als der Mann im Februar in den Skiferien in Arosa seinen Skipass im entsprechenden Jackenfach versorgen will, kommt die Überraschung: Er findet einen gebrauchten Skipass der Vorwoche aus Gstaad. Er lacht: «Da dachte ich mir, die Jacke ist wohl doch nicht so neu.»

«Spitzbub» gibt gebrauchte Jacke zurück

Irgendein «Spitzbub» fuhr am 28. Januar mit der Jacke in Gstaad Ski und brachte das Stück später zu Ochsner Sport zurück. Der Sportartikelhändler hängt die getragene Skijacke zurück ins Gestell und verkauft sie rund eine Woche später dem Waadtländer Kunden – als neu.

Dass in seine neu gekaufte Skijacke offensichtlich schon jemand reingeschwitzt hat, kann der Waadtländer noch verschmerzen. Die Jacke gefällt ihm und er will sie auch behalten. Doch etwas irritiert ist er schon. «Ich finde es seltsam, dass Ochsner die Jacke zurücknimmt und offensichtlich nicht kontrolliert, ob diese getragen wurde.» Hätte Ochsner Sport die Jacke durchsucht, ist er überzeugt, wäre schnell aufgeflogen, dass da wohl etwas nicht sauber gelaufen ist.

In diesem speziellen Einzelfall handelt es sich offenbar um einen Fehler, der keinesfalls vorkommen sollte.
Autor: Ochsner Sport

Der verwunderte Kunde meldet sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» mit der Frage: Was darf ein Geschäft als Neuware zurück ins Gestell legen? Und: Wie stellt Ochsner Sport sicher, dass keine gebrauchten und getragenen Waren als neu verkauft werden?

Ochsner Sport gibt sich zum konkreten Fall einsilbig. Das Unternehmen, das mit über 80 Filialen als grösster Sportartikelhändler der Schweiz gilt und zur Deichmann-Gruppe gehört, schreibt in einem Statement: «Unsere über 1'600 geschulten Mitarbeitenden prüfen bei Retouren die Ware professionell und gemäss eines Prozesses mit klaren Kriterien. In diesem speziellen Einzelfall handelt es sich offenbar um einen Fehler, der keinesfalls vorkommen sollte.» Was diese «klaren Kriterien» zur Kontrolle von Retouren sind, will Ochsner Sport allerdings nicht sagen.

Unter gewissen Umständen würden getragene Kleider nach professioneller Reinigung und zu einem vergünstigten Preis mit entsprechender Deklarierung wieder verkauft. Einzelne Artikelgruppen wie zum Beispiel Sportunterwäsche würden grundsätzlich nicht zurückgenommen, schreibt der Sportartikelhändler noch.  

Wenn ich daheim merke, dass ein Kleidungsstück schon getragen wurde, kann ich es zurückgeben oder eine Preisermässigung verlangen.
Autor: Gabriela Baumgartner «Espresso»-Rechtsexpertin

Getragene Ware darf nicht als neu verkauft werden

Die SRF-Rechtsexpertin Gabriela Baumgartner stellt klar: Wenn jemand in ein Geschäft geht, und es ist kein Secondhand-Laden, und die Ware ist auch nicht als Secondhand angeschrieben, darf er oder sie davon ausgehen, dass das Kleidungsstück neu ist.

«Wenn ich daheim aber merke, dass ein Kleidungsstück schon getragen wurde, kann ich es zurückgeben oder eine Preisermässigung verlangen,» sagt die SRF-Rechtsexpertin.

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Wann gelten Retouren als «neu»?

Wenn jemand Kleider zu Hause anprobiere und sie danach wieder zurückbringe, seien diese nicht gebraucht «und das Geschäft kann sie als neu verkaufen», sagt Gabriela Baumgartner. «Anders ist es, wenn ich eine Jacke am Abend im Ausgang trage und dort merke, dass sie nicht bequem ist. Wenn der Laden sie dann zurücknimmt, ist das Occasionsware und kann nicht mehr als neu verkauft werden.»

Nach der Anfrage von «Espresso» meldet sich Ochsner Sport übrigens beim Kunden und bietet an, die Hälfte des Kaufpreises der Skijacke zurückzuerstatten.

 

Espresso, 21.03.23, 08:13 Uhr

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