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Beauty Academy Wenn der Lack bei der Nagel-Firma bröckelt

Schlechte Hygiene und mangelnde Qualität bei Kursen: Teilnehmerinnen kritisieren die Kosmetikschule Beauty Academy.

Gepflegte, lange Nägel haben es Milena M. angetan. Sie wollte lernen, wie sie das selbst machen kann. Deshalb buchte sie einen eintägigen Kurs bei der Beauty Academy – Grundseminar Acryl. Doch der Kurs sei eine Enttäuschung und den bezahlten Preis von 370 Franken nicht wert gewesen, sagt sie. «Ich bin mit vielen Fragen dahin gegangen, aber sie wurden nicht professionell beantwortet.»

Website der Beauty Academy
Legende: Auf ihrer Website wirbt die Beauty Academy für diverse Kosmetik-Kurse. SRF

Milena M. kritisiert das bereitgestellte Material, die Schleifblöcke und Feilen seien abgenutzt gewesen. Sie und die zweite Kursteilnehmerin mussten an einer Übungshand üben. Die Nägel seien immer wieder abgefallen. Der Leim, der zur Fixierung der Nagelverlängerungen abgegeben wurde, warf Fragen auf. Dieser ist gemäss Hersteller Henkel «Ideal für: Metall, Porzellan, Kunststoff …».

«Kassensturz» fragt bei Iris Kuchler, Präsidentin des Verbands Swissnaildesign , nach. Sie sagt, ein solcher Leim gehöre nicht in ein Nagelstudio. Es gebe mehrere, geeignete Produkte auf dem Markt. Sie betont: «Unsere Produkte müssen von der nationalen Kosmetik- und Chemieverordnung zugelassen sein. Man ist auf der sicheren Seite, wenn man diese im Fachhandel bezieht.» Zudem hätten Ausbildungsstätten eine Vorbildfunktion.

Eine künstliche Hand
Legende: An solchen Übungshänden üben sich die Kursteilnehmerinnen im Nageldesign. SRF

Kosmetikverordnung muss Produkte zulassen

Die Beauty Academy ist eine Kosmetikschule aus Zürich, mit Filialen in diversen Orten. Sie schreibt «Kassensturz»: «In unseren Acryl-Kursen arbeiten die Teilnehmer mit einer Übungshand. (...) Die Äusserungen von Frau Kuchler sind korrekt, aber nur für eine Anwendung in einem Nail-Studio, wo Menschen behandelt werden.»

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Im Kurs von Milena M. hatte es anders getönt: «Auf mehrfaches Nachfragen bei der Kursleiterin hiess es, dass man das an menschlichen Nägeln brauchen kann und es überhaupt kein Problem sei.»

Demotivierte Kursleiterin und mangelhafte Geräte

Auch Petra N. hat negative Erfahrungen mit einem Kurs der Beauty Academy gemacht. Auf der Homepage fand sie eine mehrtägige Fusspflege-Ausbildung in Felsberg. Petra N. wollte ihr Wissen auffrischen. Vor mehreren Jahren hatte sie bereits eine Fusspflege-Ausbildung absolviert, deshalb wurde ihr ein Kurstag erlassen. Sie bezahlte für die dreitägige Schulung 1350 Franken. Doch für Petra N. war der Kurs «eine Katastrophe».

Sie kritisiert, dass die Kursleiterin nicht motiviert gewesen sei, die Teilnehmerinnen weder angeleitet noch korrigiert habe. Auch sie bemängelt die unzureichende Ausrüstung und dass die Fräser zur Nagelbearbeitung stark vibriert hätten.

Werbung mit «falschem» Verband?

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Die Beauty Academy wirbt auf ihrer Homepage mit der Mitgliedschaft im «Verband für medizinische Kosmetik und Weiterbildung». Während der Recherche führte dieser Link ins Leere. Als «Kassensturz» Mitte Oktober bei der Beauty Academy nachfragt, heisst es anschliessend auf der Page: «...dass unsere Webseite kürzlich von unbekannten Dritten kompromittiert wurde.»

Seit Anfangs November gibt es nun eine Homepage, aber keine Informationen zu den Aktivitäten, zu Mitgliedern oder dem Namen des Präsidenten oder der Präsidentin.

Fusspflege muss erlernt werden

Gisela Warthmann, Präsidentin des Schweizerischen Fusspflegeverbands, betont, Fusspflege sei ein Handwerk, das müsse erlernt werden und es brauche Übung: «Sie müssen lernen, wie man Füsse und Maschinen hält. Sie müssen lernen, welche Fräser für welchen Arbeitsgang eingesetzt werden.» Das brauche sehr viel mehr Übung, als einen drei- oder viertägigen Kurs.

Dass es im Kurs von Petra N. zu wenig Instrumente gab, dass sich die Teilnehmerinnen diese teilen mussten und es keine Möglichkeit gab, diese zu sterilisieren, brachte das Fass zum Überlaufen: Petra N. erstellte eine Mängelliste und schickte diese der Beauty Academy. Auch die andern beiden Kursteilnehmerinnen beschwerten sich.

Die Beauty Academy schreibt, dass die Schule alle hygienischen Standards erfülle und die Kritik an den Geräten und den Kursen sei nicht nachvollziehbar: «Die Filiale in Felsberg wurde im Frühling 2023 neu eröffnet. Sämtliches Kursmaterial bzw. deren Inventar sind neu in der Schweiz beschafft worden.»

Stellungnahme Beauty Academy

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Die Beauty Academy schreibt ...

  • … zum Vorwurf, Schulungsunterlagen für die Fusspflege-Ausbildung nicht an den Schweizer Markt angepasst zu haben: «Es werden zusätzliche Informationen (EU Richtlinien) abgegeben (...). Dies hat folgenden Hintergrund: Wir haben etliche Kursteilnehmer aus Deutschland und Österreich, deshalb diese zusätzlichen Hinweise.»
  • … zur Frage, weshalb die Beauty Academy nicht auf den eingeschriebenen Brief von Milena M. geantwortet habe: «In dieser Zeitperiode hatte die Schule einen Umzug. Wahrscheinlich ist der Brief verloren gegangen.»
  • … zur Frage, weshalb sie Petra N. nicht geantwortet und keine Kurskosten zurückerstattet habe: «Frau N. hatte während 3 Tagen die volle Dienstleistung bezogen. Der Kurs wurde vollumfänglich gemäss den ausgeschriebenen Inhalten korrekt vermittelt. (…) Jeder Teilnehmer kann selber entscheiden, welche Ausbildung er absolvieren möchte: Vier Tage oder eine längere Ausbildung an einer andern Schule. Auf der Homepage sind die Kurszeiten klar dargestellt. Wir möchten unsere Kunden nicht mit unnötigen Mehrkosten belasten.»

Hygiene ist wichtig

Genauso wichtig wie Übung ist Hygiene, sagt die Präsidentin des Verbands Fusspflege Schweiz . Standard sei, dass die gebrauchten Utensilien nach jeder Behandlung mit Ultraschall gereinigt und dann sterilisiert würden. Dasselbe gelte für Ausbildungen. Sie kritisiert, dass die Schulungsunterlagen der Beauty Academy aus einem deutschen Fachbuch kopiert und nicht für den Schweizer Markt angepasst wurden. Beispielsweise dürften in der Schweiz in der Fusspflege keine Diabetiker behandelt werden, diese müssten zu Podologen gehen.

Milena M. und Petra N. beschwerten sich beide schriftlich bei der Schule und forderten eine Rückerstattung des Kursgeldes. Bis heute haben sie keine Antwort bekommen.

Milena M. und Petra N. sind keine Einzelfälle, sie reihen sich in eine längere Liste von Beschwerden, die «Kassensturz» in den letzten Jahren bekommen hat. Es ging immer um die Qualität der Kurse.

Keine Aufsicht im Bereich Weiterbildung

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Der Weiterbildungsmarkt in der Schweiz ist ein freier Markt. Der Staat reguliert und beaufsichtigt hier also nicht. Es gibt daher keine Qualitätskontrolle für Bildungsanbieter oder für einen bestimmten Kurs.

Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI (Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF) empfiehlt Konsumentinnen und Konsumenten, die herausfinden möchten, ob ein Kursanbieter qualitativ gute Kurse anbietet, vorher folgende Punkte abzuklären:

  • Verfügt der Bildungsanbieter über ein Qualitätssiegel?
  • Wie lauten die Bewertung ehemaliger Kursbesucherinnen und Kursbesucher?
  • Wird das Zertifikat, das am Ende der Weiterbildung erteilt wird, von Arbeitgebern anerkannt?
  • Wie bewertet der Fachverband den gewählten Bildungsanbieter bzw. die Weiterbildung?

Kassensturz, 21.11.23, 21:05 Uhr

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