Darum geht es: In der Schweiz arbeiten tausende Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland. Dafür müssen die Schweizer Behörden zuerst ihre Diplome anerkennen. Doch derzeit stauen sich die Anträge. Bis zu sechs Monate müssen die ausländischen Medizinerinnen und Mediziner auf eine Zulassung warten. Einer der Hauptgründe: Die Behörde, welche die Diplome bewilligt, kämpft mit personellen Engpässen.
Spitalverband schlägt Alarm: Der Stau sei für die Gesundheitsversorgung problematisch, warnt H+, der Verband der Schweizer Spitäler. Schon heute würden Fachkräfte fehlen. Die Verzögerung bei der Diplom-Überprüfung verschärfe diese Engpässe: «Stellen können nicht besetzt werden, was die Versorgungssicherheit gefährdet», sagt Aurel Köpfli, der stellvertretende Leiter des Verbands. H+ fordert, dass die Bearbeitungszeit höchstens zwei bis drei Monate dauern solle.
Die Erfahrungen der Spitäler: Im Kantonsspital St. Gallen müssen Patienten auf spezielle, nicht dringende Operationen teilweise länger warten. Die anderen angefragten Spitäler berichten dem SRF Konsumentenmagazin «Espresso» nicht von zusätzlichen Wartezeiten oder Verschiebungen. Wegen der fehlenden Zulassungen könnten Ärztinnen und Ärzte jedoch nicht wie geplant zu arbeiten beginnen. Die Berner Insel-Gruppe, zu welcher das Inselspital gehört, schreibt: Andere Mitarbeiter müssten deshalb einspringen. Für die Teams sei dies eine weitere Belastung.
Auch Gruppenpraxen warnen: Sie ärgern sich ebenfalls über den Engpass bei der Diplom-Anerkennung. Ärztinnen und Ärzte fehlten, was sich auf die Wartezeiten auswirke, schreibt die grosse Schweizer Unternehmensgruppe Medbase. Auch Sanacare betreibt zahlreiche Gruppenpraxen in der Schweiz. Sie könnten zeitweise keine neuen Patientinnen und Patienten aufnehmen, da Stellen wegen der Bürokratie-Verzögerung unbesetzt blieben.
So kam es zum Stau: Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) stieg die Zahl der Gesuche für die Anerkennung ausländischer Arztdiplome zuletzt unerwartet an. Eine Kommission prüfe jedes Dossier einzeln, was sehr aufwändig sein könne. Bei mehr Gesuchen dauert die Überprüfung folglich länger. Dazu seien unvorhergesehene personelle Ausfälle gekommen, schreibt das BAG. Aufgrund von Sparmassnahmen hätten sie kurzfristig kein zusätzliches Personal einstellen können.
Weniger Stau als Ziel: Das BAG schreibt, es arbeite mit Hochdruck an der Lösung des Problems. Gemeinsam mit der Kommission würden die Prozesse vereinfacht und mehr und mehr digitalisiert. Auch seien jetzt zusätzliche Leute im Einsatz, wie der «Blick» bereits berichtet hat. Der Bund erwartet, den Rückstand bis Ende Jahr aufholen zu können. Das zuständige Gremium soll die Dossiers dann in weniger als drei Monaten bearbeiten können.