Eine SRF-Hörerin aus dem Wallis mag am liebsten rassige Radiesli und fragt sich, weshalb diese so unterschiedlich scharf sind und woran man die Schärfe im Laden erkennt? «Bei Äpfeln und Kartoffeln steht ja auch, ob sie süss, sauer, mehlig oder festkochend sind. Wieso steht bei den Radiesli nichts zur Schärfe?», fragt sie das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Im Hochsommer am schärfsten
Radieschen-Bauer Frédéric Bart aus dem Berner Seeland produziert rund ein Drittel aller Radieschen aus der Schweiz. Bei der Schärfe spiele nicht die Sorte, sondern vor allem die Jahreszeit eine Rolle: «Die Schärfe schwankt mit den Jahreszeiten. Im Winter sind sie manchmal richtig wässrig, im Frühling werden sie würziger und im Sommer sind sie am schärfsten.» Das habe mit den ultravioletten Strahlen, also mit der Sonne zu tun, so seine These.
Wassermangel und viel Sonne machen Radiesli scharf
Das sieht auch der Gemüsegrosshändler Tiziano Marinello so: Ob ein Radieschen scharf oder mild sei, habe mit dem Senföl zu tun. Dieses scharfe Öl produziere das Radiesli zur Verteidigung gegen Fressfeinde, aber auch als Folge von Stress wie Wassermangel und viel Sonnenlicht.
«Wenn man Radieschen im Gewächshaus produziert, kann man die Schärfe etwas steuern: Man kann etwas mehr Schatten geben oder das Wasser rationieren, im Freiland ist man den Launen der Natur mehr ausgeliefert», meint Marinello.
Kleinere Radieschen sind schärfer
Die Jahreszeit, der Wassergehalt und die Reife machen es aus, ob das rote Gemüse scharf wird oder fad. Das sagen auch die Detailhändler Migros und Coop. Die Sorte am Gestell anschreiben, bringe deshalb nicht viel.
Beide Detailhändler sagen unisono: Bei den Kunden seien schärfere Radieschen beliebter. Ihr Tipp: Wenn möglich kleinere Exemplare aussuchen. Und solche aus dem Freiland statt aus dem Gewächshaus kaufen.
Doch Obacht, lange nicht alle hätten gerne scharfe Radieschen, sagt Tiziano Marinello, Co-Geschäftsleiter des Gemüsegrosshändlers Marinello, der hauptsächlich Gastro-Betriebe beliefert: «Es gibt Leute, die vertragen das nicht.» Gerade, wenn Radieschen als Vorspeise ganz gegessen würden, erhalte er manchmal auch Reklamationen. Doch Marinello ist der Meinung, ein Radieschen müsse eine gewisse Schärfe haben.
Dank SRF-Hörerin bald eine neue Sorte im Restaurant?
Dank der Radiesli-Frage der «Espresso»-Hörerin aus dem Wallis gibt es nächstes Jahr in der Gastronomie vielleicht wieder einmal eine neue Sorte. Wegen ihrer Frage ist Marinello auf eine Sorte gestossen, die er bisher noch nicht kannte: Die «Riesen von Aspern» können einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern erreichen. Tiziano Marinello meint: «Es ist lässig, wenn wir durch solche Anfragen auf neue Ideen kommen.»