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Test In-Ear-Kopfhörer Eine gute Geräuschunterdrückung hat ihren Preis

«Kassensturz» liess acht In-Ear-Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion testen. Zwei Modelle schwingen obenaus.

Im lauten Zug oder Tram oder am Arbeitsplatz die Stöpsel in die Ohren und schon ist der Lärm weit weg. Noise-Cancelling macht es möglich. Was bei den grossen Over-Ear-Kopfhörern funktioniert, klappt auch bei vielen kleinen In-Ear-Hörern gut. 

Diese In-Ear-Kopfhörer wurden getestet:

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Tabelle

«Kassensturz» liess acht viel verkaufte In-Ear-Modelle mit Rauschunterdrückung mit Preisen zwischen 60 und 230 Franken im Labor testen. Dabei zeigt sich: Die beste Technik hat ihren Preis. Wer aber leichte Abstriche macht, erhält schon für rund 70 Franken einen tauglichen Kopfhörer.

So wurde getestet

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Das spezialisierte Labor Müller-BBM in Planegg bei München hat für «Kassensturz» den Test durchgeführt. Drei ausgebildete Testhörpersonen bewerteten die Klangqualität der Kopfhörer mittels subjektiver Bewertung je für Rock, Jazz, Klassik und gesprochene Sprache. Die Gruppe bewertete auch die Handhabung der Modelle: Wie einfach lassen sie sich mit einem Handy koppeln? Wie leicht die Aufsätze wechseln? Wie ist der Sitz im Ohr?  

Die Qualität der Rauschunterdrückung wurde mit einem Kunstkopf ermittelt. Dabei wurde gemessen, wie viel eines definierten Rauschens aus einem Lautsprecher bei eingeschaltetem Noise-Cancelling im Ohr noch ankommt. Die Testpersonen bewerteten ausserdem den subjektiven Eindruck der Rauschunterdrückung.  

Bei der Akkulaufzeit mass das Labor Werte zwischen unter vier bis über zehn Stunden. Wer seine Kopfhörer auf langen Reisen nutzen will, sollte auf dieses Kriterium achten.  

Das Labor hat auch die Qualität der eingebauten Mikrofone in lauter Umgebung bewertet. Dabei zeigten sich enorme Unterschiede. Beim schlechtesten Modell war der Gesprächspartner praktisch nicht zu verstehen. Beim besten wurde der Umgebungslärm stark gefiltert.  

Simple Silikon-Aufsätze machen den Unterschied 

Erstaunlich: Nicht Hightech, sondern die richtigen Aufsätze haben bei der Rauschunterdrückung den entscheidenden Einfluss. Das sagt Testleiter Michael Kogel vom Testlabor Müller-BBM.: «Wenn der Hörer nicht richtig im Ohr sitzt, nützt die beste Rauschunterdrückung nicht viel. Denn der Lärm dringt von aussen ins Ohr ein.» Auch der Klang ist von einem guten Sitz im Ohr abhängig. Kogel empfiehlt deshalb, die mitgelieferten Aufsätze verschiedener Grösse ausgiebig auszuprobieren.  

Noise Cancelling: Nicht alle schaffen es gleich gut 

Wie gut die Modelle Umgebungslärm dämpfen, hat das Labor mithilfe eines Kunstkopfes gemessen. 

Ein graues Kunstkopf zum Testen von Kopfhörern mit In-Ear-Kopfhörern in den Ohren.
Legende: Ein Mikrofon im Ohr des Kunstkopfes misst, wie viel vom Rauschen bei eingeschaltetem Noise Cancelling noch im Ohr ankommt. SRF

Dabei werden die In-Ear-Hörer in die künstlichen Ohren eingesetzt, aus einem Lautsprecher wird ein gleichmässiges Rauschen eingespielt. Ein Mikrofon im Ohr misst, wie viel vom Rauschen bei eingeschaltetem Noise Cancelling noch im Ohr ankommt. Die Grafik unten zeigt das beste und das schlechteste Modell.  

Zwei Grafiken zeigen, wie gut der beste und der schlechteste Kopfhörer Rausch unterdrückt.
Legende: Die obere Linie zeigt die Lautstärke des Rauschens, die untere Linie, wie gut die Rauschunterdrückung den Lärm absenkt. Die Unterschiede sind deutlich. SRF

Testsieger Sony WF-1000 XM5 vor Apple Airpods 2. Generation 

Mit Note 5,4 am besten abgeschnitten hat das Modell WF-1000 XM5 von Sony. Es überzeugt bei der Klangqualität, der Bedienung, der Akkulaufzeit und bietet die beste Rauschunterdrückung.

Knapp dahinter folgen die Apple Airpods (2. Generation). Der Klang ist gleich gut wie beim Sony, die Rauschunterdrückung fast so gut. Die Akkulaufzeit ist mit 6 Stunden 40 Minuten aber nur durchschnittlich.  

Preis-Leistungs-Sieger Samsung Galaxy Buds FE 

Für die beste Qualität ist ein tiefer Griff in die Tasche nötig: Sony und Apple kosten beide über 220 Franken. Dagegen wirkt der Preis von knapp 80 Franken für die Galaxy Buds FE von Samsung fast schon wie ein Schnäppchen. Die Rauschunterdrückung erhält Note 5,1, der Klang 4,7.  

Modelle von Renkforce, Marshall und Miostar «ungenügend» 

Renkforce RF-NCE-500, eingekauft für 60 Franken bei Conrad.ch, hat einen miserablen Klang (Note 2,7) und landet auf dem letzten Platz. Auch Marshall Motif A.N.C. für 150 Franken schafft es bei keiner der vier Klangbewertungen (siehe Tabelle) auf eine «genügende» Note. 

Die Migros-Eigenmarke Miostar ist beim Klang und damit im Gesamturteil ebenfalls knapp «ungenügend». Anbieter Conrad, Hersteller Marshall und M-Electronics (80 Franken) wollen ihre Modelle nur noch abverkaufen. Marshall spricht zwar von einem Auslaufmodell, es ist allerdings noch breit erhältlich. M-Electronics schreibt, man wolle statt ANC S1 künftig ein verbessertes Modell ins Sortiment nehmen. 

Rauschunterdrückung schont das Gehör 

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Eine japanische Studie aus dem Jahr 2022 kommt zum Schluss, dass die Noise-Cancelling-Technik Gehörschäden vorbeugen kann. Der Versuch: 23 Probanden hörten in lauter Umgebung mit Kopfhörern Musik. Eine Gruppe verwendete Hörer mit Noise-Cancelling (NC), die andere nicht. Diese Gruppe hörte im Schnitt 15 Dezibel leiser als die Gruppe, die ohne NC hörte. Für Alexander Huber, Direktor der ORL-Klinik am Universitätsspital Zürich , machen 15 Dezibel sehr viel aus: «Wer Musik mit 85 Dezibel hört, kann das acht Stunden lang machen, ohne das Gehör zu gefährden. Wer aber mit einer Lautstärke von  100 Dezibel hört, gefährdet sein Gehör schon nach 15 Minuten.» 

Kassensturz, 26.03.24, 21:05 Uhr

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