Zum Inhalt springen

Konsum Teurer Fensterputzer mit unsauberen Geschäftsmethoden

Vor diesen Fensterreinigern sei gewarnt: Die Firma knöpft ihren Kunden viel Geld ab und sorgt für Ärger statt Durchblick. Die Fensterputzer speisen Kunden mit Gutscheinen ab und verschwinden auf Nimmerwiedersehen. «Kassensturz» klärt, wie professionelle Reinigungsfirmen vorgehen.

«Kassensturz»-Zuschauerin Claudia Bodmer entschied sich im letzten Januar, die Fenster in ihrem Haus nicht selber zu putzen. Im Internet stiess sie auf die Firma «Swiss Fensterreinigung», die auch in der Region Zürich tätig ist. Das Versprechen: Zehn «Standard-Fenster» sollen günstige 190 Franken kosten.

Claudia Bodmer hatte scheinbar Glück: Geschäftsführer Lulzim Polozani sagte ihr am Telefon, er hätte gerade Zeit. «Als Herr Polozani mit seinem Mitarbeiter kam, hat er gesagt, er würde schnell durchs Haus gehen und schauen, was das etwa kosten würde. Unterdessen hat sein Mitarbeiter schon zu putzen begonnen. Dann kam Herr Polozani zu mir und sagte: 1000 Franken solle die Reinigung der Scheiben kosten, ohne Rahmen und Simse!», erinnert sich Claudia Bodmer.

1000 Franken statt 400 Franken

Service

Box aufklappen Box zuklappen

1000 Franken! Das war ein Mehrfaches von dem, womit Claudia Bodmer gerechnet hatte. Sie zählte die Fenster an ihrem Haus und rechnete also mit Kosten von rund 400 Franken. Geschäftsführer Polozani aber zählte ganz anders: Er zählte die einzelnen Fensterflügel, nicht die Fenster, oben quer liegende Fensterflügel zählte er separat, und grössere Fensterflügel zählte er gar doppelt.

1000 Franken wollte Claudia Bodmer bestimmt nicht bezahlen, doch weil der Angestellte schon putzte, fühlte sie sich unter Druck. Polozani bot ihr umgehend einen Gutschein an für eine zweite – kostenlose – Fensterreinigung. Claudia Bodmer überschlug die Kosten des Angebots inklusive zweiter «Gratis»-Reinigung: «Ich akzeptierte und sagte, also gut, dann kommt es einigermassen in die Nähe von dem, was ich mir vorgestellt hatte.»

Auf Barzahlung bestanden

Gerade einmal zweieinhalb Stunden brauchten Polozani und sein Mitarbeiter, um die Fenster - nicht aber Rahmen und Simse - zu putzen. Polozani habe auf Barzahlung bestanden.

Im Spät-Sommer wollte Claudia Bodmer ihren Gutschein einlösen. Sie versuchte es per Telefon, SMS und E-Mail. Schliesslich erreichte sie ihn telefonisch. Doch Geschäftsführer Polozani sei sehr unfreundlich gewesen und habe gesagt, er habe jetzt keine Zeit, er würde sie zurückrufen oder er gebe ihr einen Termin. Sie hörte nichts mehr von ihm.

Mehr zum Thema

Claudia Bodmer versuchte es mehrfach; den Gutschein konnte sie bis heute nicht einlösen. Ende Jahr droht er zu verfallen.

Experte kommt auf 480 Franken

Wieviel darf die Fenster-Putz-Arbeit an Bodmers Haus kosten? Für «Kassensturz» inspizierte Roger Graf, Vorstandsmitglied des Reinigungsverbands Allpura ZH, sämtliche Fenster des Hauses und erstellte eine saubere Offerte mit verbindlichem Preis. Der Experte kam inklusive Rahmen, Nuten und Simse, inklusive Anfahrt und Mehrwertsteuer auf einen Betrag von 480 Franken.

Polozani drängte auf Barzahlung. Achtung, sagt dazu Experte Graf. Aus seiner Erfahrung sei bei solchem Vorgehen Vorsicht geboten: «Ist für mich nicht so seriös. Das ist vielleicht eine Firma, die keinen Geschäftssitz und nur ein Natel hat. Oder eine Firma, welche die Mehrwertsteuer oder die Mitarbeiter nicht abrechnet. Das sind vielleicht Spekulationen. Aber: Seriöse Firmen verrechnen immer per Einzahlungsschein».

Am Firmensitz unbekannt

Tatsächlich: Am offiziellen Geschäftssitz in Dübendorf sucht man «Swiss-Fensterreinigung» vergebens. Auch die Anwohner kennen weder die Firma noch Geschäftsführer Polozani.

Umso besser kennt ihn das Betreibungsamt seiner Wohngemeinde: 18 Seiten Betreibungsregister-Auszug belegen: Lulzim Polozani ist nicht nur Claudia Bodmer, sondern Hunderten andern etwas schuldig geblieben, insgesamt für mehrere hunderttausend Franken.

In Internet findet Claudia Bodmer weitere Geschädigte: Diese warnen vor Polozani und seinen ständig wechselnden Firmen: Dieser verlange vor Ort überraschend einen 3- bis 4-fach so hohen Preis, er sei kaum erreichbar und seine Gutscheine würden in der Zwischenzeit verfallen.

Fensterputzer will den Gutschein einlösen

Ein teurer «Lehrblätz»! – so das Fazit von Claudia Bodmer. Ihre Hoffnungen, den Gutschein noch einlösen zu können, sind geschwunden. Ein nächstes Mal – bei einem anderen Reinigungsunternehmen – werde sie eine schriftliche, kostenlose Offerte verlangen und ganz bestimmt keinen Gutschein mehr akzeptieren.

Lulzim Polozani von Swiss Fensterreinigung wollte nur gerade telefonisch auf die Fragen von «Kassensturz» antworten. Er versicherte einmal mehr, er werde den Gutschein von Frau Bodmer ganz bestimmt einlösen, respektive ein zweites Mal gratis putzen gehen. Er sei halt schwer beschäftigt und habe sich darum nicht zurück melden können. Seine Preise seien nicht überrissen, er kalkuliere transparent. Letztlich zum Vorwurf, auf unseriöse Art auf Barzahlung gedrängt: Barzahlung sei in seinem Gewerbe gang und gäbe.

Meistgelesene Artikel