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Online-Jassspiele Jasst bei Swisslos heimlich der Computer mit?

Ein Online-Jasser hegt einen Verdacht: Bei Swisslos gehe es nicht mit rechten Dingen zu und her. Swisslos dementiert.

Etwa seit einem halben Jahr spielt ein Jass-Fan aus dem Kanton Uri unter anderem auch Differenzler mit Geldeinsatz auf der Website der Schweizerischen Lotteriegesellschaft Swisslos. Dabei habe er schon mehrere Hundert Franken verloren.

Für ihn ist klar: Das liegt daran, dass er nicht, wie vordergründig angegeben, gegen echte Menschen spielt. Er sei dem Computer ausgeliefert, der das Spiel übers Ganze gesehen so steuere, dass vor allem Swisslos kassiere, sagt er im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Ein Indiz für seine These ist für ihn der Spielerchat: Die Antworten, die er erhalte, würden nicht authentisch wirken.

Ein happiger Verdacht – und der Mann ist nicht allein damit: Das Gerücht tauche ab und zu auf, heisst es in der Jasserszene.

Swisslos: «Würden damit unser Geschäft kaputtmachen»

Swisslos weist die Vorwürfe entschieden zurück. Es sei nichts getürkt: «Wir haben kein Interesse, irgendetwas zu Ungunsten unserer Spieler zu manipulieren. Damit würden wir nur unser eigenes Geschäft kaputtmachen», erklärt Mediensprecher Willy Mesmer. Wenn die Glaubwürdigkeit weg sei, hätte das einen negativen Einfluss auf den ganzen Lotteriebetrieb.

Auch im Chat gebe es ausschliesslich Antworten von echten Menschen. Sowohl Spiel wie Chat würden von Swisslos kontrolliert, damit es nicht zu Trickerseien seitens der Mitspieler komme und im virtuellen Gespräch der Anstand gewahrt bleibe, so Mesmer. Man habe vereinzelt auch schon Betrugsversuche entlarvt. Spieler, die sich unter verschiedenen Namen und E-Mail-Adressen angemeldet und so versucht hätten, das Spiel in ihrem Sinn zu manipulieren.

Computergenerierte Mitspieler, sogenannte Bots, kämen nur in den dafür vorgesehenen Spielen und entsprechend deklariert zum Einsatz. Oder dann, wenn einer der echten Mitspieler mittendrin aussteige. Auch dies sei für die andern ersichtlich.

Comlot: «Sicher und korrekt»

Die Aufsichtsbehörde Comlot, die eidgenössische Lotterie- und Wettkommission, stellt Swisslos ein gutes Zeugnis aus: «Unsere Erfahrungen zeigen, dass die notwendigen Massnahmen für eine korrekte Spielführung getroffen werden», schreibt die Comlot.

Jass-Experte: «Nur Menschen aus Fleisch und Blut»

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«Espresso» macht mit einem Jass-Experten die Probe aufs Exempel. Jass-Fachmann Andreas Balsiger spielt auf der Redaktion ein paar Runden Differenzler gegen den Computer und gegen – angeblich – echte Mitspieler. Er kennt das Angebot von Grund auf, hat Swisslos vor ein paar Jahren auch beraten, als man den Online-Jass lanciert hat. Er selbst spielt nach eigenen Angaben rund 2000 Online-Partien pro Jahr.

Aus dieser Erfahrung und auch nach der Stichprobe bei «Espresso» kann er den Manipulationsverdacht nicht bestätigen: «Das sind alles Menschen aus Fleisch und Blut», ist er überzeugt. Es gebe deutliche Unterschiede in der Spielweise: Der Mensch spiele überraschender, mache auch mal Fehler, zeige Emotionen: «Der Computer jasst statischer.»

Comic-Bild statt Foto

Bei der Stichprobe steigt keiner der Spieler aus. Balsiger bestätigt aber, dass dies jeweils deklariert werde. Der Spieler-Chat lässt sich nur einmal kurz testen, weil die Mitspieler nach den Runden jeweils schnell verschwinden. Auf ein schweizerdeutsches Lob Balsigers an die Adresse eines Mitspielers kommt nur ein deutsches «Danke» zurück. Fotos gibt es keine, nur Comic-Avatare. Balsiger sagt, er kenne aber manche von ihnen.

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