Das Wichtigste in Kürze:
- Die Staatsanwaltschaft Höfe/Einsiedeln beschlagnahmt im Fall Telecom Directories 100'000 Franken. Die entsprechende Verfügung liegt «Espresso» vor.
- Das Geld stammt aus mutmasslichen Verstössen gegen das Gesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG). Diese datieren von Ende 2015.
- Im Fokus steht ein Mann, der bereits mit seinen früheren Firmen Swisscall und Datacom für Beschwerden und Negativschlagzeilen sorgte.
- «Espresso» weiss: Eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft steht kurz bevor.
Ende 2015 erhielten Zehntausende Schweizerinnen und Schweizer eine Offertrechnung für eine Werbesperrliste. Hinter dieser Liste stand eine Firma Telecom Directories Ltd., welche in England eingetragen war. Die Einzahlungsscheine verschickte eine «Eterna Consulting» mit Sitz in Schindellegi SZ. Es ging darin um ein angeblich codiertes Telefonverzeichnis, welches vor unerwünschten Werbeanrufen schützen sollte. Der Rechnungsbetrag belief sich auf 27.50 Franken.
Mehrere Tausend Geschädigte, 100'000 Franken beschlagnahmt
Das Staatssekretariat für Wirtschaft, Seco, sagte bereits im Dezember 2015 gegenüber «Espresso», dass hier eine klare Rechtsverletzung vorliege. Es sperrte unverzüglich die 0900er-Kontaktnummer der Firma. Kurz darauf erhob das Seco Strafantrag.
Die Staatsanwaltschaft Höfe/Einsiedeln begann gegen Telecom Directories zu ermitteln und sperrte vorsorglich das Postkonto, auf welches das Geld für das Telefonverzeichnis einbezahlt wurde. Seither wurden in dem komplexen Fall Beweise zusammengetragen und Tausende von Geschädigten kontaktiert.
Mit einer Verfügung von Ende September beschlagnahmt die Staatsanwaltschaft Höfe Einsiedeln nun gut 100'000 Franken, die auf diesem Konto liegen. In der Verfügung wirft die Staatsanwaltschaft dem verdächtigen Patrick Dütschler mehrfachen unlauteren Wettbewerb vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Wichtige Klage für Konsumenten
Das Schreiben mit Einzahlungsschein von Telecom Directories habe den Eindruck erweckt, dass es sich um eine Rechnung handle. Von Inhalt und Aufmachung her sei es auch geeignet gewesen, dass man es mit den Leistungen anderer – namentlich der Swisscom – verwechsle. Ferner soll der Verdächtigte die Offertrechnungen willentlich ohne entsprechenden Auftrag verschickt habe. Er habe in der Absicht gehandelt, den Adressaten irrezuführen. Sie sollten glauben, dass bereits ein Vertragsverhältnis vorliege und den Betrag daher einzahlen.
Die Staatsanwaltschaft steht kurz davor, Anklage gegen den Verantwortlichen von Telecom Directories zu erheben. Dies bestätigt sie gegenüber «Espresso». Es wird dabei um die Vorwürfe aus der bereits erwähnten Verfügung gehen. Für Konsumentinnen und Konsumenten wird es eine wichtige Klage sein. Denn für einmal wird ein Verfahren wegen Verstosses gegen das UWG nicht mit Abmahnungen oder einem Strafbefehl enden, sondern vor Gericht.
Der Verdächtigte hat die Verfügung der Staatsanwaltschaft von sich aus «Espresso» zugestellt. Im Dezember 2015 hatte er noch abgestritten hinter Telecom Directories zu stehen. Er habe die Firma nur beraten. Als Drahtzieher versteckte er sich hinter einem Strohmann, der in England als Direktor der Firma eingetragen war. Im August 2016 dann die Kehrtwende. Der Mann schrieb in einer E-Mail an «Espresso»: «Ich habe mich entschieden, die volle Verantwortung für dieses Projekt zu übernehmen.»
Jetzt will er Konsumentenschützer sein
Der Verdächtigte versucht seit einiger Zeit, sich ein neues Image aufzubauen. Mit seinen früheren Firmen Swisscall und Datacom sorgte er reihenweise für negative Schlagzeilen und Beschwerden. Auch dort ging es um Abonnemente für Werbesperrlisten. Nun will er vom Saulus zum Paulus geworden sein. Er versucht sich als wirtschaftsfreundlicher Konsumentenschützer, gibt das Magazin «Konsumer» heraus und produziert die gleichnamige Internet-Sendung.
Als «Botschafter» hat er Ex-Mister-Schweiz Renzo Blumenthal und als Moderatorin Jet-Setterin Irina Beller ins Boot geholt. Für seine Rechtsberatung hat der er eine Zusammenarbeit mit dem Konsumentenforum vereinbart. Vom Geschäft mit Werbesperrlisten will er die Finger aber weiterhin offenbar nicht lassen: Sein Konsumentendienst bietet Abonnemente für eine solche Liste an. Dieses Mal sei aber alles «harte und vor allem ehrliche Arbeit», betont Dütschler. Alles gut also? Nein: Auch zu diesen neuen Angeboten treffen auf der «Espresso»-Redaktion regelmässig Beschwerden ein.