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Hohe Nebenkosten Immo-Firma Crowdhouse fakturiert 25'000 Franken Nebenkosten

Eine Wohnsiedlung in Huttwil (BE) erhält Nebenkostenabrechnungen rückwirkend für die letzten fünf Jahre.

Das Leben ist teuer geworden. Und es wird für Mieterinnen und Mieter noch teurer: Nachdem der Referenzzinssatz auf 1.75 Prozent angehoben worden ist, dürften die meisten Vermieter die Mietzinsen erhöhen. Zusätzlich hohe Nebenkostenabrechnungen können in einer solchen Situation Mietende rasch aus der Bahn werfen.

Fast alle Mieter sind betroffen

So geschieht es aktuell in Huttwil (BE): Rentner Léon Dossé wohnt mit seiner Partnerin in einer 3.5-Zimmerwohnung an der Sonneggstrasse. Verwaltet wird die Immobilie durch die Firma Crowdhouse. Diese stellte dem Mieter vergangene Woche Nebenkostenabrechnungen in der Höhe von 15'000 Franken zu. «Das musste ich grad meiner Frau erzählen. Ich habe ihr gesagt: ‹Die spinnen wieder!›». Léon Dossé lebt seit 2017 in der Überbauung.

Er ist nicht der einzige Mieter, der von Crowdhouse so hohe Nebenkostenabrechnungen bekommt. In der Überbauung wohnen 35 Parteien. Gut zwanzig davon ziehen die Immobilienverwalterin nun vor die Schlichtungsstelle.

Koordinierter Widerstand

Christoph Buchmann ist der Kopf des Widerstandes. Er hat alle Nebenkostenabrechnungen der betroffenen Mietparteien gesammelt und koordiniert den Gang vor die Schlichtungsbehörde. «Ich mache das, weil es eine Sauerei ist, wie Crowdhouse mit uns Mieterinnen und Mieter umgeht. Es kann einfach nicht sein, dass die uns so viel Nebenkosten verrechnen.»

Ich weiss nicht, wie ich das bezahlen soll
Autor: Dzevad Smajovic Mieter

Mit den Vorwürfen konfrontiert, schreibt Crowdhouse «Kassensturz»: «Crowdhouse geht dieses bekannte Problem seit Monaten konsequent an. Das entsprechende Versäumnis hat intern zu entscheidenden Prozessoptimierungen geführt.» Und weiter: «Die verspätete Zustellung von Nebenkostenabrechnungen entspricht nicht unseren Qualitätsvorstellungen».

Zwölf Vollbäder pro Tag

Auch Familie Smajovic hat Post erhalten: Crowdhouse stellt für die letzten drei Jahre Strom, Wasser und Hauswartkosten in der Höhe von knapp 25’0000 Franken in Rechnung. Abzüglich der bereits geleisteten Akontozahlungen soll Smajovic knapp 18'000 Franken nachzahlen. «Ich weiss nicht, wie ich das bezahlen soll», erklärt der Familienvater.

«Diese Familie müsste zwölf Mal pro Tag ein volles Bad einlassen», rechnet Sabina Meier nach. Sie ist Geschäftsführerin des Mieterinnen- und Mieterverbands Bern und hat sich die Abrechnungen für «Kassensturz» angeschaut. «Ich habe schon viele hohe Nebenkostenabrechnungen gesehen. Aber so etwas wie hier, ist mir noch nie begegnet.»

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Klärung vor der Schlichtungsstelle

Bezüglich der 18'000 Franken Nebenkosten, die Familie Smajovic in Rechnung gestellt werden, schreibt Crowdhouse: Sie würden sich aktiv mit der entsprechenden Partei in Verbindung setzen und weitere Abklärungen durchführen, um feststellen zu können, inwiefern dieser exorbitante Verbrauch zu erklären sei.

Christoph Buchmann und die anderen Mieterinnen und Mieter misstrauen den Worten von Crowdhouse. Sie haben sich zusammengetan und ziehen die Immobilienverwalterin vor die Schlichtungsbehörde.

Kassensturz, 05.12.23, 21:05 Uhr

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