Ein Aargauer hat sich im Touringshop des TCS für 800 Franken den «Easy Scooter T30» der Schweizer Herstellerin VMAX gekauft, ein Falt-E-Bike. Auf dem Tacho sieht er, dass es bereits ohne Pedale 25 km/h erreicht. Das überprüft er auch mit dem GPS.
Laut Gesetz darf ein langsames E-Bike maximal 20 km/h ohne und 25 km/h mit Tretunterstützung fahren. Das bestätigt ihm das Bundesamt für Strassen, Astra. Maximal 20 km/h gilt auch für E-Scooter, also Trottinetts.
Informationen vom Astra
Dem Mann ist nicht wohl. Seine Befürchtung: Vielleicht ist es so gar nicht für den Verkehr zugelassen, und bei einem Unfall könnte es Probleme mit der Versicherung geben. Er meldet sich beim Touringshop. Dieser antwortet: «Es muss lediglich eine elektrische Tretunterstützung vorhanden sein, damit das E-Velo 25 km/h fahren darf.» Der «Easy Scooter T30» erfülle alle Kriterien für die Strassenzulassung in der Schweiz.
Es handelt sich dabei übrigens um ein spezielles Modell, welches einerseits nur mit dem Elektromotor, andererseits zusätzlich mit den Pedalen angetrieben werden kann. Aussehen tut es wie ein Klappvelo.
Der Mann gibt sich damit nicht zufrieden und kontaktiert VMAX, welche ihm schreibt: «In der Schweiz bedarf es keines Strassenzulassungszertifikats, daher liegt so eines nicht vor. Die gegebenen Richtlinien des Astra müssen erfüllt sein, damit das Fahrrad strassenzugelassen ist und dies ist bei diesem Produkt der Fall.» Falls sein Gerät zu schnell sei, könne er es zur Überprüfung senden.
Es ist so. Es fährt zu schnell. Selbst wenn man noch zehn Prozent Toleranz einrechnet, bleiben zwei bis drei Kilometer pro Stunde, die das Gerät zu schnell fährt
Dieses Angebot macht nach langem Hin und Her auch der Touringshop. Ein Mitarbeiter probiert das Falt-E-Bike des Kunden aus. Zum Resultat sagt TCS-Sprecherin Vanessa Flack im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Es ist so. Es fährt zu schnell. Selbst wenn man noch zehn Prozent Toleranz einrechnet, bleiben zwei bis drei Kilometer pro Stunde, die das Gerät zu schnell fährt.» Endlich kann der Kunde sein Bike wie gewünscht zurückgeben und erhält sein Geld zurück.
Kunden können gekaufte Bikes überprüfen lassen
Aber, was ist mit all den anderen Käuferinnen und Käufern des Falt-E-Bike? Diese können es auf Wunsch überprüfen und anpassen lassen, wenn es zu schnell sein sollte, sagt der TCS.
Das Modell ist im Touringshop inzwischen ausverkauft. Ende Oktober trifft eine neue Serie ein. Für diese hat der TCS verlangt, dass die Software, welche das Tempo steuert, angepasst wird.
Den «Easy Scooter T30» von VMAX hat der Touringshop seit rund vier Jahren im Angebot. Weshalb hat der TCS nicht früher festgestellt, dass er zu schnell fährt? Als der TCS das Falt-E-Bike Ende 2018 für den Shop geprüft habe, «waren die Anforderungen an die Tretunterstützung noch etwas diffus. Insbesondere war der Branche nicht klar, dass die Tretunterstützung die Motorleistung steuern muss.» Der TCS räumt aber ein: «Tatsächlich haben wir es in diesem Fall versäumt, nach der klareren Regelung, das Gerät nochmals zu testen.»
Aus unserer Sicht ist bei diesem Nischenprodukt die Kategorisierung nicht klar, da es sich weder um ein E-Bike noch um ein Gerät der Kategorie E-Scooter handelt.
Und was sagt Herstellerin VMAX? «Aus unserer Sicht ist bei diesem Nischenprodukt die Kategorisierung nicht klar, da es sich weder um ein E-Bike noch um ein Gerät der Kategorie E-Scooter handelt. Infolgedessen ist man in der Vergangenheit davon ausgegangen, dass dieses Produkt in jedem Fahrbetrieb maximal 25 km/h erreichen darf.» Die Verordnung des Bundes sei hier nicht klar. Auf Wunsch des TCS werde die Software bei der neuen Lieferung nun aber angepasst.
Wie viele T30 in der Schweiz verkauft wurden, wollen der TCS und VMAX nicht sagen.