Das Bild sieht man in verschiedenen Bahnhöfen: Passagiere halten sich die Ohren zu, weil das Zug-Quietschen kaum zu ertragen ist. Kein Wunder: Das Geräusch ist unheimlich laut.
Ein einfahrender Zug verursacht ein Geräusch von rund 90 Dezibel. Das Quietschen ist 15 bis 20 Dezibel lauter. «Die Lautstärke nimmt damit bis zum Vierfachen zu», sagt Christian Czolbe, Akustik-Ingenieur bei der Firma Pose, die solchen Zuglärm auf die Spur geht. «Ausserdem liegen die Quietschgeräusche in einem Frequenzbereich, wo das Gehör besonders empfindlich ist».
Reibung in der Kurve macht den Lärm
Das Quietschen entsteht, wenn ein Zug durch eine Kurve fährt. Dabei wird das innere Rad an die Schiene gedrückt. Der sogenannte Spurkranz, der das Rad in der Schiene hält, reibt an der Schiene. Diese Reibung versetzt das Metall in Schwingung.
«Der Effekt ist vergleichbar mit dem nassen Finger, der über den Rand eines Weinglases fährt und dieses zum ‚Singen‘ bringt», erklärt Czolbe.
Nicht jeder Zug lärmt gleich laut
Der Lärm hängt von der Beschaffenheit des Fahrgestells ab. Diese sind unterschiedlich konstruiert, weil S-Bahnen, Fernzüge und Güterzüge unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen. Und auch das Wetter spielt eine Rolle.
«Wir haben festgestellt, dass bei leicht feuchtem Wetter das Quietschen schlimmer wird. Wenn die Schiene aber nass ist, dann nimmt es wieder ab», sagt SBB-Sprecher Christian Ginsig.
Schmierung kann Quietschen nur dämpfen
Diesen Effekt nutzen Bahn- und Trambetreiber. Im Bahnhof Zürich-Stadelhofen, wo das Quietschen wegen der Schienenkurve besonders stark auftritt, werden die Geleise benetzt.
«Damit kann man das Quietschen auf weniger als die Hälfte reduzieren», sagt Akustiker Christian Czolbe. Aber ganz weg bringt man das Quietschen leider nicht. Das sagt auch Christian Ginsig von der SBB.
Die Ingenieure seien daran, die Fahrgestelle zu optimieren. Das werde eine weitere Verbesserung bringen. «Ganz bringt man das Quietschen aber leider nicht weg.»