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Vorsicht auf Tutti.ch Tutti.ch: Betrug durch angeblichen Kundendienst

Kriminelle geben sich als Kundendienst aus und luchsen einer Tutti.ch-Kundin 2500 Franken ab.

Dass sie selbst Opfer von Betrügern werden würde, hätte Regula Meier (Name geändert) kaum für möglich gehalten. «Es ist für mich im Nachhinein auch fast nicht mehr nachvollziehbar, wie ich darauf überhaupt reagieren konnte.» Und doch ist es passiert. 2500 Franken hat die alleinerziehende Mutter verloren.

Es ging alles so schnell.
Autor: Regula Meier Betrugsopfer

Die 17-jährige Tochter von Regula Meier wollte auf Tutti.ch eine Tastatur für 75 Franken verkaufen. «Sie hat ihr eigenes Tutti-Konto», erzählt die Mutter. Nur wenige Minuten, nachdem die Tochter die Tastatur zum Verkauf ausgeschrieben hatte, erhielt sie kurz nacheinander zwei Nachrichten in ihr Kundenkonto. Darin hiess es, die Tastatur sei «im Rahmen des Programms Secure Pay» reserviert worden. Um die Zahlung zu erhalten, müsse sie unter dem angegebenen Link das «Verfahren zur Identitätsprüfung» durchlaufen.

Auszug aus Tutti-Chat, in dem eine Ipad Tastatur verkauft wird.
Legende: Unter einem Vorwand werden die Opfer dazu aufgefordert, ein «Verfahren zur Identitätsprüfung» zu durchlaufen. SRF

Die Tochter habe ihr die Nachrichten gezeigt. Und rückblickend sagt Regula Meier: «Hätte ich mir die Zeit genommen, um diese sorgfältig durchzulesen, wäre es mir wohl nicht passiert. Aber es ging alles so schnell – ich war zwischen Tür und Angel und mit dem Kopf schon bei den Terminen am Nachmittag.»

Scham und Ärger

Und so folgten Mutter und Tochter den Anweisungen der Betrüger und gaben unter dem angegebenen Link die Kreditkartendaten der Mutter ein – in der Überzeugung, das sei nötig, um die Zahlung zu erhalten. «Ich war sicher: Das kommt alles von Tutti!» Als dann per SMS der Code zur Zweifaktor-Authentifizierung kam, gab die Mutter diesen ebenfalls ein. «Und in diesem Moment erst habe ich realisiert, was da läuft.»

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

Box aufklappen Box zuklappen

Zu spät: Die Betrüger hatten ihrer Kreditkarte 2500 Franken abgebucht. Umgerechnet jenen Betrag, der in der SMS angegeben war: «9780.0 AED» hiess es dort. AED ist das Kürzel von Dirham, der Währung der Vereinigten Arabischen Emirate. «Mindestens so schlimm wie der Frust über das verlorene Geld sind für mich der Ärger auf mich selbst und die Scham», sagt Regula Meier. «Ich habe jetzt selbst erfahren, wie schnell das gehen kann und bin schockiert, dass mir das passiert ist.»

Tutti.ch kennt Masche seit Kurzem

Dass sich Kriminelle als «Tutti-Kundenservice» ausgeben, ist neu. Auf Anfrage heisst es bei Tutti.ch, diese Masche sei seit etwa vier Wochen bekannt. Es handle sich um Phishing. Wie viele Tutti-Kundinnen und -Kunden dadurch schon geschädigt worden sind, sei nicht bekannt.

SMS Test mit Link
Legende: Mit solchen im Namen von Tutti verfassten Nachrichten versuchen Betrüger ihre Opfer zu täuschen. SRF

Pro Woche erhalte man rund 80 Meldungen von Verkäuferinnen und Verkäufern zu allgemein verdächtigen Vorgängen. Diese würden auch andere Betrugsversuche betreffen, nicht nur jene mit dem falschen Tutti-Kundendienst. Das Unternehmen betont, selbst nie Kreditkartendaten von Kundinnen und Kunden abzufragen.

Keine Kulanz von der Cembra Money Bank

Da die Betrüger ihr Opfer in diesem Fall dazu gebracht haben, die Zahlung per Authentifizierungs-Code freizugeben, bleibt Regula Meier wohl auf dem Schaden sitzen. Gegenüber «Espresso» sagt die Cembra Money Bank, die betrügerische Transaktion «wäre für die Kundin erkennbar gewesen». Dies aufgrund des in Dirham angegebenen Betrags und wegen des Händlernamens, der ebenfalls in der Authentifizierungs-SMS enthalten war. Trotzdem habe die Kundin die Zahlung autorisiert.

Ob die Cembra Money Bank in solchen Fällen generell keine Kulanz walten lässt, bleibt offen. Diese würden jeweils «sorgfältig geprüft» und «individuell beurteilt». Es ist aber davon auszugehen, dass das Unternehmen keinen Präzedenzfall schaffen will.

Espresso, 16.4.2024, 8:10 Uhr

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