Kleider in die Sammlung zu geben, gibt ein gutes Gefühl: Man tut etwas für Bedürftige und vermeidet Abfall. Doch längst nicht alles, was in der Kleidersammlung landet, wird tatsächlich noch einmal getragen. Eine «Espresso»-Hörerin war konsterniert, als sie in einer Dokumentation aus dem westafrikanischen Ghana sah, wie sich dort Altkleider aus Europa direkt am Strand zu wahren Bergen auftürmen. «Ich möchte nicht, dass meine Kleider auf einer solchen Deponie landen.»
Die Qualität der Kleider hat generell abgenommen.
Die Hörerin spricht ein Problem an, das sich tatsächlich mehr und mehr zuspitzt und das sich längst nicht nur in Afrika zeigt. Auch in südosteuropäischen Ländern landen viele unbrauchbare Altkleider aus dem Westen. Sie dienen dort teilweise sogar als äusserst umweltbelastendes Heizmaterial (SRF berichtete).
«Würden Sie das noch verschenken?»
Dass Mode immer schnelllebiger und billiger wird, beeinflusst auch die Altkleidersammlung: «Das merken wir natürlich», sagt etwa Andreas Reinhart von Caritas Zürich. Die Organisation nimmt Altkleider für Second-Hand-Läden entgegen. «Die Qualität der Kleider hat generell abgenommen.» Dennoch sei man in der glücklichen Lage, dass über alles gesehen doch noch sehr viele schöne Stücke gespendet würden.
Spenden Sie nur, was Sie auch noch einem Freund oder einer Freundin schenken würden. Was kaputt ist, kann man auch nicht mehr für einen Franken verkaufen.
Wem es wichtig ist, dass seine gespendeten Kleider noch verwendet werden, dem gibt Andreas Reinhart einen einfachen Tipp: «Spenden Sie nur, was Sie auch noch einem Freund oder einer Freundin schenken würden. Was kaputt ist, kann man auch nicht mehr für einen Franken verkaufen.»
Spenden übersteigen Nachfrage deutlich
Etwas anders tönt es beim Sammelunternehmen Texaid. Sofern Textilien und Schuhe sauber und trocken seien, könne man sie abgeben – «auch kaputte Alttextilien», wie es auf Anfrage heisst. Saugfähige Materialien würden zum Beispiel zu Putzlappen verarbeitet, nicht saugfähiges Material werde geschreddert und beispielsweise als Dämmstoff weiterverwendet. Defekte funktionale Sportwäsche gehöre jedoch nicht in die Sammelcontainer, sondern in den Hausabfall, «da diese keinem Recyclingprozess zugeführt werden kann.»
Texaid hat Standorte unter anderem in Deutschland, Österreich, Bulgarien und Ungarn. Das Unternehmen sortiert dort nach eigenen Angaben täglich rund eine Million Kleidungsstücke. Diese Menge übersteige die Nachfrage an Altkleidern, etwa für Krisengebiete oder für Armutsbetroffene, deutlich. Texaid gibt an, diesen Überschuss an Textilien «nachhaltig sowie umweltschonend» weiter zu verwerten.
Wir setzen alles daran, damit dieser Müllberg nicht noch grösser wird.
Unsere Kleider in Osteuropa und Afrika
Die schiere Menge gespendeter Kleider bringt uns zurück zur Frage der «Espresso»-Hörerin. Landen denn nun auch Altkleider aus der Schweiz mehr oder weniger direkt auf Mülldeponien in Afrika? Zur Antwort gibt es kein klares «Nein». Andreas Reinhart von Caritas Zürich sagt: «Wir setzen alles daran, damit dieser Müllberg nicht noch grösser wird.» Man versuche, so viele Kleider wie möglich in den Second-Hand-Läden zu verkaufen. Und was nicht mehr verkauft werden könne, gehe an Partner wie Texaid.
Und dort wiederum heisst es, man exportiere «nur tragfähige Kleidung nach Sub-Sahara, so dass eine direkte Entsorgung weitgehend ausgeschlossen ist». Weitgehend – aber eben nicht ganz.