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Umstrittenes Exklusiv-Abo Homegate schlägt Profit aus der Wohnungsnot

Seit April haben normale Homegate-Abonnenten bei der Wohnungssuche einen Nachteil. Dies wegen des neuen Exklusiv-Abos.

Seit kurzem macht die bekannte Wohnungsplattform Homegate unter anderem auf sozialen Medien auf ihr neues, exklusives Abo «Mieter+» aufmerksam. Doch das neue Bezahl-Suchabo sorgt für Irritation.

Profitiert Homegate von der Verzweiflung der Suchenden?  

Ein Zürcher SRF-Hörer wurde kürzlich via Instagram auf «Mieter+» aufmerksam, weil eine Kollegin verzweifelt eine neue Wohnung sucht. Das neue Angebot stösst ihm sauer auf. Die Immobilienplattform versuche offensichtlich, aus der akuten Wohnungsnot Profit zu schlagen. «Du kannst die Inserenten drei Tage im Voraus kontaktieren, bevor das Inserat allen zugänglich ist», verspricht Homegate. Und dazu «Zugang zu 1000+ exklusiven Inseraten».

Printscreen der Seite Homegate.ch mit Angebot
Legende: Wer bezahlt, bekommt bei Homegate gewisse Vorzüge. Printscreen Homegate

Konkret erhalten Abonnentinnen von «Mieter+» drei Tage Vorsprung, um gewisse private Inserenten für einen Besichtigungstermin zu kontaktieren. 40 Franken kostet diese Exklusivität – pro Monat. Bei drei Monaten Mindestlaufzeit macht das 120 Franken. Das Jahresabo kostet 300 Franken. Die Preise für das neue Angebot sind allerdings erst nach dem Login bei Homegate ersichtlich. Nicht sehr transparent.

Ich finde es nicht fair, dass man Wohnungen exklusiv an Leute vermieten will, die digital unterwegs sind und sich so ein Abo leisten können.
Autor: «Espresso»-Hörer

Der Zürcher findet das Angebot unfair: «Die Wohnungsnot ist gross, Inserate sind oft nur ein paar wenige Stunden online. Viele Wohnungen gehen gar unter der Hand weg. Dieses Angebot trägt dazu bei, dass viele Leute gar keine Möglichkeit mehr haben, diese Wohnungen zu sehen», sagt er gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Er vermutet, dass die exklusiven Wohnungsinserate längst wieder offline sind, bevor die «normalen» Homegate-Abonnenten Kontakt aufnehmen können. Homegate heize so die Wohnungsnot noch mehr an, und helfe den Falschen, so der Hörer.

Ärmere und Alleinerziehende haben noch mehr Nachteile

«Ich finde es nicht fair, dass man Wohnungen exklusiv an Leute vermieten will, die digital unterwegs sind und sich so ein Abo leisten können.» Das seien ausgerechnet jene Leute, die am wenigsten Hilfe bräuchten. Eine alleinerziehende Mutter habe dagegen kein Geld für ein solches Abo, meint der SRF-Hörer.  

Ob sich das «Mieter+»-Abo auf lange Frist überhaupt rechnet, ist fraglich. Wenn irgendwann alle das Premium-Abo haben, ist der Vorteil für die Abonnenten gering. Profitieren würde einzig Homegate.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Homegate sieht kein Problem

Auf Anfrage von «Espresso» gibt Homegate zu, dass ihre Gratis-Abonnenten seit April einen Nachteil haben. Ihre Statistiken würden aber zeigen, dass Inserate im Durchschnitt länger online seien als nur drei Tage, deshalb sei das neue Angebot nicht problematisch. Zudem betreffe der Zeitvorsprung nur einen kleinen Teil der Inserate.

Preisüberwacher ist aktiv

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Auf Anfrage von «Espresso» sagt der Preisüberwacher, es seien in den letzten Monaten zahlreiche Beschwerden über die Preisgestaltung von Anzeigen auf den Immobilienplattformen Immoscout24 und Homegate eingegangen. Es wurden Preiserhöhungen von bis zu 30 Prozent genannt. Der Preisüberwacher wird die Vorwürfe prüfen und untersuchen, ob ein Missbrauch vorliegt.  

Bezüglich des Produkts «Mieter+» von Homegate schreibt der Preisüberwacher: Der Markt der Plattformen sei von solchen Abonnements geprägt, deren Effekt und wirklicher Mehrwert schwer zu messen seien. «Mangelnde Transparenz und eine Vielfalt an Produkten sind ein Problem bei digitalen Plattformen.» Der Preisüberwacher verfolge dieses Thema.

Zur Kritik, dass gerade ärmere Menschen nun noch mehr Nachteile hätten bei der Wohnungssuche, sagt Homegate, ein Jahresabo koste auf den Tag heruntergebrochen nur 85 Rappen. Auch die Befürchtung, dass längerfristig nur Homegate profitiert, teilt das Unternehmen nicht: «Ich kann da für Beruhigung sorgen, so weit ist es noch nicht und es zeichnet sich auch nicht ab», meint ein Sprecher.

Es ist eine sehr bedenkliche Entwicklung.
Autor: Michael Töngi Schweizer Mieterinnen- und Mieterverband

Der Schweizer Mieterinnen- und Mieterverband sieht am exklusiven Homegate-Suchabo nichts Positives. Vizepräsident Michael Töngi: «Es ist eine sehr bedenkliche Entwicklung. Leute mit wenig Einkommen haben noch mehr Schwierigkeiten, überhaupt eine Wohnung zu finden.»

Espresso, 21.6.2023, 8:13 Uhr

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