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Terraoil Zuger Rohstofffirma geschäftet mit dubiosen Aktienhändlern

Die umstrittene Zuger Erdölfirma Terraoil spannte für den Verkauf ihrer Aktien ein dubioses Callcenter in Istanbul ein.

«Kassensturz» hat die Beweise: Terraoil-CEO Peter Krempin arbeitete mit der Firma «N World Finance» der beiden iranisch-türkischen Geschäftsleuten Ahmet Nazari und Seyedhati Rafaty zusammen. Über deren Callcenter in Istanbul drehten Deutsch sprechende türkische Aktienverkäufer deutschen Anlegern Hundertausende Terraoil-Aktien an. Diese glaubten, in die Schweiz zu telefonieren. 

Die deutschen Anleger überwiesen das Geld für die Aktien zwar an die Terraoil in Steinhausen. Die Hälfte davon ging jedoch als Provisionszahlung zurück nach Istanbul zu Ahmed Nazari. Pikant: Gemäss einem Bericht der Recherche-Plattform «Nordic Monitor» wird Ahmed Nazari in der Türkei des Betrugs und der Geldwäscherei verdächtigt.

Hintergrundbericht aus der Türkei

In der Schweiz gibt sich Terraoil-CEO Peter Krempin weiterhin optimistisch: Im Juli verkündete Krempin seinen Aktionären, dank «neuen Wirtschaftsprüfern» könne man nun «mit den Prüfungen für 2020 und 2021 fortfahren». Damit versucht der CEO positiv zu formulieren, dass die überfälligen Jahresberichte 2020 und 2021 demnächst vorliegen würden. 

Ungewöhnlicher Rücktritt des Revisors

Sicher ist dies nicht. Denn die Revisionsstelle BDO, die das Mandat für die Revision und somit für die Jahresberichte 2020/21 übernahm, hat diesen Sommer das Mandatbereits wieder niedergelegt.

Dass eine Revisionsstelle zurücktritt, kommt eigentlich sehr selten vor
Autor: Peter V. Kunz Professor für Wirtschafsrecht, Universität Bern

«Dass eine Revisionsstelle zurücktritt, kommt eigentlich sehr selten vor», sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschafsrecht an der Universität Bern. Dafür gäbe es nur zwei Gründe: Wenn «die Firma das Revisionshonorar nicht zahlen kann oder nicht will, oder wenn die Firma nicht alle Informationen liefert, welche die Revisionsstelle braucht.»

«Gelbe Karte für den Verwaltungsrat»

Bei Terraoil Swiss AG ist unklar, wie viele der 80 Millionen Franken, mit denen Aktionäre den Erdölförderbetrieb in Albanien unterstützen wollten, noch übrig geblieben sind. Denn schon im letzten vorliegenden Jahresbericht 2019 übten die Revisoren Kritik. Gemäss Finanz-Analyst Christian Dreyer zeigten die Revisoren damit «dem Verwaltungsrat die gelbe Karte. Die Fortführung der Firma sei nicht gesichert». Seither hat der Zufluss von neuen Aktionärsgeldern massiv abgenommen.

Aktionäre befürchten den Totalverlust

Noch immer fehlt der Revisionsbericht für 2020. Grundsätzlich gilt: Wenn ein Revisions-Bericht nicht mehr zustande kommt, muss die Bilanz beim Konkursrichter deponiert werden. Das wäre ein Fiasko für die Aktionäre. Viele befürchten: Die Terraoil habe keine Vermögenswerte, die der Konkursrichter versilbern könnte. Dann droht der Totalverlust.

Geldwäscherei-Experte Peter V. Kunz über:

In der Verantwortung steht zuerst der Verwaltungsrat. Dessen Präsident Hans Peter Vogt weiss seit Jahren bestens Bescheid über die fragwürdigen Geschäfte seines CEOs Peter Krempin. Christian Dreyer, Finanzanalyst CFA, kennt den Fall Terraoil gut. Er sagt: «Der Verwaltungsrat nimmt seine Aufgaben wahrscheinlich nicht wahr.»

«Kassensturz» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Von drohendem Ungemach will Krempin nichts wissen. In seinem jüngsten Aktionärs-Brief freut er sich, wenn die Revision abgeschlossen ist und er den Aktionären ein persönliches Update über «die aufregenden Entwicklungen» von Terraoil geben kann.

«Aufregend» sind die News von Terraoil tatsächlich.

Stellungnahmen

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Die beiden türkischen Geschäftsleute des Callcenters «N World Finance», Ahmet Nazari und Seyedhati Rafaty, haben auf die Anfragen von «Kassensturz» nicht geantwortet.

Terraoil verweist hinsichtlich ihrer Finanzlage auf den Revisionsbericht aus dem Jahr 2019. Dort seien detaillierte Angaben zum Unternehmenswert der Firma nachzulesen. Finanzielle Forderungen würde die Firma erfüllen.

Kassensturz, 06.09.22, 21:05 Uhr

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