Die Ureinwohner von Paraguay, die Guarani, verwenden die Stevia-Blätter seit Jahrhunderten als Süssungsmittel. Von dort gelangte die Pflanze in den Westen, wo Süssstoff-Konzerne in einem aufwändigen Verfahren sogenannte Steviolglykosiden extrahieren. Weltweit werden immer mehr Diät-Limonaden und andere Lebensmittel damit gesüsst. Denn dieser Zuckerersatz ist kalorienfrei.
Biopiraterie
Doch während sich die Süssstoff-Multis für den Stevia-Boom rüsten und viel Geld damit verdienen, fehlt bis jetzt eine verbindliche Vereinbarung für eine Entschädigung der Guarani.
Bereits 1992 unterzeichneten 193 Staaten eine Biodiversitätskonvention (Ausnahme: USA, Nordkorea, Vatikan). Sie verpflichteten sich dazu, dass die Industrie, die von Tieren, Pflanzen und traditionellem Wissen von Ureinwohnern profitiert, einen Teil davon zurückzahlt.
Wenn industrielle Nutzer davon profitiert, ohne etwas davon zurückzugeben, ist die Rede von Biopiraterie.
Graubereich
Entwicklungsorganisationen, darunter die Erklärung von Bern, machen jetzt mit einer Informationskampagne auf das mangelnde Entgelt für die «Stevia-Entdecker» aufmerksam. Francois Meienberg von der Erklärung von Bern: «Der Markt und die Konsumenten wünschen sich, dass das, was sie konsumieren, keine indigenen Gemeinschaften benachteiligen.»
Gerade die Nutzniesser in Europa berufen sich laut Meienberg darauf, dass die Steviapflanze schon so lange hier sei, dass man sie ohne Verpflichtung verwenden dürfe. Demgegenüber hat Brasilien strenge Gesetze erlassen, die die unerlaubte Verwendung der Steviapflanze unter Strafe stellen.
Forderung
Die Erklärung von Bern und andere Entwicklungsorganisationen verlangen nun von Konzernen wie Cargill oder Coca Cola, die Stevioglykoside herstellen oder nutzen, dass sie mit den Guarani darüber verhandeln, wie diese am Stevia-Boom beteiligt werden können.