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Multimedia Surfen im Ausland: Orange verrechnet Ferienabo doppelt

Spezielle Ferienabos sollen böse Überraschungen auf der Telefonrechnung vermeiden. Doch Fallen lauern immer noch: Wer beispielsweise bei Orange die Ferienoption zum falschen Zeitpunkt löst, bezahlt doppelt. «Kassensturz» hat die Kosten der drei grossen Anbieter verglichen.

Forum:

Orange-Kunde Robert Vögeli surft viel mit seinem Handy. Diese Freiheit möchte er auch in den Ferien haben. Deshalb bucht er bei Orange für seinen Urlaub in Korsika ein spezielles Ferienabo – gültig für einen Monat. Damit kann er laut Werbung für 20 Franken 200 Megabyte verbrauchen. Für die Aktivierung muss er lediglich eine SMS mit dem Text GO EUROPE an eine Nummer senden. Eigentlich ganz einfach.

Der Vergleich:

Doch als Robert Vögeli die Rechnung von Orange bekommt, wundert er sich: Er war nur für drei Wochen in den Ferien, bezahlen soll er jetzt aber für zwei Monate.

Orange hat eine eigene Zeitrechnung

Der Grund: Der Monat von Orange dauert vom 10. Tag eines Monats bis zum 9. des Folgemonats. Das entspricht der Rechnungsperiode für die Orange-Abos. Wenn Robert Vögeli also am 7. in die Ferien verreist und die Option startet, ist sie am 10. schon nicht mehr gültig, weil die Verrechnungsperiode von Orange dann endet. Vögeli muss für die restlichen Ferientage nochmals 20 Franken bezahlen. Er kann es kaum glauben: «Der Kunde muss sich doch einfach betrogen vorkommen, wenn er drei Wochen in die Ferien geht und Orange dafür zwei Monate verrechnet. Das ist einfach nicht fair!»

Orange findet das ganz normal. Auf Anfrage von «Kassensturz» schreibt der Telekomanbieter, man habe das schon immer so gemacht. Und: «Für Prepay-Kunden gibt es diese Option seit August mit einer Gültigkeit von 30 Tagen ab Aktivierung. Wir schliessen eine spätere Anpassung für die Abokunden nicht aus». Kunden mit einer Prepay-Karte haben also bereits jetzt 30 Tage Zeit, ihr Guthaben zu verbrauchen, Abokunden nicht.

Wie handhaben das andere Telekomanbieter? «Kassensturz» bat Oliver Zadori vom Tarif-Vergleichsdienst Dschungelkompass, die Roaming-Pakete der drei grossen Anbieter zu vergleichen.

Weitere Infos der Anbieter:

Fazit: Nur Orange verwendet diese Art der Abrechnung. Aufgepasst: Wer die Option nicht stoppt, bezahlt die Grundgebühr automatisch weiter. Die Datenpakete von Swisscom und Sunrise hingegen laufen ab Aktivierung 30 Tage.

Grundsätzlich wird bei allen drei Anbietern zwischen Daten- und Sprachoptionen unterschieden, die einzeln aktiviert werden können.

Gut zu wissen:

  • Wie das Beispiel von Robert Vögeli zeigt, hat Orange einen eigenen Rechnungszyklus, der am 9. des Monats endet. Dschungelkompass empfiehlt: Wer zum Beispiel am 8. Tag verreist, sollte allenfalls zwei Tage warten, bis der das Ferienabo aktiviert. Ansonsten verfällt das restliche Guthaben, und die Grundgebühr wird trotzdem voll verrechnet.
  • Ebenfalls ein Problem bei Orange: Die Option verlängert sich automatisch. Sie muss unbedingt vor Ablauf gekündigt werden.
  • Und: Orange-Kunden, die gleichzeitig die Sprach- und Datenoption aktivieren möchten, müssen zuerst die Sprachoption Orange Go aktivieren und erst danach das Datenpaket. Ansonsten wird die Datenoption deaktiviert.
  • Für alle drei Anbieter gilt: Die Optionen müssen vor der Nutzung aktiviert werden, ansonsten werden die Standardtarife verrechnet. Das kann ins Geld gehen.
  • Swisscom bietet als Alternative die Verwendung von iO. Mit dieser App kann relativ günstig im Internet gesurft oder übers Internet telefoniert werden.
  • Achtung: Sunrise schaltet die Sprach-Option erst ab dem Folgetag der Aktivierung auf. Und: Nach 30 Tagen verlängert sich die Option automatisch.

Dschungelkompass hat für «Kassensturz» auch die Tarife der einzelnen Anbieter verglichen. Hier das Wichtigste zusammengefasst:

Datenabos im Vergleich

Tabelle mit Preisvergleich fürs Surfen im Ausland.
Legende: Die Datenabos für den europäischen Raum im Vergleich. SRF

Bei den Daten-Abos wird schnell klar: Ab einem gewissen Verbrauch lohnt sich ein Ferienabo durchaus. Dschungelkompass empfiehlt:

  • Swisscom: Bei einer Nutzung von mehr als 20 MB
  • Orange: Ab der Nutzung von 10 MB pro Rechnungszyklus (Go Europe Data)
  • Sunrise: Bereits ab der Nutzung von 5 MB pro Woche

Besonders frappant zeigt sich der Unterschied bei Sunrise: Während man mit dem Standardtarif für das Surfen im EU-Raum 2 Franken pro MB bezahlt, wird mit dem speziellen Ferienabo nur 15 Rappen verrechnet.

Tabelle mit Preisvergleich für Telefonieren
Legende: Die Minutentarife im Vergleich. SRF

Sprachoptionen im Vergleich

Im Detail verglichen wurden ausserdem die Telefonie-Kosten bei einem Aufenthalt innerhalb von Europa. Laut Dschungelkompass empfiehlt sich der Abschluss eines speziellen Ferienabos mit Sprachoption bei folgenden Voraussetzungen:

  • Swisscom: ab 45 Minuten telefonieren oder ab 90 Minuten eingehende Gespräche, 90 SMS.
  • Orange: In den Nachbarländern der Schweiz lohnt sich die Option Go Europe ab einer Gesprächsdauer von 7 Minuten, ab 4 Minuten für Anrufe in die Schweiz, ab 25 Minuten eingehende Gespräche und 17 SMS. In den übrigen europäischen Ländern lohnt sich das Abo bereits ab 13 Minuten eingehende Gespräche.
  • Sunrise: Ab einer Nutzung von 13 Minuten innerhalb des Aufenthaltslandes, ab 8 Minuten in die Schweiz, ab 20 Minuten eingehender Gespräche oder 34 SMS.

Service:

Besonders auffallend hier: Die abgehenden Anrufe sind bei Orange und Sunrise mit einem Ferienabo massiv günstiger als zum Standardtarif. So sinkt der Minutenpreis bei Orange von 2 Franken auf 40 Rappen und bei Sunrise von 1.70 Franken auf 30 Rappen.

Eine detaillierte Vergleichsübersicht und eine Zusammenfassung der Ergebnisse von Dschungelkompass finden Sie in der grauen Box «Weitere Informationen».

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