Anfang Januar 2019 erhielt die Frau aus dem Kanton Glarus zum ersten Mal eine Forderung von Creditreform Egeli aus St. Gallen. Sie soll zwei Jahre zuvor eine Rechnung über 90 Franken nicht bezahlt haben. Mit allen Gebühren verlangt die Inkassofirma unter Androhung einer Betreibung nun knapp 300 Franken.
Nur ist die Adressatin gar nicht die Schuldnerin, sondern eine Namensvetterin, die ebenfalls im Kanton Glarus wohnt. «Die haben das gar nicht richtig abgeklärt, und so bin ich in dieses System geraten», erzählt sie im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie ruft bei Creditreform Egeli an. Ein Mitarbeiter versichert ihr, dass es sich um eine Verwechslung handle, sie könne die Rechnung vernichten und werde aus dem System gelöscht.
Die Betreibungen hörten nicht auf!
Immer neue Betreibungen
Denkste! Ein gutes Jahr später hat sie einen Zahlungsbefehl vom Betreibungsamt Glarus im Briefkasten. Dahinter steckt erneut Creditreform Egeli in St. Gallen. Die Frau meldet sich wieder dort. Erneut wird ihr versichert, dass die Verwechslung im System vermerkt und ihre Daten gelöscht würden. Auch die Betreibung werde gelöscht.
Das geschieht zwar. Doch schon im Frühling 2022 folgt die nächste Rechnung. Ab November flattern Mahnungen, Forderungen und Betreibungen praktisch im Wochenrhythmus in den Briefkasten der unbescholtenen Glarnerin. Zwei Tage vor Weihnachten sind es vier Betreibungen aufs Mal. X-mal habe sie bei der Inkassofirma angerufen, erzählt sie: «Jedes Mal hat ein anderer Mitarbeiter gesagt, er sehe, dass das ein Fehler sei. Die Forderung und meine Daten würden aus dem System gelöscht. Aber es hört nicht auf!»
Die Frau ist verzweifelt und wütend: «Man ist so machtlos und muss immer wieder beweisen, dass man nicht die Schuldnerin ist.» Es sei eine lausige Geschichte, dass Creditreform Egeli es nicht schaffe, ihre Daten aus dem System zu löschen und ihr keine Forderungen und Betreibungen mehr zu schicken. Ihr Urteil: «Für mich ist das überhaupt kein seriöses Unternehmen. Eigentlich eine Katastrophe.»
Das ist ein Fehler, der nicht passieren dürfte.
«Espresso» schaltet sich ein und konfrontiert Geschäftsführer Raoul Egeli von Creditreform Egeli mit der Leidensgeschichte der Glarnerin. Er beschönigt nichts und gibt zu: «Das ist ein Fehler, der nicht passieren dürfte.» Sie hätten den Fall angeschaut und würden die Unannehmlichkeiten bedauern, die der Frau entstanden seien. «Sie beanstandet das Vorgehen zurecht. Von unserer Seite wurde der Hinweis auf die Verwechslung nicht korrekt bearbeitet und wir entschuldigen uns hierfür in aller Form.» Raoul Egeli hat sich auch persönlich bei der Betroffenen entschuldigt. Sie sollte nun definitiv keine Forderungen mehr erhalten.
Auf die Frage, wie es seine Firma drei Jahre lang nicht schaffen konnte, die Daten der Frau aus dem System zu löschen und den Fehler zu korrigieren, sagt der Geschäftsführer: «Es ist eine Kombination von Situationen, bei denen nicht über den Tellerrand geschaut wurde.» Sprich: Die interne Kommunikation im Inkassounternehmen hat nicht funktioniert. Die eine Hand wusste nicht, was die andere tat, niemand zog die Notbremse und schaute genauer hin. Egeli versichert, dass der Fall im Team diskutiert werde: «Aufgrund der Analyse werden wir prüfen, was für zusätzliche Massnahmen und Schulungen erforderlich sind, um dies zu verhindern.»