Wann in Europa das erste Mal auf Papier geschrieben wurde, ist umstritten. Klar hingegen ist, dass das Papier ursprünglich aus alten Lumpen und Tierleim gemacht wurde. «1807 mischte ein Apotheker in Darmstadt nicht nur Tierleim mit den Lumpen, sondern auch ein Kalium-Aluminiumsulfat,» erzählt Karl Schmuki, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftsbibliothek St. Gallen.
Bücher riechen und zerfallen
Was man damals noch nicht wusste: Dieses sogenannte Alaun löst beim Papier einen chemischen Prozess aus. Das Papier bekommt einen saureren PH-Wert und entwickelt einen eigenen Geruch. Dieser weist darauf hin, dass das Papier anfängt, sich zu zersetzen. Es «zerbröselt», sagt Karl Schmuki.
Bücher retten durch Entsäuerung
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Papier ohne Alaun hergestellt, weil man das Problem erkannt hatte. In der St. Galler Stiftsbibliothek gibt es noch rund 65‘000 Bücher, die Anfang des 19. Jahrhunderts oder Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Diese Bücher sind vom Zerfall bedroht. Im Berner Oberland gibt es eine Entsäuerungsanlage für Bücher, die helfen kann. Aber sie ist sehr teuer. Die Stiftsbibliothek versucht deshalb, mit anderen kleinen Bibliotheken zusammen zu arbeiten. «Würden die Bücher entsäuert, würde das den Zerfall stoppen», so Schmuki. Auch der spezielle Geruch ginge damit verloren.