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Elektromobilität Was die Freude am E-Auto verderben kann

Preisdschungel an öffentlichen Ladestationen, hohes Roaming: Wer nicht zu Hause laden kann, ärgert sich.

Eigentlich würde es den Schweizer Klimazielen helfen, wenn möglichst viele Verbrenner-Autos durch E-Modelle ersetzt würden. Doch der Zuwachs der Elektromobilität ist nicht mehr so gross wie auch schon. Steigende Strompreise, aber auch Unsicherheiten rund ums Laden sind Gründe, die Leute zögern lassen, ein E-Auto zu kaufen. Das zeigte kürzlich der neueste E-Barometer des TCS

Kein Recht auf Laden in der Schweiz

Keine Möglichkeit zu Hause zu laden, ist ein wichtiger Grund, kein E-Auto zu kaufen. Wenn Vermieter und Miteigentümer nicht mitmachen, gibts keine Ladestation. Die Schweiz kennt etwa im Gegensatz zu Deutschland kein Recht auf Laden. Politische Vorstösse, das Eigentumsrecht aufzuweichen, scheinen eher chancenlos.

Wer nicht zu Hause kostengünstig mit Haushalt-Strom oder noch besser, eigener Solaranlage laden kann, muss an öffentlichen Stationen Strom beziehen. Von denen gibt es in der Schweiz zwar immer mehr, rund 10'000. Doch das Laden braucht Nerven und Geld.

Elektroauto-Fahrer Stefano Sabino kennt das Problem: «Ich bin abhängig von Ladestationen, die öffentlich sind. Die sind nicht immer garantiert.  Man muss jedes Mal mehrere Apps aufmachen und schauen, wo gilt welcher Preis und wo lade ich am günstigsten.»

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Fast doppelt so hohe Preise – je nach Anbieter

Vergleichen lohnt sich, denn die Preise an einer Ladestation können fast doppelt so hoch sein, je nachdem, mit welchem Anbieter man lädt. Stefano Sabino lädt in Baden: die Preise bewegen sich zwischen 45 Rappen pro kWh und 86 Rappen. Für Stefano Sabino inakzeptabel: «Wenn man denkt, dass man für die gleiche Leistung doppelt soviel zahlen muss, da muss man sich schon fragen». Die Preise sind teils so hoch, dass sich das Elektroauto im Vergleich mit einem Benziner nicht mehr lohnt.

Besonders teuer wird es, wenn an einer Säule mit einer fremden Karte geladen wird und Roaming ins Spiel kommt, wie man es beim Handy kennt. Dann drohen happige Preisaufschläge. Auf der Ladesäule selber ist selten angeschrieben, wie viel Laden kostet.

85 Franken teurer wegen Roaming

«Kassensturz» zeigt ein Beispiel, wo einem E-Auto-Fahrer an einer Schnellladestation von seinem Kartenbetreiber Evpass Aufschläge von 50 bis 85 Franken in Rechnung gestellt wurden. Evpass verrechnet fürs Schnellladen an fremden Säulen einen Minutenpreis von 1.15 Franken, statt eines kwH-Preises.

Das ergab für Dominik Jenzer eine Rechnung von 110 Franken: «Mit dem Auto, das ich habe, tanke ich für 15 bis 20 Franken Strom, bis die Batterie voll ist. Ich bin dann schon überrascht, wenn auf der Abrechnung Beträge von 100 Franken drauf sind.» Pikant: Evpass selber zahlte dem Säulenbetreiber nur 25 Franken. Evpass erklärt den hohen Preis mit der langen Ladedauer von Dominik Jenzers älterem Auto, verspricht aber Verbesserungen.

Bei Preisüberwacher Stefan Meierhans gehen immer mehr Reklamationen ein zu Roaming oder intransparenten Tarifen: «Das führt zu Verunsicherung und schadet letztlich der Branche», ist Meierhans überzeugt.

Preisüberwacher fordert Vergleichs-App

Er fordert darum Abrechnung nach einheitlicher Methode, zum Beispiel nach Kilowattstunden, und eine Vergleichs-App für E-Ladestationen, wie man sie für Benzin-Tankstellen kennt, mit vergleichbaren Preisen: «Meine Erwartung ist, dass wir so schnell wie möglich jetzt auch eine Vergleichs-App haben und Transparenz für Preise bei diesen E-Ladestationen».

Kassensturz, 12.12.23, 21:05 Uhr

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