Es war nur noch eine Frage der Zeit: Per Ende September kündigte die Credit Suisse der Zuger Erdölförderfirma Terraoil Swiss die Freundschaft. Seit zehn Jahren sammelten sich auf dem CS-Konto von Anlegern für die Terraoil einbezahlte Gelder. Hunderte kleine und mittelgrosse Sparer bezahlten in dieser Zeit zwischen 50 Rappen und neun Franken für eine Aktie mit dem Nominalwert von einem Rappen.
Dass eine Bank das Konto seiner Kundin auflöst, ist ein höchst ungewöhnlicher Vorgang, vor allem, wenn dazu keine juristische Notwendigkeit besteht. Zwar gab es von der Meldestelle für Geldwäscherei MROS eine Verdachtsmeldung zur Terraoil. Und es lief eine Abklärung, ob die Terraoil einen Covid-Kredit über 500'000 Franken missbräuchlich bezogen hatte. Doch die Verfahren wurden Anfang September von der Zuger Staatsanwaltschaft eingestellt.
Die Credit Suisse schweigt
Generell gesehen ist es ein «sehr schlechtes Zeichen», wenn eine Bank ein Kundenkonto auflöst, sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht und Geldwäscherei-Experte: «In der Praxis kommt dies höchstens dann vor, wenn man im Streit ist zwischen Bank und Bankkunden. Beispielsweise wenn er Gebühren nicht bezahlt werden. Oder wenn er die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht unterschreiben will. Oder es kann auch sein, dass eine Bank sagt, aus Reputationsgründen wollen wir einen bestimmten Klienten nicht.»
Die Credit Suisse kann aus Gründen des Bankkundengeheimnis nicht sagen, weshalb sie das Konto aufgelöst hat.
Ein Rückblick
Die Zuger Firma Terraoil wollte in Albanien Öl fördern. Um das Projekt zu finanzieren verhökerten Verkäufer Aktien für 70 Millionen Franken. Doch Terraoil schlitterte in Schieflage. Der allergrösste Teil des Geldes ist in Albanien verschwunden.
Kassensturz deckte auf, dass sich der CEO von Terraoil, Peter Krempin, skrupellos aus der Firmenkasse bediente.
- Die Firma übernahm regelmässig Krempins Verkehrsbussen.
- Krempin verrechnet private Flüge, Miete für privat genutzte Appartements.
- Luxusreisen mit teuren Übernachtungen.
Im Juni wies Kassensturz nach: Das einbezahlte Geld der Aktionäre fliesst meist innert 24 Stunden zur Tochterfirma nach Albanien. Vermutung: Das meiste Geld geht gar nicht in die Ölförderung, sondern verschwindet in undurchsichtigen Firmengeflechten.
Es kann soweit gehen, dass man Geschäftsleitungsmitglieder entlässt, inklusive dem CEO.
Keine Stellungnahme des Verwaltungsrats
Wenn das Management einer Firma versagt, muss der Verwaltungsrat einschreiten. Vorsitzender des Verwaltungsrats ist der ehemalige Generalsekretär des St. Galler Baudepartements Hans-Peter Vogt.
«Der Verwaltungsrat ist natürlich in der Pflicht, wenn es interne Problem in einer Unternehmung gibt.», sagt Rechtprofessor Kunz. «Gerade, wenn es allenfalls auf einen Konkurs hingeht, wenn Misswirtschaft vorliegen könnte, aber auch wenn beispielsweise Verdacht auf Geldwäscherein besteht.» Dann müsse ein Verwaltungsrat aktiv werden. «Es kann soweit gehen, dass man Geschäftsleitungsmitglieder entlässt, inklusive dem CEO.»
Terraoil-CEO Peter Krempin und der Vorsitzende des Verwaltungsrats, Hans-Peter Vogt, wollten zu den Vorwürfen von Kassensturz keine Stellung nehmen.