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«Kassensturz»-Degustation Vermicelles-Degustation: Wo ist der Marroni-Geschmack?

Die Vermicelles und Marroni-Pürees aus dem Laden könnten besser sein, urteilt die «Kassensturz»-Fachjury.

Vermicelles ist der Schweizer Dessertklassiker schlechthin. Im Herbst servieren landauf, landab jedes Restaurant, jedes Tearoom und jede Confiserie die braunen Würmchen. Für das Dessert zu Hause verkaufen die Läden Vermicelles und Marroni-Püree gefroren, gekühlt oder ungekühlt in der Tube. Für «Kassensturz» degustierte eine Fachjury zehn solcher Produkte und kürte den Testsieger.

Testtabelle

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Die detaillierten Testresultate finden Sie hier .

Brüchige Konsistenz und Kartongeruch

An der Degustation in der Hotelfachschule Belvoirpark bewertete die Jury Aussehen, Geruch, Konsistenz und Geschmack der Marroni-Pürees.

Die Jury

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Esther Gurtner: preisgekrönte Patissière aus Gümligen bei Bern

Sonja Durrer: amtierende Bäckerei- und Konditoreiweltmeisterin aus Kerns (OW)

Andy Vorbusch: Chef de Patisserie im Grand Resort Bad Ragaz (SG)

Norman Hunziker: Kochbuchautor und Spitzen-Koch aus Biel

Andrin C. Willi: Gastrojournalist aus Zürich

Am schlechtesten bewertet ist das Bio-Marroni-Püree der Migros mit der «ungenügenden» Note 3,4. Kritikpunkte waren vor allem die Konsistenz und das Mundgefühl: «Es war sehr brüchig und in meinem Empfinden beim Essen mehlig», sagt Jury-Mitglied Andy Vorbusch. Die Migros wehrt sich gegen die schlechte Note: Es sei nicht zulässig, Vermicelles und Marroni-Pürrees in der gleichen Degustation zu vergleichen (siehe «Stellungnahmen der Verkäufer» und «Unterschied Marroni-Püree und Vermicelles).

Auch für die drei anderen «ungenügenden» Produkte fand die Jury deutliche Worte: Das Vermicelles der Coop-Eigenmarke «Qualité & Prix» schmecke zu künstlich, und «Jardinière» aus dem Volg fehle das typische Kastanienaroma. Beim Marroni-Püree von Denner war es ein muffiger Kartongeruch, der für Nasenrümpfen sorgte.

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Maronen oder Edelkastanie?

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Die meisten Produkte in der «Kassensturz»-Degustation sind aus Marroni hergestellt. Die Marone ist eine Zuchtform der Edelkastanie, die süsser und aromatischer ist. Im Test waren zwei Vermicelles, die nicht aus Marroni, sondern aus Edelkastanien hergestellt werden: das «ungenügende» Jardinière von Volg und das «genügende» Vanini-Vermicelles aus Tessiner Hochstamm-Edelkastanien, das auch im Tessin hergestellt wird.

Immerhin ist jeder achte Baum im Tessin ein Edelkastanienbaum. Jedes Jahr werden im Südkanton bis zu 60 Tonnen Edelkastanien geerntet. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Landschaft und Schnee (WSL) schätzt das Potential sogar auf 600 Tonnen pro Jahr. Allerdings sind sie oft schwieriger zu ernten als auf Plantagen in Italien.

Testsieger ist das Vermicelles der Migros

Die Jury bewertet das Vermicelles von «M-Classic» aus der Migros mit Note 4,7 am besten. Mit 97 Rappen pro 100 Gramm ist es zugleich das günstigste im Test.

Für Andrin C. Willi kommt in diesem Produkt das Ausgangsprodukt, die Marroni, voll zur Geltung. Die Kommentare der Juroren sind denn auch vorwiegend positiv: «klassisches Maronen-Püree», «harmonisch» und «lang im Abgang». Auch Esther Gurtner lobt dieses Produkt, sagt aber: «Ich würde mir noch etwas mehr Marroni-Geschmack wünschen.»

Unterschied Marroni-Püree und Vermicelles

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Während Marroni-Pürees bloss aus Marroni, Zucker und Wasser bestehen, werden dem Vermicelles weitere Zutaten beigefügt: Fette wie Raps- und Palmöl, Binde-, Verdickungs- und Konservierungsmittel. Dazu kommen Aromen, häufig Kirsch. Wer also ein fertiges Dessert sucht, kauft eher ein Vermicelles, wer die Masse selber verfeinern oder weiterverarbeiten will, entscheidet sich für Marroni-Püree. Und nicht vergessen: Vermicelles lässt sich einfach auch aus gefrorenen Marroni herstellen.

Schweizer Marroni landen selten in Vermicelles. Der Grossteil wird aus Italien, Frankreich und Portugal importiert. Coop verkauft das einzige Produkt aus Tessiner Kastanien, das in der ganzen Deutschschweiz erhältlich ist. Dieses von der Tessiner Firma Sandro Vanini hergestellte Vermicelles schnitt in der Degustation mit Note 4,2 «genügend» ab und ist mit 2.26 Franken pro 100 Gramm das teuerste im Test.

Die Jury-Mitglieder vermissten generell ausgeprägtere Marroni-Aromen, auch bei den Produkten auf den Plätzen zwei und drei: Das Bio-Marroni-Püree Coop Naturaplan aus dem Tiefkühler und das ungekühlt haltbare Hero-Vermicelles aus der Tube. In anderen Worten: Ob Vermicelles oder Marroni-Püree (siehe oben, Aufklappbox), kein einziges Produkt überzeugte so richtig beim Kriterium «Geschmack und Aroma».

Service

Ein zweites grosses Thema ist die Textur: Die besten drei haben bei diesem Punkt überzeugt. Sie haben eine angenehme Konsistenz. Das lässt sich nicht von allen Marroni-Desserts behaupten: zu feucht und klebrig die einen, sandig oder zu trocken die anderen.

Rezepte aus dem SRF-Archiv zum Ausprobieren:

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