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«Espresso Aha!» Studentenfutter oder «Schleckerey deutscher Burschen»

Studentenfutter ist als Zwischenverpflegung seit Jahrhunderten bekannt. Unter anderem als «Mittel gegen den Rausch».

Dass Studentenfutter nicht gleich Studentenfutter ist, weiss jeder, der schon mal verzweifelt nach den Nüssli gesucht hat unter all den Weinbeeren. Die Mischung unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Und tatsächlich gibt es so etwas wie ein Original-Studentenfutter nicht.

Jeder wie er will

«Was in welchen Gewichtungen drin sein soll oder muss, ist jedem selbst überlassen», sagt Joachim Mann vom süddeutschen Produzenten Seeberger. «Das eine Studentenfutter-Rezept gibt es nicht – es wird einfach seit jeher als Mix aus Nüssen und Rosinen bezeichnet.» Letztendlich entscheide der Kunde, welches Studentenfutter ihm schmeckt und welches nicht.

Das Seeberger-Studentenfutter besteht übrigens aus 57 Prozent Nüssen und 43 Prozent Beeren. Und Coop gibt an, beim eigenen Studentenfutter sei der Anteil an getrockneten Früchten «im Durchschnitt etwas weniger als die Hälfte». Es sollte also tendenziell mehr Nüsse im Studentenfutter drin haben als Weinbeeren.

«Espresso Aha!»

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«Nothgedrungene» Schleckerei

Wer wissen will, woher Studentenfutter kommt, stösst immer wieder auf die gleichen Quellen. Es «scheint den Ursprung im 17. Jahrhundert zu haben», heisst es auf Anfrage beim Toggenburger Produzenten Morga. Joachim Mann von Seeberger bestätigt: «Damals war das Studieren der wohlhabenden Oberschicht vorbehalten.» Und da Mandeln und Nüsse hochpreisig gewesen seien, hätten sich auch nur diese Schichten solche Produkte leisten können.

Eine leicht andere Begründung findet sich im Werk «Geist der Kochkunst» aus dem Jahr 1822. Die «Schleckerey deutscher Gymnasiasten und Burschen» sei durchaus «nothgedrungen». Denn bis jetzt habe «kein Menschenfreund die Mühe auf sich genommen» an den Universitäten eine «gründliche Verbesserung der Gast- und Kosthäuser zu veranlassen».

Auszug aus Buch mti alter Schrift
Legende: Über die schlechte Kost an den Universitäten - Ausschnitt aus dem Buch «Geist der Kochkunst» von 1822. Google Books

«Mittel gegen den Rausch»

Auch im deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm hat Studentenfutter seinen eigenen Eintrag. Es werde auch als Studentenhaber, Studentenmarcipan oder Pfaffenfutter bezeichnet und sei durch den «Gebrauch von Mandeln als Mittel gegen den Rausch» geeignet.

Joachim Mann von Seeberger kann das aus ernährungsphysiologischer Sicht durchaus nachvollziehen: «In den Studentenverbindungen hat damals der Alkoholmissbrauch fast schon dazugehört.» Und weil dem Körper nach übermässigem Alkoholkonsum Elektrolyten fehlten – also Kalzium, Magnesium und so weiter – lieferten Nüsse und Mandeln diese wieder zurück. Eine Eigenschaft, die heute aus naheliegenden Gründen nicht mehr zu Marketingzwecken verwendet wird.

Espresso, 29.6.20, 08:13 Uhr

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