Die Mahnungen stapeln sich, das Steueramt macht Druck, die Angst vor Betreibungen wächst – Stephanie T. (Anm. d. Red.: Namen geändert) ist Ende 2024 verzweifelt. Ihre Steuerschulden übersteigen inzwischen 20'000 Franken. Ihre Angst: Wenn die Schulden bis Anfang 2025 nicht unter Kontrolle sind, «kommt der Hammer.» Im Internet sucht sie nach einer Lösung und stösst auf ein Angebot der Firma Sandana GmbH: eine «Finanzsanierung».
Stephanie T. interpretiert es als Kredit: Sandana bezahlt die Gläubiger, und sie stottert ihre Schulden bei Sandana ab. 13 Jahre lang, in monatlichen Raten à 150 Franken. Was sie übersieht: Im Brief steht unten, abgesetzt, dass kein Kredit vermittelt wird.
Sandana weist den Vorwurf, dass ihr Angebot als Kredit interpretiert werden könne, zurück: Man trete «ausschliesslich als Vermittlerin von Finanzsanierungen auf». Die Formulierung auf Website und Unterlagen sei klar, es werde «kein falscher Eindruck» erweckt.
Doch bevor es mit der Entschuldung losgehen soll, verlangt Sandana 1190 Franken Vermittlungsgebühr. Denn Sandana vermittelt nur, die eigentliche Sanierung soll eine weitere Firma übernehmen – die Konrad Sanierungs GmbH. Und die fordert prompt weitere 1200 Franken: Kaution, Bearbeitungsgebühr und die erste Monatsrate.
Gläubiger akzeptieren Beträge nicht
Doch von Hilfe keine Spur: Wie aus dem «Sanierungsplan» von Konrad ersichtlich wird, will die Firma lediglich Stephanies T.s monatliche Zahlungen an ihre Gläubiger verteilen: Das Steueramt soll beispielsweise 80 Franken erhalten, die Krankenkasse 2.50 Franken, das Elektrizitätswerk 5 Franken – Kleinstbeträge, die Gläubiger in der Schweiz kaum akzeptieren. Und so erhält Stephanie weiterhin Mahnungen und Betreibungen, bis sie Anfang 2025 den Vertrag mit Konrad kündigt. Insgesamt verliert sie mehr als 2000 Franken.
Katharina Blessing, Co-Geschäftsleiterin der Schuldenberatung des Kantons Zürich, weiss, wieso viele Leute auf die Angebote der Finanzsanierer einsteigen: «Die Leute sind verzweifelt. Sie wollen möglichst schnell eine Lösung, am besten mit nur einer Rate.»
Unternehmen weisen Vorwürfe zurück
Auch der Unternehmer Thomas F. (Anm. d. Red.: Namen geändert) gerät an Sandana und später die Konrad Sanierungs GmbH. Er sucht einen Kredit von 80'000 Franken zur Überbrückung – und zahlt fast 15'000 Franken, ohne je eine Auszahlung zu erhalten.
Beide Firmen weisen alle Vorwürfe zurück. Die Konrad Sanierungs GmbH wehrt sich insbesondere gegen den Vorwurf, telefonisch Kredite versprochen zu haben: «Die gesamte Kommunikation stellt unmissverständlich klar, dass keine Kredite vergeben werden», heisst es in der Stellungnahme.
Bundesanwaltschaft ermittelt gegen andere Finanzsanierer
Das Thema Finanzsanierer ist nicht neu. Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit sechs Jahren gegen rund 90 Firmen aus der Branche. Sandana und Konrad betonen ausdrücklich, dass weder sie noch ihre Geschäftsführer Teil dieser Untersuchungen seien.