SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann erlebte einst den blanken Horror: Er hatte den Holzboden im Estrich der bezugsbereiten neuen Wohnung selber abgeschliffen und anschliessend mit Leinöl eingerieben. Nach getaner Arbeit entsorgte er die mit Leinöl getränkten Lappen in einem Abfallsack, liess diesen im unteren Stock stehen und verliess die Wohnung.
Ein paar Stunden später entdeckten Nachbarn Rauch und alarmierten die Feuerwehr. Zum Glück kam niemand zu Schaden, die Wohnung musste anschliessend jedoch während drei Monaten saniert werden.
Was war geschehen?
Urs Bächtold ist Direktor des Schweizerischen Feuerwehrverbands Swissfire und er kennt das Phänomen. Was hier passiere mit den getränkten Lappen sei eine chemische Reaktion, eine Oxidation: «Wenn die mit Leinöl getränkten und zusammengeknüllten Lappen mit Luft in Verbindung kommen, kommt es zu einer chemischen Reaktion. Es bildet sich Wärme und die staut sich so sehr, dass es zu einer Selbstentzündung kommen kann.»
Kleine Warnung auf der Verpackung
Zwar hatte sich Klaus Ammann in einem Fachgeschäft beraten lassen, allerdings wurde er auf die Gefahr nicht hingewiesen: «Und der Warnhinweis auf der Leinöl-Verpackung war so klein, dass man ihn mit der Lupe hätte lesen müssen.»
Juristisch hatte der Wohnungsbrand Folgen. «Es gab einen Strafbefehl durch den Staatsanwalt wegen fahrlässigem Verursachen einer Feuersbrunst und eine Busse von rund 700 Franken», erzählt der SRF-Mitarbeiter. Nur weil er kein Fachmann sei, habe das Urteil nicht auf grobfahrlässig gelautet. Das hätte wohl einem Schreiner oder einem anderen Fachmann gedroht.
Aufklärung bei Schreinerlehrlingen
In einer Schreinerei ist die Menge an Lappen und Pinseln natürlich viel grösser, welche für die Holzpflege mit Leinöl benutzt werden. In der Ausbildung der jungen Schreiner sei die unsichtbare Gefahr der getränkten Lappen natürlich Thema, berichtet Daniel Zybach vom Verband der Schreinermeister: «Nach Gebrauch kommen die Lappen in eine Blechbüchse oder in ein Glas, welche mit Wasser gefüllt sind. Verschlossen kommen sie so zurück ins Fachgeschäft oder direkt in die Entsorgungsstelle.»
Lappen auch zwischenlagern und wiederverwenden
Ganz so streng sieht das der oberste Feuerwehrmann der Schweiz, Urs Bächtold, für Privathaushalte nicht. Man dürfe einen Lappen auch mehrmals gebrauchen: «Dann muss man den Lappen in einem luftdichten Glas, zum Beispiel in einem Konfiglas, zwischenlagern». Und wer den Lappen auch für anderes wieder verwenden wolle, der könne diesen mit Seife gut auswaschen und anschliessend im Freien, weit weg von brennbarem Material, trocknen lassen.