Darum geht es: Zattoo verkürzt die Speicherdauer für Aufnahmen von Sendungen. In einer Mitteilung des TV-Streaming-Dienstes vom 1. September an seine Kundschaft heisst es: «Wir speichern alle von dir aufgenommenen Sendungen nicht mehr unbegrenzt, sondern für maximal zwei Jahre. Danach werden sie gelöscht.» Betroffene verlieren nun ihr persönliches Archiv. Zunächst wollte Zattoo die Aufnahmen schon am 15. September löschen. Das verärgerte die Kundschaft zusätzlich.
Zattoo gewährt Gnadenfrist: Nach Protesten von Abonnentinnen und Abonnenten hat Zattoo die Löschung auf den 7. Januar 2026 verschoben. «Dadurch wollen wir unseren Kundinnen und Kunden Zeit geben, Aufnahmen, die älter als zwei Jahre sind, nochmals anzuschauen», sagt Paul Fournier, Chief Operating Officer bei Zattoo.
Und rechtlich? Ist das erlaubt? Zattoo hat sich in den AGB abgesichert: «Zattoo behält sich vor, diese AGB jederzeit und ohne Nennung von Gründen zu ändern.» Was Zattoo nicht darf: Den Nutzerinnen und Nutzern erlauben, ihre Archivaufnahmen vor der Löschung anderswo zu sichern.
So begründet Zattoo die Massnahme: Einerseits argumentiert der TV-Streaminganbieter mit den erheblichen Kosten der unbegrenzten Speicherung. Andererseits habe dies «auch einen signifikanten CO₂-Fussabdruck zur Folge.» Zattoo wolle die Ressourcen möglichst effizient und nachhaltig einsetzen und sich auf Angebote konzentrieren, «die aktiv von den Abonnentinnen und Abonnenten genutzt werden.» Zur Begrenzung auf zwei Jahre sagt Zattoo: «Dies entspricht auch gängigen Praktiken anderer TV-Anbieter.»
Stimmt das? Eine Umfrage von «Espresso» unter sechs grossen Anbietern zeigt: Die meisten ermöglichen eine unbegrenzte Archivierung. Zum Teil gegen Aufpreis und mit begrenztem Speicherplatz.
Ältere Aufnahmen werden kaum genutzt: Paul Fournier von Zattoo sagt: «Drei Viertel der Aufnahmen, die jemals gemacht wurden, werden nie angesehen.» Von den Aufnahmen, die älter sind als zwei Jahre, würden 86 Prozent nie mehr geöffnet. Sehen sich Zattoo-Abonnenten ihre Aufnahme an, geschehe dies in 99,99 Prozent der Fälle innerhalb von 31 Tagen.
Der Digitalredaktor zum CO₂-Fussabdruck: Guido Berger von der SRF-Digitalredaktion sagt, dass Zattoo jede Sendung pro Ausstrahlung nur einmal archiviere. Also nicht separat für jeden, der sie speichert. «Weil es aber ganz viele Sendungen und Sender sind, die Zattoo speichert, benötigt das ganz viel Speicherplatz. Und die Harddisks dafür kosten eine Stange Geld.»
Was zählt bei der Massnahme für Zattoo mehr? In den Mitteilungen erwähnt Zattoo Kosten sparen und Energie sparen gleichwertig. Guido Berger meint: «Die Energie für die Datenspeicher fällt nach meiner Einschätzung weniger ins Gewicht.» Aufnahmen, die sich kaum jemand ansehe, bräuchten kaum Energie. «Die liegen einfach auf einer Harddisk.» Das heisst: «Es geht in erster Linie darum, Kosten zu sparen, weil Zattoo weniger Harddisks kaufen muss.» Zattoo ergänzt dazu, dass es bei den Kosten auch um das Personal gehe, dass diese Speicher betreiben müsse.