Zum Inhalt springen

«Schlauer i d’Wuche» Bei Blitzgefahr raus aus dem Wasser- und zwar subito!

Bei Gewitter soll man Gewässer verlassen – warum eigentlich?

Dass Blitze in Gewässer einschlagen, kommt vor. SRF-Meteorologe Christoph Siegrist hat einen solchen Blitzeinschlag einst beobachtet, auf dem Zürichsee. Allerdings aus sicherer Distanz. Der Wetterfachmann hat grossen Respekt vor Blitzen.

Wenn es im Umkreis von 30 Kilometern irgendwo blitzt, geht niemand aufs Dach.
Autor: Christoph Siegrist SRF-Meteorologe

Auf dem Meteo-Dach herrsche die strikte Regel: «Wenn es im Umkreis von 30 Kilometern irgendwo blitzt, geht niemand aufs Dach.» Viel zu exponiert sei das Aussenstudio von SRF Meteo auf dem Dach.

Lebensgefahr im Wasser

Was aber macht es für uns so gefährlich, bei Gewitter im See zu sein? «Wasser leitet Strom, zwar nicht sehr gut, aber es leitet», erklärt Physiker Christian Franck. Er ist Professor für Hochspannungstechnik an der ETH Zürich. «Wenn der Blitz in eine Wasseroberfläche einschlägt, wird in der Nähe des Einschlags die elektrische Feldverteilung aufgebaut. Wenn wir uns dort befinden, überbrücken wir mit unserem Körper, vom Kopf bis zum Fuss, eine Spannungsdifferenz von einigen zehntausend Volt.» Heisst, es fliesst Strom durch unseren Körper.

Je kleiner ein Lebewesen, desto grösser ist seine Überlebenschance.
Autor: Christoph Siegrist SRF-Meteorologe

SRF-Meteorologe Christoph Siegrist erklärt das Phänomen mit einem Fisch im Wasser: «Je kleiner ein Lebewesen, desto grösser ist seine Überlebenschance. Wenn der Blitz auf der einen Seite einschlägt, dann gibt es einen Spannungsunterschied zwischen dem Kopf des Fischs und der Schwanzflosse des Tiers.» Je grösser ein Lebewesen und damit diese Distanz sei, desto mehr Strom fliesse durch den Körper, um den Spannungsunterschied auszugleichen. «Und umso grösser ist auch der Schaden.»

Verbrennungen, Lähmungen, Schock

Dass auch Fische oder Schwäne beispielsweise bei einem Blitzeinschlag verenden können, sei durchaus möglich, sagen beide Experten. Bei Menschen ist die Gefahr aber grösser, dass sie durch einen Blitzeinschlag in der Nähe Schäden davontragen, je nach Stärke auch noch in 100 Metern Distanz.

Man muss sich vorstellen: Aus unserer Steckdose kommen 10 Ampère Strom. Ein Blitz hat durchschnittlich 30’000 Ampère Stromstärke.
Autor: Christian Franck Hochspannungs-Experte

Hochspannungs-Experte Christian Franck: «Je nachdem kann es zu Herzkammerflimmern kommen, zu Muskelverkrampfungen oder Lähmungserscheinungen.» Und Christoph Siegrist ergänzt: «Man muss sich vorstellen: Aus unserer Steckdose kommen 10 Ampère Strom. Ein Blitz hat durchschnittlich 30’000 Ampère Stromstärke.» Das führe zu schweren Verbrennungen.

An Land bei Blitzgefahr niederkauern oder «Sackhüpfen»

Um die Spannungsdifferenz möglichst klein zu halten, sollte man sich auf einem freien Feld beispielsweise bei Blitzgefahr zusammenkauern und die Füsse möglichst nah nebeneinanderstellen. Wer sich zum Beispiel schnell noch in ein Haus flüchten möchte, der sollte sich hüpfend fortbewegen, raten beide Fachleute. Quasi wie beim Sackhüpfen. Physiker Christian Franck rechnet kurz: «Wenn Sie aber grosse Schritte machen, sagen wir von einem Meter, haben Sie eine grössere Spannungsdifferenz zwischen den beiden Beinen». Bei einem starken Blitz könnten dann schon mal 12’000 Volt durch den Körper fliessen.

«Espresso Aha!»

Box aufklappen Box zuklappen

Jeden Montag beantwortet «Espresso» in der Rubrik «Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Stellen Sie sie !

Am sichersten ist man bei Blitzeinschlägen im Auto oder sonst in einem metallischen Raum. Das Metall leitet den Strom ab. Dieses Phänomen ist auch als Pharadayscher Käfig bekannt. Keinesfalls sollte man sich unter Bäume flüchten. Diese sind exponiert und der Blitz sucht sich gerne erhöhte Objekte, um sich zu entladen.

Espresso, 20.06.22, 08:13 Uhr

Meistgelesene Artikel