Daniel Perez besitzt nur ein Velo. Für eine Woche wollte der Servicetechniker mal sein Traumauto fahren, einen Nissan GTR. Unter Autofans wird die Rennmaschine auch ehrfürchtig «Godzilla» genannt.
«Es ist unter Auto-Tunern bekannt und hat wirklich Power», erzählt Daniel Perez. «Deshalb wollte ich es einmal ausprobieren.» Er mietete den Allrad-Boliden bei der Firma «Enjoy your Dream» für 800 Franken. «Bei diesem Preis konnte ich nicht widerstehen», sagt Perez.
Lambo, Ferrari und Porsche zu Spottpreisen
Und die Firma hat noch weitere Modelle im Angebot, vom Ferrari, über Lamborghini bis hin zum Porsche. «Enjoy your Dream» vermietet den Traum von Luxus und PS. Die Kundschaft besteht hauptsächlich aus jungen Männern mit begrenztem Budget.
«Warnung!», «Achtung!»
Für den Nissan GTR musste Daniel Perez eine Kaution von 1000 Franken in bar hinterlegen. Dieses Depot gilt als Sicherheit bei Bussen oder Schäden. Laut Vertrag sollte er das Depot innert 21 bis 28 Tagen wieder zurückbekommen. Doch er wartete und wartete. Immer wieder wurde er von «Enjoy your Dream» hingehalten und vertröstet.
Ein Blick in die Google-Bewertungen zeigt: Andere Kunden machten die gleichen Erfahrung «Achtung! Zahlt Kaution von Fr. 1000 nicht zurück», schreibt einer. «E-Mail und SMS-Nachrichten werden ignoriert» und «Warnung!», das Depot bekomme man nur sehr schwer mehr zurück.
Aus «Rent your Dream» wurde «Enjoy your Dream»
«Espresso»:
«Enjoy your Dream» hiess vor drei Jahren noch «Rent your Dream». Die Autovermietung ärgerte ihre Kundschaft schon damals. Die Radiosendung «Espresso» berichtete 2013 über Geschenkgutscheine, die sich nicht einlösen liessen.
«Kassensturz» fährt zum Hauptsitz von «Enjoy your Dream» ins thurgauische Sirnach und trifft sich dort vor verschlossenen Türen mit weiteren frustrierten Kunden. Aaron Anderhub etwa wartet ebenfalls auf 1000 Franken: «Ich hatte im Mai Geburtstag und dachte, für ein Weekend miete ich mir mein Lieblingsauto.» Der Nissan GTR kostete für das Weekend 800 Franken. «Das war relativ günstig», sagt Anderhub. «Aber die Kaution von 1000 Franken habe ich bis heute nicht bekommen.»
Lamborghini in schlechtem Zustand
Ein anderer verärgerter Kunde, Tom Uzun, mietete für die Hochzeit von Freunden einen weissen Lamborghini und blätterte 2000 Franken Kaution hin. Die hat er bis heute nicht zurückbekommen. Er kritisiert zudem, dass das Auto in schlechtem Zustand war: «Das Rücklicht war kaputt. Beim Fenster war auch etwas defekt, es war megalaut im Auto, und das Handschuhfach ging immer wieder auf.»
Es sei normal, dass Luxusautos gewisse Gebrauchsspuren aufweisen würden. «Wir sind Autovermieter keine Neuwagenhändler», schreibt der Chef von «Enjoy your Dream», Sandro Aeberhard an «Kassensturz». Er lässt sich gern mit seinen Luxus-Boliden für Facebook ablichten. Vor die Kamera hingegen will er nicht. Aeberhard ist der Meinung, die Autos seien alle in «tadellosem Zustand».
Strafanzeige gegen «Enjoy your Dream»
Auch Autoliebhaber Joel Holdner steht in Sirnach hoffend vor den Toren der Vermietung. Er möchte seine 3000 Franken Kaution wieder haben. Mit anderen Geschädigten hat Holdener eine Whats-App-Gruppe gegründet: «Etwa ein halbes Dutzend warten ebenfalls auf ihr Depot.» Tatsächlich zeigt ein Blick in das Betreibungsregister von «Enjoy your Dream»: Die Firma ist allein seit anfangs Jahr mit Forderungen von über 140'000 Franken konfrontiert. Es laufen diverse Betreibungen über die runden Kautionsbeträge von 1000 und 2000 Franken. Kunde Holdener befürchtet, dass er sein Geld nie mehr wiedersieht. Er hat bei der Polizei Strafanzeige gemacht.
«Systemtechnische» Gründe
«Enjoy your Dream»-Chef Aeberhard bittet in seiner Stellungnahme um Verständnis: «Bei diversen Vermietungen gab es aus systemtechnischen und administrativen Gründen Verzögerungen, diese konnten jedoch behoben werden.» Er könne die Kautionen nicht allen auf einmal ausbezahlen.
«Kassensturz» hilft
Glück im Unglück hatte Velofahrer Daniel Perez: «Irgendwann schrieb ich der Firma ein SMS, ich sei mit «Kassensturz» in Kontakt. Sie haben mir das Geld noch am gleichen Tag persönlich vor der Haustüre übergeben.»